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Die längste Wahl der Welt

"Entarteter Abschaum": So beschimpfen FPÖ-Fans einen homosexuellen VdB-Unterstützer

Der Wiener Designer Karl Michael hat auf Facebook ein Video veröffentlicht, in dem er sich für VdB ausspricht. Für seine Wahlempfehlung wird er auf menschenverachtendste Weise beschimpft.

Vergangene Woche veröffentlichte der Wiener Designer Karl Michael ein Video auf seiner Facebook-Page, in dem er sich öffentlich für Alexander Van der Bellen ausspricht und die User dazu auffordert, wählen zu gehen. In der Selbstbeschreibung des Designers heißt es: "The message of his brand 'KARLMICHAEL' is 'fashion for him, her or whatever you want to be, because unisex is the gender of tolerance'." Karl Michael selbst ist offen schwul.

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Seit der Veröffentlichung wurde das Video über 50.000 Mal angesehen, über 600 Mal kommentiert und über 400 Mal geteilt. Scrollt man sich durch die zahlreichen Kommentare und Shares, wird schnell klar, welche Nutzer mit diesem Video interagieren: Nutzer, die gegen Van der Bellen und für Hofer und die FPÖ sind. Das Video wurde außerdem nicht nur von Co-Leiter der rechtsextremen Identitären, Martin Sellner, und diversen Ortsgruppen der AfD geteilt, sondern auch von vielen Privatpersonen kommentiert. Auch Christian "das sind doch alles Erd- und Höhlenmenschen" Höbart kommentiert unter dem Posting.

In den Kommentaren wird jedenfalls meist nicht die Botschaft von Karl Michael thematisiert, sondern sein Aussehen, seine Sexualität und sein Auftreten—und das auf menschenverachtende, homophobe Art und Weise.

Unter dem Posting wird jedoch nicht nur Karl Michaels Aussehen und Sexualität thematisiert—manche User gehen noch einen Schritt weiter und raten ihm, sich umzubringen.

Als wir bei Karl Michael nachfragen, was er selbst zu den Kommentaren sagt, erzählt er uns: "Ich hab irgendwann aufgehört, zu lesen. Was die Leute schreiben, trifft mich selber nicht. Ich weiß ja, das sind einfach kleine Seelen, die sich da im Internet auslassen. Was mich aber wirklich erschreckt, ist, dass auch offizielle FPÖ-Seiten das Video teilen, zum Beispiel die FPÖ Kitzbühel. Da kann mir dann im Nachhinein keiner mehr erklären, dass sich die FPÖ offiziell von den Kommentaren distanziert. Das ist einfach die mieseste Propaganda. Die sticheln das Volk gegen einen 26-jährigen Menschen auf." Dass auf sein Video homophobe Kommentare folgen würden, überrascht Karl Michael nicht. "Damit rechnet man immer, wenn man so ein Video macht", sagt er gegenüber VICE.

Obwohl Karl Michael sich die Kommentare nicht zu Herzen nimmt, machen sich Menschen in seinem Umfeld Sorgen um ihn, wie er erzählt: "Viele um mich herum haben Angst, weil ich täglich in meinem Shop bin—meist allein. Darum kann und werde ich die Kommentatoren auch eher nicht anzeigen, da leg ich mich ja selber auf ein Präsentierteller."

Neben homophoben Beschimpfungen, anderweitig beleidigenden Kommentaren und Drohungen findet man unter Karl Michaels Posting auch einige Postings, in denen steht, dass es eigentlich keine bessere Wahlwerbung für Norbert Hofer geben könne als sein Video. Eine bessere Guerilla-Strategie könne man sich gar nicht ausdenken, meint zum Beispiel die AfD.

Dabei haben sie die eigentlich viel bessere Wahlwerbung in Wahrheit übersehen: Eine bessere Anti-Hofer-Werbung als ihre vor Hass nur so strotzenden Kommentare könnte man sich nicht vorstellen. "Genau das ist der Grund, warum ich das Video nicht lösche. Die Leute sollen sich bis Sonntag gut durchlesen, was da geschrieben wird. Und das, obwohl es nur das Video eines Modedesigners ist", sagt Karl Michael.

Verena auf Twitter: @verenabgnr