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Danke, ich zahle den Kaffee gerne selbst

Die stv. Chefredakteurin des Biber empfindet „pures Entsetzen", wenn ein Mann nicht die Rechnung übernimmt.

Foto via: Boston Public Library | Flickr | CC

Es ist nicht einfach als Frau im Journalismus. Darüber habe ich schon einmal einen Text geschrieben und einige der Reaktionen auf den Artikel haben mich damals darin bestätigt, dass es richtig war, den Text zu schreiben. Nun hat die stellvertretende Chefredakteurin des Biber, Delna Antia, einen Artikel geschrieben, in dem sie erklärt, dass sie es als „pures Entsetzen" empfindet, wenn ein Mann nach einem Kaffee nicht die Rechnung übernimmt. „In was für einer Welt lebe ich da? Seit wann zahlen Männer bei Dates nicht mehr?", fragt sie in ihrem Artikel. Das ist genau so rückschrittlich, wie Aussagen von Andreas Gabalier, Frauen sollten doch mehr Zuhause bleiben.

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Ich kann sagen, in welcher Welt wir leben. Wir leben in einer Welt, in der es viele Frauen immer noch als emanzipiert empfinden, den Gabaliers und Straches zuzustimmen, wenn sie die Streichung der Töchter aus der Hymne fordern. Wir leben in einer Welt, in der Frauen immer noch weniger verdienen, einfach weil sie Frauen sind, in einer Welt, in der sie sich für ihre Positionen rechtfertigen müssen, gefragt werden, ob sie ihren Job haben, weil sie sich hochgeschlafen haben. Wir leben in einer Welt, in der ein österreichischer Abgeordneter zum Nationalrat sagt, man müsse die Ware doch prüfen dürfen, wenn es um sexuelle Belästigung geht: „Ob der Popsch hält, was der Blick verspricht. Das erfahren zu wollen wird nun bestraft. Cui bono??". Und das dann damit rechtfertigt, dass er so auch seine Frau kennengelernt habe. Wer am Sonntag Im Zentrum oder am Montag Pro und Contra gesehen hat, weiß, in welcher Welt wir leben.

„Ein Gentleman macht eine Frau nicht weniger stark und unabhängig," schreibt Delna Antia weiter. Das stimmt vollkommen. Aber eine Frau, die sich darüber aufregt, wenn sie von einem Mann nicht selbstverständlich eingeladen wird, macht sich selbst und die Frauen um sich herum weniger stark und unabhängig. JEDE Frau wünsche sich laut dem Artikel, dass der Mann zahlt und KEINE Frau würde sich verlieben, wenn sie es nicht tun—das sei ein Urinstinkt. Das ist völliger Schwachsinn. Es ist mir völlig egal, ob mich jemand einlädt und es ist ja eines jeden Recht, sich wie eine Prinzessin fühlen zu wollen, aber wenn wir Gleichberechtigung wollen, dann können wir nicht im selben Atemzug sagen, es sei eine „Frechheit", wenn ein Mann nicht bezahlt.

Ich weiß, das Biber spielt oft mit Grenzen und provoziert gerne. Mit dem „Mischlingscover" zum Beispiel, oder mit einem anderen Artikel von Antia, mit dem klingenden Namen „alles dreht sich um die Dicken". Aber in diesem Artikel geht es um „jede" und „keine" Frau. Diese Absolutheit ist schlicht und einfach falsch und sollte nicht unwidersprochen bleiben.

Zum Glück leben wir auch in einer Welt, in der andere Frauen gegen all dies ankämpfen. In der Frauen genau sehen, dass mit Gleichberechtigung eine wichtige Sache einhergeht: tatsächliche Gleichberechtigung. Es ist schön, dass die Autorin Gleichberechtigung will, aber offenbar möchte sie keine Gleichbehandlung. Das soll sie dürfen, dafür muss sich schließlich jede Frau selbst entscheiden. Aber es ist nicht richtig, dieses Denken zu einer allgemeingültigen Tatsache zu erklären.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos