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Motherboard

Gut vernetzte Häftlinge verändern den brasilianischen Strafvollzug

Dank geschmuggelter Handys kontrollieren brasilianische Gefängnisgangs Auftragsmorde, Drogenhandel und den Aufbau von Spionagesystemen zum Abhören der Polizei.

Am 18. Januar 2013 wurden im Gefängnis der brasilianischen Stadt Joinville mehrere Insassen gefoltert. Die nackten Gefangenen wurden mit Pfefferspray eingenebelt und mit Gummimunition beschossen—und zwar von niemand anderem als Ihren Aufsehern. Die Angestellten ließen es sich auch nicht nehmen Handy-Videos von den Häftlingen zu machen, die sich vor Schmerzen wie Embroys krümmten.

Handy-Aufnahmen von Folteropfern zu machen ist allerdings in unserer heutigen gutvernetzten Zeit nicht die beste Strategie. Tatsächlich sind nämlich in dem brasilianischen Gefängnis nicht alleine die Aufseher im Besitz von Mobiltelefonen: So machte schon bald eines der Foltervideos unter den Gefangenen, die ein geschmuggeltes Handy besaßen, die Runde.

Die Macht der Häftlinge führte in der Folge tatsächlich im gesamten Staat Santa Catarina zu drastischen Gegenaktionen: Häuser von Aufsehern, Polizeistationen und kleine Firmen wurden angegriffen. Organisiert wurden die Angriffe von einer Gefangenengruppe namens Primeiro Comando do Caterinese, Nachahmer der mächtigsten Gefängnisgang Brasiliens: der Primeiro Comando do Capital, allgemein bekannt als PCC.

„Hier im Gefängnis kann keiner einfach kommen und mich töten… Aber ich kann deinen Tod da draußen beauftragen.“

Allein mit Handys haben Häftlinge das Konzept der Haftstrafe auf den Kopf gestellt. Was der Boss der Bosse “Marcola” seit 1999 vom Knast aus mit seinem Mobiltelefon so anstellt, erzählt euch Motherboard.