FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

In Los Angeles gibt es ein gefälschtes Jurassic Park-Restaurant

Etwas so unglaublich exzentrisches und bizarres wie das Jurassic Restaurant ist ein besonderes Geschenk an die Welt. Nichts machte Sinn. Es war perfekt.

Seltsames Zeug ist immer schwieriger zu finden.

Zwischen Marketingfachleuten, Sitcomdarstellern und schrulligen Wichsern in T-Shirts, die Ninjas und Bacon zeigen, ist es langsam echt schwer geworden, Dinge zu finden, die wirklich abgefahren sind. Also war ich echt aufgeregt, als ich vom Jurassic Restaurant hörte, einem (vermutlich) inoffiziellen Jurassic Park gewidmeten, taiwanesischen Restaurant in Industry, Kalifornien.

Anzeige

Bizarres Zeug konnte man früher überall finden. Aber dann wurde der Wahnsinn gentrifiziert und das Bizarre zum Mainstream—vereinnahmt durch Phoebe aus Friends und aufgedruckt auf Trucker Caps.

Komische Leute anglotzen wurde zum neuen Hobby von Amerika. TV-Sendungen über Frauen, die Couchen essen oder durch plastische Chirurgie wie ein Promi aussehen wollten, wurden zur Norm. Der Typ mit dem 200 Kilo schweren Hodensack (RIP) brauchte einen Agenten.

PR-Leute und Werbekunden sprangen auf. All die Dinge, für die sich früher nur Geeks interessiert haben, werden heutzutage von Marktforscherteams aufgekocht, um danach auf die Konsumenten erbrochen zu werden.

Seiten wie Atlas Obscura, Time Out und Roadside America tauchten auf und präsentierten das Wenige merkwürdige Zeug, das nicht schon jeder kannte. Jetzt ist es unmöglich, einen „Geheimtipp” zu besuchen, ohne von Kuriositätenjägern umgeben zu sein, die gerade dabei sind, Selfies im offiziellen Merchandise zu machen.

Komische Sachen anzustarren ist zu einer Aktivität geworden, die du mit deinen Großeltern genießen kannst. Ganze Familien reisen auf Road Trips zum Salvation Mountain oder zum House on the Rock. Leute haben angefangen, Urban Exploration Touren in Detroit anzubieten, und ein Hamburger Mary’s wurde wurde in der Nähe von Disneyland eröffnet.

Klar gibt es Leute, die behaupten werden, die Welt ist immer noch voller Kuriositäten. Aber die lassen sich einfach nur verarschen. Bizarres wird heutzutage studiert und vermarktet.

Anzeige

Beispielsweise haben mir viele Leute in Los Angeles über einen „super seltsamen” Stripclub mit Clowns und Salatbar erzählt. Ich MUSSTE anscheinend mal dort gewesen sein! Aber als ich ihn tatsächlich besuchte, waren alle Besucher unter 30 und trugen Flanellhemden. Die Stripper tanzten zu Radiohead und hatten Tattoos, die wie Grafiken auf Urban Outfitters-Tassen aussahen. Man hat allen, die da waren angemerkt, wie stolz sie darauf waren, „anders“ zu sein.

Zynismus ist wichtig geworden, wenn es um kuriose Dinge geht. Nichts kann einfach so akzeptiert werden. Wenn wir jetzt Dinge wie Dumb Starbucks sehen, ist unsere erste Frage nicht mehr „Was zur Hölle ist das?”—sondern: „Ist das virales Marketing?”

Dadurch ist etwas so unglaublich exzentrisches wie das Jurassic Restaurant ein besonderes Geschenk.

Das Restaurant befindet sich in einem Einkaufszentrum umgeben von Einkaufszentren. Der volle Name des Restaurants ist dem Schild zufolge „Jurassic Restaurant Full Line Tin“. Was, jedenfalls meiner Meinung nach, absolut nichts bedeutet.

Die Sache, die das Jurassic Restaurant so bizarr macht (abgesehen davon, dass es in den acht Jahren, die es existiert, nicht wegen Urheberrechtsverletzung geschlossen wurde), ist die willkürliche Interpretation des Themas Jurassic Park. Es ist, als hätten die Besitzer all ihre Wünsche bezüglich der Deko aufgeschrieben und diese Liste dann mit Google Translate in Mandarin und zurück übersetzt.

Anzeige

Man betritt das Restaurant durch große, hölzerne Tore, und einige große Dinosauriermodelle sind im Raum verteilt. Eigentlich ganz genauso wie im Film.

Aber hier enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Überall stehen Sachen aus dem Burger King Kindermenü, chinesische Laternen, Halloweendekoration, Miniaturkürbisse, Neonbierschilder, und eine Bühne, auf der ein unlesbares Graffiti aufgesprüht ist (ich glaube, das Wort ist „LHESNOW”?).

Nichts machte Sinn. Es war perfekt.

Die Kellnerinnen tragen natürlich indianische Outfits und dazu Choker mit ihren Namen drauf, Uggs, und Werkzeuggürtel mit rosa Dreiecken drauf.

Laut einer Präsentation, die auf einem großen Fake-iPhone, das an der Wand befestigt war, abgespielt wurde, trugen die Kellnerinnen manchmal auch sexy Regenbogenoutfits mit Flip-Flops.

Ich fragte nach veganem Essen, aber alle waren verwirrt von dem Konzept.

Ich meine nicht, dass sie das Wort nicht kannten. Sie konnten einfach nicht in den Kopf kriegen, dass Leute Essen wollen könnten, das ohne Fleisch oder sonstige Tierprodukte entstanden ist. Während ich also meiner Bedienung Veganismus erklärte, machte sie ein so verwirrtes und geschocktes Gesicht, dass ich genauso gerade einen Eimer Eiswasser über sie geschüttet haben könnte.

Nach einer gefühlten Stunde begann sie zu verstehen, worüber ich redete und versicherte mir, der Koch würde mir etwas veganes machen.

Als sie das Essen brachte, war es unter einem Berg gebratener Eier begraben. „Der Koch sagte, es braucht entweder Schweinefleisch oder Ei für den Geschmack.” In Los Angeles einen Ort zu finden, in dem es nicht nur keine veganen Gerichte gibt, sondern wo man noch nie von Veganern gehört hatte, war eine wundervolle Erfahrung.

Beim zweiten Versuch brachte sie mir etwas, das anscheinend vegan war: Ein halb-salziger, leicht herzhafter, wunderbar konsumierbarer Haufen Kohlenhydrate. Ich war nach vier Gabeln satt.

Aber mal ehrlich, wen interessiert es, wie das Essen schmeckt? Man geht nicht in ein urheberrechtsverletzendes taiwanesisches Jurassic Park-Restaurant, um gutes Essen zu genießen. Man geht dort hin, um Facebookbilder von sich selbst mit riesigen Glasfaserdinosauriern und „indianischen“ Kellnerinnen zu posten.

Also geht, genießt die letzte wunderschöne, unverkommene Oase der  Kuriosität in dieserm Moloch. Wenigstens so lange, bis irgendein dummer Wichser von einer semibekannten Website auftaucht und einen beschissenen Blogpost darüber schreibt und der ganze Laden voll von Arschlöchern wird.