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​In Franken steht ein Lehrer vor Gericht, weil er seinen Schülern Elektroschocks gab

Außerdem beleidigte er einen tschechischen Schüler als Mitglied einer „minderwertigen Rasse".
Foto: Qurren | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Ein deutscher Berufsschullehrer wurde wegen Körperverletzung im Amt angeklagt, weil er seinen Schülern Elektroschocks gegeben hat. Die Schüler sollten sich die Hände anfeuchten und in jeder Hand einen sogenannten Bananenstecker halten, durch die der Lehrer dann Stromladungen leitete. Der Bayerische Rundfunk berichtet: „Einigen Schülern wurde nach dem freiwilligen Versuch übel, einer trug sogar Brandblasen davon." Der Lehrer habe seine Schüler als „Versuchskaninchen" missbraucht, wirft der kurze Artikel ihm vor.

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Ganz so drastisch ist der Fall bei näherer Betrachtung dann aber doch nicht: In einem ausführlicheren Artikel berichtet die lokale Neue Presse, dass der Lehrer keine grausamen Experimente an lebenden Objekten durchgeführt hat—sondern den Schülern einfach die Effekte von Strom auf den menschlichen Körper demonstrieren wollte.

Erstens nahmen die Schüler alle freiwillig an dem Experiment teil, und zweitens leitete der Lehrer nur sehr schwache Stromladungen durch ihre Körper. Der Schüler, der Verbrennungen erlitt und mit Herzflimmern ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, hatte die Stecker nach dem Ende des Experiments noch einmal angefasst—als der Lehrer gerade nicht aufpasste, und nachdem der Stromstärkenregler unter ungeklärten Umständen verstellt worden war.

Der Lehrer behauptet, diese Methode schon seit 25 Jahren anzuwenden, ohne dass je etwas passiert sei. Trotzdem hat der betroffene Schüler ihn verklagt, und auch der Schuldirektor ist nicht besonders glücklich über die Lehrmethode. Schließlich seien die Stecker zu Demonstrationszwecken und nicht für „Experimente an den Schülern" da.

Moralisch fragwürdiger als das im Grunde harmlose Experiment ist wohl der zweite Anklagepunkt: Volksverhetzung. Der Lehrer beschäftigt sich nämlich nicht nur gerne mit Stromstärken, sondern auch mit Rassentheorie. Er soll laut Zeugen zum Beispiel mal einen blonden Jungen in der Klasse als „Arier" vorgeführt haben, während er einen Jungen tschechischer Abstammung als Angehörigen einer „minderwertigen Rasse" anprangerte.

Ob da ein Zusammenhang besteht, ist nicht bekannt—auch wenn einiges darauf hindeutet, dass der 62-Jährige in seinem langen Lehrerleben ein paarmal zu oft an die Stromstecker gefasst hat.