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GAMES

Videospiele können wie Antidepressiva wirken und wir haben da ein paar für euch!

Vor kurzem wurde erkannt, dass Gaming psychisch positive Auswirkungen haben kann.

Bild von bark via flickr | CC BY 2.0

Vor kurzem wurde wissenschaftlich erwiesen, dass Videospiele wie Antidepressiva wirken und unter anderem gegen Altersdepression helfen können. Wenn man dann auch noch erfährt, dass Robin Williams seine Tochter nach der Videospielprinzessin Zelda benannt hat, macht das seinen Selbstmord irgendwie gleich noch um ein Stück trauriger. Zugleich zeigt es aber auch den Hoffnungsschimmer auf, der in den spielbaren Pixeln schlummert—und warum Games wenn vielleicht auch nicht die gravierendsten psychische Probleme, dann doch zumindest euren Blues vor dem endenden Sommer (der noch dazu von Anfang an keiner war) kurieren können.

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Denn auch, wenn es eigentlich jedes Jahr ein bisschen dasselbe ist mit dem Wetter (und schlechte Stimmung natürlich nicht mehr mit ausgewachsenen Depressionen zu tun hat wie blaue Flecken mit Knochenbrüchen), überschwemmt um etwa dieselbe Zeit ein ziemlicher Frust das Land. Entweder, weil der Sommer irgendwie jetzt schon vorbei zu sein scheint und man ihn nicht richtig ausgekostet hat, oder aber, weil man die Hitze hasst und sich unglaublich gerne über jede Temperaturverschiebung nach oben beschwert, was besonders unter 14-jährigen Metal-Fans, exzessiven Island-Urlaubern oder hormonell herausgeforderten Altenheimbewohnern vorkommt. (Letztes Jahr war es eher zweiteres, dieses Jahr eher ersteres.)

Für den geneigten Videospieler ist diese Jahreszeit doppelt schlimm: Die einem Bratofen ähnelnde Wohnung wird durch die hart arbeitende Maschinerie im Gehäuse von Xbox, PlayStation oder PC selbst mit dem ohrenbetäubendsten Lüfter nicht unbedingt besser. Einfach mit dem 3DS, der Vita oder dem iPad hinaus ins Freie? Viel Glück bei permanenter Sonneneinstrahlung überhaupt irgendetwas auf dem Display zu erkennen. Zu allem Überfluss erscheinen nicht einmal besonders viele neue hochkarätige Titel, weil alle Publisher auf das Weihnachtsgeschäft gieren. Trotz alldem glauben wir fest daran, dass folgende Symptome mit der gezielten Verschreibung ausgewählter Games geheilt werden können.

Die Karibik-Urlaubsfotos deiner Facebook-Freunde sind zu viel für dich

Du kennt das. Schweißgebadet und überarbeitet sitzt du im Saunabüro, wirfst in der Mittagspause—und natürlich nur in der Mittagspause—einen unschuldigen Blick auf Facebook und bekommst bei all den Palmenstrand-Fotos und „LOL ihr müsst arbeiten ich lieg am straaaand" das Gefühl, alle wären in der Karibik, nur du selbst nicht, weil mit deinem Gehalt ja allerhöchstens ein rustikales Temelín-Wochenende drin wäre.

Aber ganz ehrlich: Wie viel Spaß kann die Karibik schon machen, wenn man nicht zufällig Pirat im frühen 17. Jahrhundert ist? Der vierte Teil der Assassin's Creed-Serie mit dem Untertitel Black Flag bietet genau das. Rumliegen, ein Buch lesen, im Wasser plantschen und Cocktails trinken kann man theoretisch auch daheim in der Badewanne. Ein eigenes Schiff voller gröhlender Piraten von Havanna nach Nassau kommandieren, sich von einer kilometerhohen Klippe ins türkis schimmernde Meer stürzen oder nach versunkenen Schätzen und Schmugglerhöhlen tauchen, das kann man zumindest ohne erhebliche Lebensgefahr nur in Assassin's Creed IV.

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Screenshot von assassinscreed.ubi.com

Dabei hilft nicht nur, dass es sich um ein Open-World-Spiel handelt, man also die ganze Karibik nach Lust und Laune erforschen kann, sondern auch, dass es grafisch wirklich hübsch aussieht. Da kann man per Sceenshot-Funktion auch gleich das Urlaubsfotoalbum machen: „Hier gebe ich den Feuerbefehl auf eine spanische Fregatte. Hier schwinge ich mich über ein Seil an Deck. Ah, und hier durchbohre ich den Kapitän mit meinen goldenen Doppelsäbeln. Jaja, eure Domrep-Klubfotos kommen auch gleich dran."

Alternative: Die Banenrepublik-Simulation Tropico. Denn nach Pirat ist Diktator wahrscheinlich das Zweitbeste, was man in der Karibik sein kann.

