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Hangover-News, 24. Oktober

Eine Rentnerin verkauft aus Langeweile Heroin, ein Algorithmus macht aus harmlosen Bildern Porno, eine Sexpuppe schwimmt in der Ruhr und in der Türkei sind 35.000 Menschen in Haft – die Hangover-News.

Das habt ihr dieses Wochenende verpasst, während ihr verkatert wart: Eine 80-Jährige startet aus Langeweile am Pensionisten-Dasein in einen florierenden Heroin-Handel, die deutsche Bundeswehr fährt mit ihrer bislang größten Marketing-Kampagne eine Web-Serie auf, in der Türkei sitzen 35.000 Menschen in Haft und im Ruhrgebiet sorgt eine Sex-Puppe für einen Großeinsatz der Rettungskräfte. Willkommen bei den Hangover-News.

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Norbert Hofer steht wegen seines neuen Plakatsujets in der Kritik

Am vergangenen Freitag präsentierte der blaue Bundespräsidentschaftskandidat sein Plakatsujet für die Wiederholung der Stichwahl am 4. Dezember. Auf den Plakaten steht geschrieben "In eurem Sinne entscheiden—So wahr mir Gott helfe". Norbert Hofer selbst ist vor Jahren aus der Kirche ausgetreten und nun evangelisch. Jedenfalls stießen sich einige Kirchenvertreter an Hofers neuer Kampagne: Der evangelische Superintendent der Diözese Salzburg und Tirol, Olivier Dantine sprach sich gegen die Verwendung von Gott als "Chiffre für eine 'abendländische Kultur'" aus. Außerdem würde der Wahlkampfspruch die Sekularität des Staates missachten, so Dantine weiter. Auch der evangelische Bischof Michael Bünker, Vorsitzender des evangelischen Oberkirchenrates in Österreich, findet die neuen Plakate von Hofer schwierig und erwartet, dass "mit religiösen Inhalten behutsam umgegangen wird". Norbert Hofers Fans sehen das Ganze ein wenig entspannter und finden sein neues Plakatsujet super—zumindest wenn man den Userkommentaren auf seiner Facebook-Page glaubt. Am Sonntag scheint sich Norbert Hofer jedoch selbst nicht mehr sicher gewesen zu sein und teilte auf Twitter gleich mehrere Bilder, die seinen Slogan untermauern sollten und einen Auszug aus der burgenländischen Landeshymne.

In God we trust auf Dollarschein. — Norbert Hofer (@norbertghofer)23. Oktober 2016

Erneute Veranstaltung von Rechtsextremen in der Ostschweiz

Zur Gründung fünf neuer Kantonalsektionen der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) haben sich am Samstag wieder Nationalisten im Kanton St. Gallen versammelt, nur eine Woche nach dem Aufsehen erregenden Grosskonzert von Neonazis. Auf dem Programm der Gründungsversammlung in Kaltbrunn wurde zudem ein "Balladen-Abend"—unter anderem mit der deutschen Band Flak—angekündigt, wie die Pnos auf ihrer Facebook-Seite schrieb. Gemäss Blick fand das Konzert schlussendlich nicht statt, weil der Sänger der Band, Philipp Neumann, mit einer Einreisesperre belegt sei. Aufgrund von Informationen des Bundesamts für Polizei hätte die Kantonspolizei St. Gallen Neumann an der Grenze über die Sperre informiert und zurückgeschickt. Die Pnos kommentierte das Vorgehen mit dem Wunsch, die Polizei würde alle illegalen Ausländer so schnell ausschaffen "wie unsere Gäste aus dem benachbarten Ausland".

Laut NZZ am Sonntag war die Kantonspolizei St. Gallen mit einem Grossaufgebot präsent, wobei der "Ahnensturm", der eigene Sicherheitsdienst der Partei, für die Eingangskontrolle und Zuweisung der Autos zuständig war. Den Medien wurde der Zutritt untersagt, weil es sich um einen Privatanlass gehandelt habe, wie Parteipräsident Dominic Lüthard am Samstagabend gegenüber den Medien verkündete. Die Pnos hat laut eigenen Angaben nun elf Kantonalsektionen und rund 400 Mitglieder.

