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Jemand versucht, die Bombenanschläge von Dresden der Antifa anzukreiden

Das "Bekennerschreiben" ist voller Rechtschreibfehler und anderer Merkwürdigkeiten.

Screenshot: Indymedia

Im Moment weiß noch niemand, wer hinter den Anschlägen auf eine Moschee und ein Kongresszentrum am Montag in Dresden steckt. Dass die erste Brandbombe auf eine Moschee geworfen wurde, legt aber zumindest nahe, dass Islamhasser hinter dem Angriff stecken. Auch die Polizei ging am Dienstag noch "von einem fremdenfeindlichen Motiv" aus.

Am Mittwochmorgen gab der sächsische Innenminister im ZDF-Morgenmagazin dann aber bekannt, dass mittlerweile ein Bekennerschreiben aufgetaucht sei—und zwar auf der Linksradikalen-Plattform indymedia. "Die Echtheit wird gerade geprüft, die Experten sind auf Hochtouren dran", erklärte der Minister. Die dpa griff die Neuigkeit auf, kurz darauf tauchte die Meldung in verschiedenen Medien auf, dass eine "Antifa-Internetseite" sich zu den Anschlägen bekannt habe. Droht den Muslimen in Sachsen nun etwa auch Terror von links?

Nein. Dass der Innenminister das Bekennerschreiben überhaupt erwähnt hat, ist schon einigermaßen befremdlich. Denn die angeblichen Urheber des Schreibens, die Dresdner Antifa und das Anti-Einheitsfeier-Bündnis 3oct, haben sich bereits am Dienstagnachmittag ausdrücklich von dem Schreiben distanziert und es als Fälschung bezeichnet. Um das zu herauszufinden, braucht man keine Experten, die "auf Hochtouren" arbeiten—man kann auch einfach die Kommentare auf indymedia unter dem Schreiben lesen, die allesamt eindeutig darauf hinweisen, dass es stark nach einem Fake aussieht. Auf Indymedia kann erstmal jeder hochladen, was er will—mittlerweile hat die Seite das Schreiben aber gelöscht.

Das vermeintliche Bekennerschreiben (zum Vergrößern aufs Bild klicken) | Screenshot: Indymedia

Das Schreiben selbst ist tatsächlich ziemlich verdächtig: Es scheint hauptsächlich aus wild zusammenkopierten Versatzstücken linker Rhetorik zu bestehen, die teilweise direkt aus einer Broschüre von 3oct übernommen wurden. Die Broschüre wird darunter auch verlinkt—für das Bekennerschreiben eines Sprengstoffanschlags wäre das schon ziemlich kurios, gleich noch ein Papier mit einem Impressum und einer Web-Adresse mitzuschicken. Außerdem gibt das an der Grenze zur Inkohärenz verfasste Schreiben so gut wie keine logische Begründung dafür, warum ein Anschlag auf eine Moschee in Dresden ein gutes Signal gegen "Nazis und Rassisten" sein soll. Neben zahlreichen Rechtschreibfehlern haben die Autoren sogar den Ortsnamen "Bautzen" falsch geschrieben.

All das deutet daraufhin, dass es sich bei diesem "Bekennerschreiben" um den ziemlich plumpen Versuch handelt, den Anschlag von Dresden irgendwie "den Linken" in die Schuhe zu schieben. Wer davon profitiert, ist klar. Dass der sächsische Innenminister darauf anspringt und das Schreiben im ZDF erwähnt, werden die Urheber als vollen Erfolg verbuchen.