Du willst dich im Wasser abkühlen, aber die öffentlichen Bäder sind grindig und überfüllt

Theoretisch sind öffentliche Badeanstalten ja keine so schlechte Idee, denn bei großer Hitze hilft ein bisschen Tauchen durchs kühle Wasser oft Wunder, und zumindest dem Städter bleiben dazu nicht viele andere Möglichkeiten als eben Hallen- und Freibäder. Ruiniert wird das Ganze wie jedes an sich gute Konzept durch die schiere Masse an Leuten, die die gleiche Idee hatten wie du. Welcher Sommerdepressive kann schon die sanfte Stille unter Wasser genießen, wenn er sich den Quadratmeter Schwimmbecken mit drei ekligen Kindern teilen muss? Die Antwort ist, er bleibt zu Hause und spielt Aquaria.

Aquaria ist ein Indie-Spiel aus der Zeit knapp bevor „Indie-Spiel" ein eigenes Genre wurde und von gerade einmal zwei Leuten gemacht, steht aber vom Umfang her einem AAA-Titel in nichts nach. In dieser Mischung aus Ecco the Dolphin und Super Metroid übernimmt man die Rolle eines weiblichen Halb-Fisch-Halb-Mensch-Fabelwesens. Dieser, sagen wir mal, „Finsch" nennt sich Naija, das einsam und ohne Erinnerungen eine gigantische, verwinkelte Unterwasserwelt voller Geheimnisse erforscht, auf der Suche nach Gleichgesinnten sowie ihrer Vergangenheit und Identität. Die hochauflösende, handgezeichnete 2D-Grafik und fantastische Musik machen Aquaria zu einem Atmosphäre-Wunder, das dich das kühle Nass förmlich am Körper spüren lässt und den entwürdigenden Besuch im Wiener Gänsehäufl endgültig überflüssig macht.

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Alternative: Die beiden schönen Endless Ocean-Titel auf der Wii sind um einiges näher am echten Taucherlebnis, Aquaria ist aber das bessere Spiel.

Du bist überzeugt, dass Sommer nie wieder so gut sein werden wie im Kalifornien der Achtziger

Ein nachvollziehbares Sentiment. Die Sommerkultur in Eighties California ist der Gipfel dessen, das diese Jahreszeit in Sachen Fun-Faktor jemals erreichen wird. Die nahezu einzigartige Kombination aus Stränden, mächtigen Wellen und großen Parks, aus Natur und Urbanität, aus Glamour, Jugend- und Popkultur hat in den Achtzigern unter anderem zu einem Boom spaßiger bis bescheuerter Trendsportarten von Rollerskating bis Freestyle Footbag gesorgt.

Ein Spiel, dass diesen Zeitgeist damals wunderbar eingefangen hat und obendrein gerade mit Freunden immer noch richtig Spaß macht, ist Epyx' 1987er-Klassiker California Games. Oder um es mit den ersten Worten der Spielanleitung zu sagen: „Hey, thrasher! Dontcha ever wear kneepads?' 'Didja see that? He caught some air on the half pipe! Radical!'"

In den Kategorien Surfen, Jet-Skiing, BMX, Footbag, Skateboarding, Rollerskating und Frisbee können bis zu acht Spieler vor illustren Kulissen wie dem Hollywood Sign oder der Golden Gate Bridge gegeneinander antreten. Man kann sogar problemlos Nicht-Videospieler dazuholen; die Steuerung ist blitzschnell erlernt, weil das Spiel ursprünglich für einen Joystick mit genau einem Knopf programmiert wurde.

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Alternative: Derjenige, dessen Herz eher für die Ostküste schlägt und der daher das Florida der Achtziger vorzieht, kann mit Grand Theft Auto: Vice City nichts falsch machen.

Du bist einfach durch und durch Wintermensch

Wenn du Sonne und Wärme sowieso als überbewertet siehst und es für dich nichts Schöneres gibt, als Schneestürme, Eiswüsten und Minusgrade, dann hilft von Juni bis September eindeutig nichts außer: Rollos runter, Icewind Dale an.

Icewind Dale ist ein Rollenspiel, das in den Forgotten Realms des D&D-Universums spielt - und zwar im Unterschied zu vergleichbaren Titeln wie dem bekannteren Baldur's Gate ausschließlich in der eiskalten nördlichen Region. Man stellt sich eine Heldentruppe zusammen, wird im verschneiten Dorf Easthaven ausgesetzt und metzelt fortan alles von Eistrollen und Yetis bis zu durch die Kälte durchgeknallten Zauberern.

Der Blickwinkel von oben auf die Spielwelt ermöglicht nicht nur feinste taktische Tiefe, sondern gibt den gefrorenen Seen, zugeschneiten Bergpfaden und Eishöhlen einen wunderschönen, charmanten Miniaturen-Look, der sogar die Charaktere wie kleine Zinnfiguren wirken lässt. Jawohl, Icewind Dale ist praktisch ein winterliches Nerd-Paradies. Und weil es auch Icewind Dale II gibt, plus Expansion Packs zu beiden Teilen, kommst du locker von Juni bis September damit durch.

Alternative: No na: Sykrim. Aber in das hast du vermutlich bereits 200 Stunden Spielzeit reingesteckt und kennst jeden Winkel auswendig.

Andreas auf Twitter: @schirmsprung