"Leblos" herumdümpelnde Gummipuppe löst Großeinsatz im Ruhrgebiet aus

Symbolfoto: Wikipedia | Jon Feinstein | CC BY 2.0

Die Essener und Mühlheimer Feuerwehr hatte in der Nacht zum Sonntag alle Hände voll zu tun, um am Ende ein Stück Plastik auf den Beifahrersitz zu hieven. Denn eingegangen war ein Notruf, dass eine leblose Person im Wasser der Ruhr treiben würde. Der Fluss wurde anschließend großflächig ausgeleuchtet und Uferbereiche mit Wärmebildkameras gescannt. Mit mehreren Booten durchkämmte die Feuerwehr das Wasser, bis man nach rund zwanzig Minuten die vermeintliche Wasserleiche fand: Es handelte sich allerdings nicht um einen in Not geratenen Menschen, sondern um eine aufgeblasene Gummipuppe.

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Die Bundeswehr bringt auf YouTube eine Web-Serie für 1,7 Millionen Euro

"Hey, hast du Lust auf Bundeswehr and Chill?" wird sich so mancher Bürger noch nie gefragt haben. Die Herren und Damen der Bundeswehr werden jedenfalls nicht müde, weiter die sozialen Netzwerke auszutesten, um Recruiting zu betreiben. Der neuste Streich ist eine großspurig als "Bundeswehr Originalserie" angepriesene Mini-Webserie, von der ab November jeden Tag ein fünfminütiges Video bei YouTube hochgeladen werden soll. Inhalt ist der Alltag von zwölf Rekruten während der Grundausbildung. Was viele Kritiker auf den Plan ruft, ist nicht die populistische, an amerikanischen Actionfilm-Trailern angelehnte Sprache ("Ab November—wird draußen gespielt—werden die Tage länger—wirst auch du an deine Grenzen kommen"), sondern vor allem der verschwenderische Umgang mit Steuergeldern: Denn für die Serie lässt die Bundeswehr 1,7 Millionen Euro springen.

Grünen-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner meinte in der Bild am Sonntag: "So lange die Ausrüstung der Bundeswehr so marode ist, nützen die teuersten Werbefilmchen nichts." Und auch SPD-Politiker und Wehrbeauftragte des deutschen Bundestags Hans-Peter Bartels wies auf teils schwere Mängel hin, die zuerst beseitigt werden müssten: "Es ist von allem zu wenig da", sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Der Truppenversorger Berlin verlässt im letzten Jahr Wilhemshafen, um unter anderem im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten | Foto: imago | Olag Wagner

Es gibt aber auch Positives zu vermelden: Am Wochenende rettete ein Versorgungsschiff der Bundeswehr rund 850 in Seenot geratene Geflüchtete auf dem Mittelmeer. Die italienische Küstenwache rettete sogar 5700 Menschen vor dem Ertrinken mit Dutzenden Schlauchbooten und Schiffen. Bei der Überfahrt von Afrika nach Europa sind laut Angaben der Internationalen Organisation für Migration in diesem Jahr bereits 3.650 Menschen ums Leben gekommen. "Wir können so nicht weitermachen, wir brauchen eine grundlegende Lösung", sagte der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi am Wochenende mit Blick auf alle EU-Staaten, die Geflüchtete an ihren Grenzen abweisen. Renzis Lösung: hohe Geldstrafen für Länder, die sich weigern, Geflüchtete aufzunehmen.

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Yahoos neuer NSFW-Algorithmus macht aus jedem Bild Fake-Porn

Screenshot: Gabriel Goh

That escalated quickly—Yahoo hatte kürzlich einen neuen Algorithmus vorgestellt, der NSFW-Fotos noch besser aus der hauseigenen Suche filtern sollte. Anhand von festgesetzten Parametern erkennt das neu programmierte "Yahoo Neural Network", ob ein Bild pornografisch ist oder nicht. Nur was Hobby-Hacker Gabriel Goh mit der Software angestellt hat, hätte wohl niemand bei Yahoo erwartet: Er drehte den Filter einfach um und auf einmal spuckte der Algorithmus Bilder aus, die stark an Googles Deep Dream-Bilder erinnern—nur, dass er aus gewöhnlichen Bildern nicht rauschartige Tierwülste, sondern Glitch-Porn macht. Sprich: Wenn wir diese Fotos anschauen, können wir verstehen, wie ein sonst autonom arbeitender, unsichtbarer Algorithmus "denkt": Was sieht für den Algorithmus nach Pornografie aus und wo hört die Vorstellungskraft des Menschen auf, in jedem Foto ein Geschlechtsteil erkennen zu wollen? Auf Gabriel Gohs Infoseite kannst du dir mehr Bilder ansehen.

