FYI.

This story is over 5 years old.

GAMES

'Saints Row 4' ist das Sharknado unter den Videospielen

Saints Row 4 ist der ADHS-kranke Bruder von GTA. Ob das gut oder schlecht ist, lest ihr hier.

Ein ganz normaler Montag in New York. (Screenshot via Gamezone.com)

Saints Row geht in die 4. Runde. Was als so was wie der kleine ADHS-kranke Bruder der GTA-Reihe begonnen hat, mauserte sich von Teil zu Teil immer mehr zur abgedrehten Parodie auf Open World Spiele, Filme und andere popkulturelle Phänomene der letzten Jahre.

Die Gag-Dichte ist von Anfang an hoch, wobei bei der enormen Anzahl die Qualität dieser natürlich sehr schwankt und vom halbwegs intelligenten Seitenhieb auf US Politik bis zu pubertierendem American-Pie-Penis-Dildo-Humor alles dabei ist. Wenn man etwa gleich am Anfang zu Aerosmiths "Dont Want To Miss A Thing" einen bereits gestarteten Nuklearsprengkörper in der Luft entschärft, entkommt sogar einem Grantler wie mir der eine oder andere Grinser.

Anzeige

In dieser Gangart geht's auch weiter, denn unmittelbar danach startet der Charakter-Editor, der schon in den vorangegangenen Teilen ein Highlight darstellte. Hier ist wirklich alles möglich, von männlichen Pimps über Wiggers und Hustlers bis hin zu weiblichen White Trash-Crackschlampen—und sogar einer sexuell ambivalenten Mischung aus alledem.

Anthropologen beobachten Einwohner von Harlem beim Twerking. (Screenshot via VideogamesBlogger.com)

Die Detailversessenheit geht so weit, dass man unter einem sogenannten „Sex Appeal Regler" die Penislänge der Charaktere einstellen kann. Dass der hier erstellte Charakter dann in allen Cut Scenes in diesem skurrilen Aufzug erscheint, erinnert teilweise an einen Frank Drebin, der mit völlig seriöser Miene von einer absurden Situation in die Nächste gerät.

Zur Story, man muss als US Präsident mit Gangvergangenheit die USA vor einer Alieninvasion schützen.

Als wäre das noch nicht dämlich genug, wird man im Laufe des Spieles auch noch mit Superkräften gesegnet: Eine perfekte Vorlage für einen Roland Emmerich-Sommerblockbuster. Auch wenn es mit einer Jugendfreigabe des Films eher schlecht aussehen würde, denn Saints Row 4 ist gangsta. So gangsta, dass ein elegantes und allgegenwärtiges „muthafucka" natürlich genau so geschrieben wird, der Präsident im White Crib wohnt, und das Oval Office über ausfahrbare Stripperstangen verfügt.

Ein Alien-Overlord würgte meine Kollegin Stacey, während der Secret Service mich in den Arsch fickte.
Es war einer dieser Tage (Screenshot via VideogamesBlogger.com)

Anzeige

Im Spiel selbst befindet man sich die meiste Zeit in einer Art Matrix—einer Parallelwelt, in die wir Menschen von den Aliens geschickt werden, um ihnen unsere „Versklavung" zu erleichtern. Die Analogie geht sogar so weit, dass hier ähnlich idiotisch wie im Film, ein Architektenalien vorkommt, das nur in Metaphern spricht.

Diese Vorgabe ist für die Macher natürlich ideal, da sie so noch mehr abgedrehte Scheiße einbauen können, und sich einen Dreck um Logik oder Physik scheren müssen.

Da wundert es einen nicht, wenn man im Waffenladen neben den obligatorischen Schulamokläuferwaffen auch die Dubstep Gun entdeckt, die in bester Flux Pavillion Manier den Gegnern in die Fresse wobbelt. Dieser Gag würde besser zünden, wenn im Spiel selbst nicht auch ein Großteil der Menüs mit skrillex-esquem „Dubstep" unterlegt wäre.

Wir fanden den Stay Puft-Marshmallow-Man bei den Ghostbusters immer schon cool, aber ein Eck zu speckig. (Screenshot via Gamezone.com)

Und genau hier liegt das Problem: Man macht sich über 0815-Actionspiele lustig, und will sich von der Masse dieser abheben, doch spätestens nach einer Handvoll Missionen sind die teilweise wirklich guten Ideen erschöpft und Standard-Action-Kost stellt sich ein. Das ist zwar nach wie vor nicht schlecht, aber auch nichts, was man unbedingt gespielt haben muss.

Wer hin und wieder nach Mitternacht über Tele 5-Actionfilme zappt, und sich den Müll dann auch noch bis 3 in der Früh anschaut, weil er wissen muss, ob die riesige Schlange den Octopus nun doch frisst oder umgekehrt, dem kann man Saints Row 4 wärmstens empfehlen. Allen anderen die sich bei solchen Filmen nur fremdschämen, und sich über fehlenden Anspruch beschweren, haben ohnehin keine Spielekonsolen daheim.

3 von 5