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Drogen

Gras statt Meth: Diese Frau ist der britische Walter White

Chemielehrerin? Check. Macht gerade echt schwere Zeiten durch? Check. Produziert und vertreibt Unmengen Crystal Meth? Nicht ganz.

Polizisten bei einer anderen Cannabis-Razzia | Foto: West Midlands Police | Flickr | CC BY-SA 2.0

Vor etwa zwei Jahren wurde eine Frau mittleren Alters aus einem ruhigen walisischen Dorf für kurze Zeit zur Mediensensation. Von außen betrachtet lebte Susan McKay ein normales Leben als Lehrerin, Mutter und Mitinhaberin einer gehobenen Pension. Die unerwartete Wahrheit über ihr Doppelleben kam im April 2014 ans Licht, als die Polizei Cannabis im Wert von 120.000 Euro beschlagnahmte, das in vier der sieben Zimmern ihres Landhauses (in dem sich auch die Pension befand) wuchs und trocknete. McKay wurde als der Mittelpunkt der gesamten Operation ausgemacht.

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Die Story liest sich wie eine Mischung aus Weeds und Breaking Bad—wenn es sich denn auch um eine Primetime-Fernsehsendung handeln würde und nicht um das wirkliche Leben einer Chemielehrerin, die in einem ziemlich edel aussehenden Haus in Nordwales lebt. Inzwischen gibt es in dem Fall auch ein Urteil: Am 1. April hat ein Richter angeordnet, dass die 58-jährige Gesamtschullehrerin die 33.500 Pfund (ca. 42.000 Euro), die sie an ihrem Pflanzenvorrat verdient hätte, innerhalb von drei Monaten zurückzahlen muss—ansonsten droht Haft.

McKay und ihr Sohn Michael, der zu diesem Zeitpunkt nicht in der Pension lebte, bekannten sich beide schuldig, sich letztes Jahr zum Verkauf von Cannabis verschworen zu haben. Michael muss für seine eigene Beteiligung 2.000 Pfund (2.500 Euro) bezahlen—aber darüber gleich noch mehr. Letztlich ist da noch Susans Ehemann Owen McKay. Er bekannte sich derselben Anklage schuldig, allerdings nur, weil er die Grow-Operation „wissentlich ignoriert" habe, und wurde zu einer Zahlung von 22.000 Pfund (27.500 Euro) verurteilt.

Gehen wir mal einen Schritt zurück. Wie auch bei Walter White fing Susans Geschichte—wie sie und ihr Verteidiger sagten—mit den besten Absichten an. Sie habe getrauert und eine furchtbare Zeit durchgemacht, nachdem ihr Sohn Daniel Selbstmord begangen habe. Ein anderer Sohn leide an Mukoviszidose. Sie sei in finanzielle Schwierigkeiten geraten und habe dann herausgefunden, dass ihr 73-jähriger Ehemann bereits seit 10 Jahren eine Affäre habe, aus der sogar ein Kind entstanden sei.

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„Nichts von alldem entschuldigt ihr Verhalten, doch es mag ein Stück weit erklären, weshalb eine Person wie sie sich derart bizarr und im Grunde lächerlich verhält", sagte der Verteidiger Duncan Bould dem Gericht 2015. „Wir haben es hier mit einer intelligenten, würdevollen und reifen Frau zu tun, die ihr ganzes volljähriges Leben verantwortungsvoller Arbeit nachgegangen ist und noch immer einen Job hat."

Zumindest hatte sie den zu dem Zeitpunkt noch. Während McKays Fall 2015 verhandelt wurde, unterrichtete sie noch an der Clywedog School in Wrexham. Das war im Grunde wie Staffel Eins von Breaking Bad, wo Walter noch jeden Morgen sein Hemd in die Hose steckt und sich mit immer schlimmer werdenden Hustenanfällen ins Klassenzimmer schleppt. Doch im Dezember 2015 wurde es McKay auf unbestimmte Zeit untersagt, in ganz Wales zu unterrichten. In einem Brief, der von der unabhängigen Regulierungsbehörde für walisische Lehrkräfte verlesen wurde, entschuldigte sie sich „vorbehaltlos für die Bloßstellung der Schule", die ihr Fall verursacht habe.

Inzwischen bei Walter und Jesse | Foto: AMC

Es gibt also deutliche Parallelen zwischen ihrem und Walter Whites Einstieg in die Drogenwelt—finanzielle Schwierigkeiten—sowie bei ihrer Fähigkeit, weiterhin einem normalen Job nachzugehen, während sie den Hustle erlernen. Doch eine der seltsamsten Tatsachen aus diesem Fall ist die, dass nichts von dem Cannabis, das die McKays in ihrer Pension anbauten, jemals verkauft wurde.

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Ob du sie also als Nancy Botwin aus Weeds oder als Walter White siehst, an dieser Stelle gehen die Geschichten deutlich auseinander. Das Cannabis stand einfach in den schwarzen Grow-Kabinen in drei Schlafzimmern herum und trocknete in einem der Badezimmer. Es gibt kaum Informationen darüber, wie eine Lehrerin, die laut eigener Aussage „noch nie Ärger hatte", an die Ausrüstung und das Knowhow gekommen ist, um Teile ihres Hauses mit mehr als 100 Cannabis-Pflanzen zu füllen. Diese Stelle eignet sich vielleicht ganz gut, um auf ihren 27-jährigen Sohn Michael zurückzukommen.

Besuche mit MUNCHIES den geheimen Garten der Graskennerin Nonna Marihuana, die mit der Pflanze kocht und heilt

Ein kleiner Fehler, den Michael machte, brachte die ganze Operation zum Einstürzen: Im April 2014 hielt ihn die Polizei in Denbighshire an, weil er ohne Licht gefahren war. Nachdem einer der Polizisten im Auto Cannabis gerochen hatte, fand man bei einer schnellen Durchsuchung Marihuana im Wert von mehr als 1.000 Pfund. Michael, ein Schwergewichtsboxer, war an jenem Abend auf dem Weg zu seinen Eltern, und als die Polizei die Pension durchsuchte, entdeckte sie dann den gesamten Grasbestand. Später sagte er vor Gericht aus, seine Mutter sei mit der Idee an ihn herangetreten und er habe entgegen seiner eigenen Vernunft eingewilligt, ihr zu helfen.

„Ich muss aufgrund der Dinge, die in meinem Privatleben passiert sind, einen Zusammenbruch gehabt haben", sagte Susan McKay letztes Jahr, nachdem sie das Urteil einer Bewährungsstrafe erhalten hatte. „Ich bin kein schlechter Mensch."

Susan und Owen McKay bekamen beide 20-monatige Haftstrafen, die auf 18 Monate Bewährung nach dem ursprünglichen Urteil folgen könnten, während Michael nur 5 Monate erhielt, die auf eine einjährige Bewährungszeit folgen könnten. Auch wenn die drei nicht ihre geschätzten (potentiellen) Profite abbezahlen, müssen sie hinter Gitter. Aber hey, selbst Nancy Botwin musste einmal in den sauren Apfel beißen und ein bisschen Zeit im Knast verbringen.