80-Jährige handelt aus Langeweile mit Heroin – "Für mich war das nur braunes Pulver"

Als Pensionistin muss man sich gut überlegen, was man den lieben langen Tag so unternimmt. Wenn Freunde und Verwandte verstorben sind, der Job an den Nagel gehängt wurde und der Weg zum Supermarkt immer noch nichts Neues bietet, ist es nicht leicht. Irgendwann gehen die Ideen aus—und eine 80-Jährige aus Gelsenkirchen hat vor wenigen Tagen vor Gericht gestanden, statt Enten zu füttern, lieber ihrem Sohn beim Heroin-Handel geholfen zu haben. "Was ich gemacht habe war nicht in Ordnung", hieß es in einem Schreiben der Frau, welches vor dem Essener Gericht verlesen wurde. "Ich habe aber alles nur für meinen Sohn getan. Und damit etwas Abwechslung in mein Leben kommt."

Auf Anweisung ihres Sohnes habe sie große Mengen Heroin in ihrer Wohnung untergebracht und auch verkauft. Dass ihr Sohn bei einer gemeinsamen Fahrt in die Niederlande Rauschgift gekauft hatte, wusste sie nicht. "Für mich ging es nur darum, dass ich mal rauskomme. Ich fahre nämlich gerne Auto." Weiterer Bonus für die rüstige Dame: Die Freunde des Sohnes seien immer sehr nett zu ihr gewesen. Sie hätten sich um sie gekümmert und eingekauft. Sonst habe sie niemanden gehabt. Die Verhandlung wird am 2. November fortgesetzt und nebenbei bemerkt sei, dass ihr Sohn schon für siebeneinhalb Jahre im Gefängnis sitzt.

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Warum es wichtig ist, dass wir weiterhin über die Türkei sprechen: 35.000 Menschen sind noch immer in Haft

Foto: imago | Depo Photos

Die Säuberungen Erdoğans sind immer noch voll im Gange: Nach Angaben des Justizministeriums wurde seit Juli dieses Jahres gegen 82.000 Menschen ermittelt und 35.000 von ihnen seien gerade in Haft—weitere 4.000 Verdächtige würden noch gesucht. Seit dem Putschversuch, bei dem Teile des türkischen Militärs versuchten, Erdoğan und seine Partei zu stürzen, wurden Zehntausende Mitarbeiter der Sicherheitskräfte, der Justiz, der Medien, aus Schulen und Universitäten aus dem Dienst entfernt. Kurz nach dem Putsch-Versuch verlängerte Erdoğan per Dekret die Dauer der Untersuchungshaft von vier auf 30 Tage und verwehrte Festgenommenen den Kontakt zu einem Anwalt für bis zu fünf Tage. Der Ausnahmezustand der Türkei wurde bis Mitte Januar verlängert—in dieser Zeit kann Erdoğan per Notstandsdekret also relativ uneingeschränkt regieren.

Im Irak ist Alkohol ab sofort komplett verboten

Ein Bild, das man Irak ab jetzt nicht mehr zu sehen bekommt: Alkohol | Foto: pixabay | Public Domain

Vergangene Woche sorgte Thailand mit einem einjährig geltenden Alkoholverbot für weltweites Aufsehen, jetzt macht die irakische Regierung mit einem am späten Samstagabend gefällten Beschluss in Sachen Alkohol auf sich aufmerksam: Bisher war es in einigen von Christen betriebenen Kneipen, Supermärkten und Restaurants in größeren Städten des Iraks erlaubt, Alkohol auszuschenken und zu konsumieren. Damit ist nun aber landesweit komplett Schluss: Zukünftig ist im Irak die Einfuhr, Produktion und der Konsum von Alkohol verboten. Das Parlament in Bagdad setzt dabei eine Strafe von bis zu 19.000 Euro fest, wenn man gegen das Verbots-Gesetz verstößt.