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It's still real to me, damn it! Die VICE Wrestling-Kolumne

Wrestling und VICE - gut geölter Scheiß. Mit den Top 3 der unüberforderndsten Wrestling-Matches überhaupt.

Das ist das Wochenende, an dem wir Geburtstag feiern. Ich weiß nicht, wie ihr dazu steht, aber für mich heißt das, dass wir gar nicht erst so zu tun brauchen, als würden wir uns einen Dreck darum scheren, ansprechende Aufhänger für Artikel zu finden oder mit unseren Inhalten intellektuelles Scissoring mit Beine-extrabreit-machen zu betreiben. Schließlich ist nicht jedes Wochenende Geburtstag, sondern an den meisten wird man einfach nur so älter und die meiste Zeit berichten wir sowieso eher darüber, wie es anderen Leuten beim Spaßhaben geht. Nicht, dass wir dabei nicht selber auch Spaß hätten, aber heute gönnen wir uns einfach ein bisschen Laissez-faire, wie man auf Ausländisch so sagt, und lassen es mal richtig fahren. Also, das Leben meine ich. Im Sinne von: Heute wechseln wir mal schön auf den Beifahrersitz und lassen jemand anderes ins Gas steigen. Und den Schaltknüppel darf uns auch ruhig wer anderer halten und damit bis ins Ziel navigieren.

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So. Jetzt, wo wir für einen Absatz wirklich genügend Rennfahrvergleiche eingebaut haben, können wir auch getrost vom Breiten- in den Nischensport wechseln und passend zum Feierthema die drei besten Wrestling-Videos auspacken, die euch auch am Wochenende garantiert nicht mit buntem Klamauk und schnellen Moves überfordern, sondern euch im Gegenteil aus der zersetzten Seele sprechen werden, weil auch sie keinen Anspruch auf irgendetwas anderes erheben, als einfach nur für das geliebt zu werden, was sie sind – nämlich das Konfetti, das träge in eurem Bier treibt; das Fruchtwasser, durch das ihr nach heute Nacht auf die Welt schaut; das EKG eines Toten, der aus Respekt noch nicht gleich in Alufolie verpackt wird. Ihr versteht schon. Vaseline für euer Wesen, quasi, und ein bisschen was zum Lachen.

3. Jeff Hardy und Sting in "Drug Wars"

Wer Drogen oder Kunst mag, muss Jeff Hardy eigentlich lieben. Nicht, weil er mit einem von beiden besonders gut umgehen könnte, sondern eben, weil er es nicht kann. Seine Kunstwerke erinnern an Pappmaché-Versionen von HR-GIger-Gummipuppen, die irgendein politischer Perversling über einem Skatepark abgeworfen hat, um den Jungen eine Lektion zu erteilen, weil er Ken Park und Kids gesehen und für bare Münze genommen hat. Seine Drogenexzesse hinterlassen lustigerweise in etwa dasselbe Bild, auch wenn Hardy bei den ersten Vergehen noch sehr eifrig beteuerte, dass er lediglich hin und wieder Gras rauche und nur deshalb von allen Seiten stigmatisiert würde, weil er als Vertreter der Konterkultur nicht die anerkannten drugs of choice des Wrestling-Business als seinen Heiland akzeptierte. Hier seht ihr das berüchtigste Match aus der Blütezeit seiner romantischen Rauschphase. Spoiler: Viel drumherum, nix drin.

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Talking about flatlining …Kiffen schaut jedenfalls anders aus. Und Wrestling übrigens auch. Das Fear and Loathing im Kopf macht zwar Spaß, aber nur wenn man auf der richtigen Seite der Schädeldecke steckt. Aus meiner Warte wirkt das Match eher meh, aber vielleicht bin ich auch nur trunken von zu viel Nüchternheit (was sich ändern wird, sobald ich diesen Artikel hier fertig habe).

2. Hulk Hogan und Kevin Nash in "The Fingerpoke of Doom"

Wer It's still real to me, damn it! halbwegs regelmäßig liest oder einfach während der Neunzigerjahre ausreichend wenige Dates und Freunde hatte, dem ist World Championship Wrestling – oder kurz WCW – schon mindestens einmal zu Ohren gekommen. Außerdem wisst ihr dann auch schon, dass die Lobotomisierten-Liga nicht unbedingt dadurch brillierte, das logischste Programm zu liefern oder den Fans in irgendeiner Hinsicht zu geben, wonach diese verlangten, wie zum Beispiel gutes Wrestling, sondern in ganz anderen Bereichen gut war, wie zum Beispiel im Zusammentackern halbtoter TV-Karzinome aus der Feder von Chefschreiber Vince Russo, der in seiner Kokskajüte jeden Montagabend neue Wege ersann, sein Publikum vor den Kopf zu stoßen, wofür ihn die Bosse der Show (mit Namen: Ted Turner und seine Lakaien) bereitwillig mit Budgets versorgten, weil sie ohnehin selbst keinen Kontakt zu den schwitzenden Halbstarken und ihrem Proletenballett haben wollten. Ein typisches, wenn auch merkwürdig populäres Ergebnis dieser Terrorherrschaft ist der "Fingerpoke of Doom":

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Besonders schön ist es, die anfängliche Begeisterung mit jeder verstreichenden Minute langsam absterben zu hören. Wer so viel heißen Scheiß in Händen hält (Hulk Hogan!) und es trotzdem schafft, dass am Ende nur kalte Kacke übrig bleibt (Kevin Nash!), hat bestimmt auch irgendein ganz besonderes Talent, auch wenn es heutzutage noch keinen konkreten Namen dafür gibt.

1. Ladder and Table in … "Ladder vs. Table"

Dem Wrestling sind Haushaltsgegenstände und Baustellenutensilien an sich keineswegs fremd. Da gibt es Kochpfannen, Reißnägel und Grillbenzin; Krücken, Stacheldraht und C4-Sprengköprer (zu letzteren gibt es wiederum eine Anekdote und ein Video, aber das verdient eigentlich einen eigenen Artikel). Ja, es gibt Tables Matches, es gibt Ladder Matches, es gibt Chairs Matches und es gibt natürlich Tables, Ladders and Chairs Matches. Was jedoch alle diese Spielarten des Showsports gemeinsam haben, ist der Umstand, dass die Objekte dabei immer nur Hilfsmittel im Kampf zwischen zwei Menschen sind. Es gab zwar schon Auseinandersetzungen zwischen Wrestlern und Besen und Sexpuppen, aber Kämpfe zwischen Objekten sind dann doch eher selten. Allerdings würden wir hier nicht von waschechtem Wrestling reden, wenn ich für diesen eher seltenen Ausnahmefall nicht mindestens ein eher seltenes Beispiel parat hätte. Hier kommt also das Match, das zumindest meinen morgigen Zustand am besten darstellt und zwischen einer Leiter und einem Tisch ausgetragen wurde:

Und weil ich diese geistige Nulllinie der letzten drei Videos selbst nur ziemlich schwer ohne Alkohol aushalte, möchte ich auch schon wieder zum Ende kommen und mich in die Feierlichkeiten stürzen. Einen Moment. Heißt das nicht auch, dass ich mit diesem Beitrag erst recht dafür sorge, dass er sich bewahrheitet und ich erst recht morgen flatline, weil der Beitrag mich zum Trinken treibt und ich deshalb morgen genau diese Videos nötig habe? Woah. Darauf muss ich erst mal einen trinken. Mahalo!