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Noisey

Kein Alk—dafür Bibelkurse für hungernde Kinder: Heavenstage Festival

Wir waren an einem evangelikalen Open Air ohne Alkausschank. Tatsächlich waren Leute da. Die hatten den Spass, wir den Kulturschock.
Alle Fotos von Yves Bachmann

Ich war in meinem Leben schon an christlichen Musikfestivals. Und normalerweise wird dort auch Alk ausgeschenkt. So von wegen: Dies ist mein Blut. Trinket alle davon. Oder so ähnlich.

Darum geriet das Open Air Heavenstage in unser Fadenkreuz: Kein Alkohol, dafür stoppt die Musik schon um 2.00. Wie feiern Leute nüchtern? Kommen überhaupt Leute? Wenn ich ein Eventmasochist bin, ist der Fotograf Eventsadist: Er schleppt zwei Freunde mit, die keine Akkreditierung haben und nicht wissen, wohin wir gehen. Dagegen bin ich ein Samariter mit meinem Flachmann voll „Talisker".

Etwas oberhalb vom Zeltplatz vergnügen sich verschlammte Leute im Pool; irgendwo hängt ein Banner mit Aufschrift „Praystation"; am Stand daneben kann man auf einer Nintendo-Konsole Mario Kart spielen. Die Leute haben Spass. Der Zeltplatz selbst ist unglaublich ordentlich. Suchtmittelmässig erspähen wir nur eine leere Panaché-Dose und sprechen mit einem Stadtrand-Kind, das an einer Elektro-Shisha zieht. Natürlich: „Ohni Nikotin."

Wir fühlen uns recht bald recht schlecht. Als degenerierte Stadtmenschen, die das Landvolk und seinen Messias ins Lächerliche ziehen wollen. Auch um zwei Eintrittspreise haben wir die Veranstalter betrogen. Und: Die Leute hier sind glücklich. Sie kompensieren Alkohol, Gras und anderes mit keuschem Schlammcatchen und dem Heiligen Geist.

Aber im Verlauf des Abends mutierte unser schlechtes Gewissen zum Kulturschock. Zu viel positive Lyrics, zu viel Keuschheitspropaganda, zu viel Charity mit christlichem Label.

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