Die Stripperinnen von Las Vegas aus österreichischer Sicht

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Die Stripperinnen von Las Vegas aus österreichischer Sicht

Für ihr Buch „Vegas and She" hat Stefanie Moshammer zwei Monate lang Stripperinnen in Las Vegas fotografiert und einen österreichischen Blick auf die Disney-Stadt geworfen.

Wie wir spätestens seit Fear and Loathing in Las Vegas wissen, ist Vegas gleichzeitig der Ort, an dem die ganze Welt nach dem „Amerikanischen Traum" sucht—und die Stadt, wo dieser Traum zum Sterben hingeht.

Nirgendwo werden die harten Kontraste zwischen Superreichtum und Ultraarmut, Vergnügungssucht und Depression, Strip und Downtown oder auch Spielhallen-Fake und Straßen-Realness so deutlich wie hier. Draußen arbeiten mexikanische Einwanderer, die entweder zu Dutzenden in einer Reihe stehen und mit Klatschgeräuschen Visitenkarten von Prostituierten verteilen, oder auf Baugerüsten die nächste Generation von Casino-Ressorts errichten. Drinnen zelebrieren währenddessen die weiße Mittel- und Oberschichter das Verprassen ihrer Dollars und genießen die Inszenierung, die viele Tausend Menschenameisen für sie am Laufen halten.

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Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal in Vegas war, hat sich bei mir eine Szene eingebrannt: Ich stand nachts vor einem Liquor Store und wartete auf einen Freund, als ich sah, wie nebenan eine junge Frau im kurzen Abendkleid verhaftet wurde. Sie stand breitbeinig und regungslos über die Motorhaube gebeugt da, während zwei Polizisten irgendetwas über Funk durchgaben. Zuerst fragte ich mich, was so jemand verbrochen haben sollte. Sie sah aus, als hätte sie eine Suite im Mandarin Oriental und als wäre sie gerade mit ihren Anwaltskollegen direkt aus einer Cirque du Soleil-Show gekommen. Dann schaute ich ihre Beine hinunter—und bemerkte, wie sich unter ihr langsam eine Lache bildete. Ihr Blick war währenddessen völlig abwesend.

Irgendwie ist das für mich seither zum Sinnbild dieser Stadt geworden: In Las Vegas ist die Grenze zwischen Eleganz, Stil und sich unter Drogeneinfluss selbst Bepissen am Ende des Abends fließend.

Eine Gruppe, die ihr ganzes (Berufs-)Leben zwischen diesen Extremen verbringt und ständig zwischen Hochglanz und Schmutz hin und her pendelt, sind die Stripperinnen von Las Vegas. Ihnen hat die österreichische Fotografin Stefanie Moshammer jetzt ein Buch gewidmet. Das Werk ist über zwei Monate in Las Vegas entstanden, zeigt insgesamt 7 Stripperinnen und erscheint nun unter dem Namen Vegas and She bei Fotohof edition.

„Ich war fasziniert von ihrem Lebensstil—wie sie sich und die Welt sehen und wie sie es schaffen, ihren Platz zwischen dem Dreck und dem Glanz zu erobern." Deshalb sind die Fotos auch weniger beinharte Sozialstudien und mehr poetische Metaphern auf das Schwellenleben der Stripperinnen, von denen die jüngste der Serie 21 und die älteste 50 ist.

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„Mein Porträt von Las Vegas ist ein Mix aus meiner Erfahrung und meinen Fantasien zu diesem Ort", sagt Stefanie Moshammer. „Ich wollte mit meinen Bildern einen eigenen, mehrdeutigen Ort erschaffen, der irgendwo zwischen Illusionen, Begierde und Wirklichkeit liegt."

Am 23. April findet in Wien auch die Release Party statt—und zwar im Queen Club, dem schönen Puff an der U-Bahn-Station Alser Straße.

Markus auf Twitter: @wurstzombie