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Bis so guet

Griechenland stirbt nie

Die Demokratien des 21. Jahrhunderts sind ihrer griechischen Vorform um Einiges ähnlicher als man es heute vielleicht zugeben will.

Foto von Wikimedia

Die Ereignisse letztes Wochenende demonstrierten unserer Mitwelt wieder einmal hinreissend, dass hier in der Schweiz alle Volljährigen mit dem roten Pass ihr Recht auf eine Stimme an der Urne haben. In einer Demokratie, der Herrschaft des Volkes, gilt dies bekanntlich als eines der höchsten aller Rechte.

Die Schweizerische Ausprägung der direkten Demokratie soll der Bevölkerung die maximale Mitbestimmung bei der Lenkung der politischen Geschicke garantieren. Sie ermöglicht den Bürgern sogar Prestigeprojekte zu verhindern wie die Kunsthauserweiterung oder das Hardturm-Fussballstadion. Wie man aktuell am Beispiel Sotchi sehen kann, ist eine derartige Macht des Volkes in anderen Staaten oder Staatsformen undenkbar.

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Inwiefern aber unterscheidet sich unser System tatsächlich von der Herrschaft einer kleinen Elite oder eines Tyrannen? Immerhin handelte es sich bei der griechischen Urvariante der Demokratie mehr um eine Oligarchie, denn um eine Herrschaft des Volkes. Frauen, junge Menschen, Nicht-Bürger (zum Beispiel Metöken), Sklaven—ihnen wurde die politische Mitbestimmung verweigert. Regiert hat letztendlich eine männliche „Elite“.

Foto von Wikimedia

In modernen bürgerlichen Demokratien verfügen Frauen mittlerweile über das Stimmrecht. Sogar die säbelrasselnden Appenzeller mussten 1989, respektive 1990 einlenken. Politisch Benachteiligte sollte es in unserer Gesellschaft nicht mehr geben—obwohl die Realität etwas anders aussieht. Junge Menschen und Steuerzahler ausländischer Herkunft dürfen nach wie vor nicht am politischen Entscheidfindungsprozess teilnehmen. Auslandschweizer sind hingegen auch in der dritten Generation noch auf nationaler Ebene wahlberechtigt.

Die Unterscheidung zwischen Bürger und Nicht-Bürger verläuft nach wie vor entlang artifizieller Grenzziehungen. Ab welchem Alter ist ein junger Mensch mündig und somit als vollwertiges Gesellschaftsmitglied anzusehen? Wie lange muss ein Ausländer in der Schweiz arbeiten und Steuern zahlen, um sich einbürgern zu lassen? Die Antworten auf diese Fragen basieren nicht auf objektiven Kriterien, sondern auf politischen Ideologien und Traditionen.

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Traditionen, die mitunter bis in die Antike zurückgehen. Junge Menschen und Ausländer sind zwar keine Sklaven, politisch mündig sind sie dennoch nicht. Sie werden als frei dargestellt, sind aber beträchtlich in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt. Sie verfügen über Menschen-, nicht über Bürgerrechte. Sie unterstehen dem Zwang durch Gesetze, die ihnen von der restlichen Gesellschaft auferlegt werden.

Foto von Andre Bulber 

Die Grenzsetzung der politischen Partizipation ist gleichermassen eine Grenzsetzung von Gleichheit und Freiheit. Paradoxerweise basiert dieses System auf der Ideologie der Freiheit: Den stimmberechtigten Bürgern steht es frei, zu entscheiden, wem die politische Mitbestimmung in ihrer Gesellschaft erlaubt wird, und wem nicht. Die Konsequenz: Nicht-statische Bevölkerungsteile und Gruppen werden marginalisiert. Ohne Stimme bleibt man ungehört. In dem Sinne unterscheidet sich unser pseudo-egalitäres, freiheitliches Gesellschaftsmodell nicht wesentlich von jenem der alten Griechen.

Wenigstens bleibt uns das noch Feiern, um laut zu werden. Das steht jedem frei, der es sich leisten kann.

Am Donnerstag starten wir mit unerfüllten Sehnsüchten. [Keet the Lights on](http:// http://neueskinobasel.ch/programm/) im neuen Kino Basel. Und bevor wir uns die Abgründe des Stalkings hinabreissen, gönnen wir uns [Wodka-Degustationen](http:// http://www.jaegerhalle.bs/) in der Jägerhalle, Z-City Punkkkkkk im Dynamo oder Neon im Hive mit Matija und Mirko Niemeyer. Und dann, bevor wir total am Ende sind, steigen sie zu uns hinab, die goldgelockten Engel Connan Mockasin.

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Freitags tanken wir richtig Energie bei der John Baker Eröffnung an der Stadelhoferstr. 28 und danach bei rauchzartem nordischen Folkpop im Kairo. Dann stürzen wir uns ins Nordklang Festival, swingen in die Kiste, lauschen Naturklang in der Rampe oder Junip im Salzhaus. Und zum Schluss rasen wir mit Starclub im Gonzo durch die Nacht .

Der Samstag beginnt zähnefletschend. Politische Fäkalgeschichten im Bad Bonn oder verbotene Kultur und anrüchiges Feiern mit [Offside: Homosexualität im Sport](http:// http://www.treibhausluzern.ch/programm/offside/) im Treibhaus. Dann gibts etwas Bummeln am Nachtflohmarkt im Royal und zum krönenden Abschluss Oliver Koletzki im Nordstern.

Am Sonntag gehen wir die Sache etwas ruhiger an. Da gibts erzählmalerische Telling Tales im Pasqu’art Mondlicht-Rausch im Sedel oder Wüstenrock aus Niger im Kiff.

Montags meditieren unsere Sinne mit dem Geheimnis der Bäume im Kultkino und Dienstags fetzen wir uns mit [allerlei Slam](http:// http://roessli.be/) im Rössli.

Am Mittwoch wirds intensiv intim mit Isbells im Gaswerk und rauh zart mit Monky Cup Dress in der Turnhalle.