Geld ist wichtiger als Menschenrechte

John Legend und Common gewannen mit „Glory" 2015 den Oscar für den besten Song, und in Legends Dankesrede sprach er über den weltweiten Kampf für Menschenrechte. Acht Tage darauf trat Legend bei einem Konzert der bahrainischen Regierung auf—die für Menschenrechtsverletzungen bekannt ist.

In den westlichen Medien bezeichnete man Legend als Heuchler. Drei Tage vor dem Konzert wurden laut einem Bericht von Amnesty International drei Männer zu Tode verurteilt, die der bahrainische Staat in einem Scheinprozess fälschlich beschuldigt hatte, einen Polizisten getötet zu haben. Der Blogger Mohamed Hassan, der aus Bahrain fliehen musste, nachdem er für Kritik am Regime eingesperrt und mutmaßlich gefoltert wurde, schrieb einen offenen Brief an Legend, in dem er ihn aufforderte, das Konzert für Kritik an der bahrainischen Regierung zu nutzen.

Trotz allem fand die Show statt. Legend beendete das Konzert mit einer bewegenden Rede über Gerechtigkeit, die der Menge die Tränen in die Augen trieb, bevor er „Glory" sang. „Wir kämpfen in Amerika weiterhin, um diese gerechte Gesellschaft zu erreichen, und wir erhoffen uns fürs bahrainische Volk dasselbe. Alle, die ihr für Gerechtigkeit, Verantwortung, Meinungs-, Versammlungs- und Organisationsfreiheit steht, ich unterstütze euch", sagte er.

„Er hätte mehr tun können, aber heuchlerisch war er nicht", sagte Hassan VICE. Er hatte gehofft, dass Legend andere Teile Bahrains besuchen würde, vor allem seine Heimatstadt Sitra, in der Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit „wie Ratten gejagt" werden. „Die Situation ist hart", sagte Hassan. „Ich glaube nicht, dass er sich frei in Bahrain bewegen durfte. Aber ich finde, er hat genug gesagt."