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The Sprinkles of the Sandman Issue

Liebe mexikanische Kartelle: Legt euch nicht mit den Engeln an

Seit zweieinhalb Jahren trägt eine Gruppe Teenager, ihren Protest gegen die Drogenkartelle auf die Straßen der „Mordhauptstadt der Welt“ hinaus.

Foto von Luis Hinojos

Ciudad Juárez, Mexiko, ist dank der schier endlosen Mordserien in Zusammenhang mit den Drogenkartellen bekannt als „Mordhauptstadt der Welt“. Der gesetzestreue Teil der Bevölkerung ist zu fast allem bereit, um der Gewalt ein Ende zu setzen. Seit zweieinhalb Jahren trägt eine Gruppe Teenager, die „Messenger Angels“ (Engelsboten), ihren Protest auf die Straßen hinaus. Bemalt mit Silberfarbe und Glitter und in schwere weiße Gewänder mit riesigen Federschwingen gehüllt, halten sie handgemalte Plakate hoch, die sich an Cops, Kartelle und die schlimmsten Drogenbosse richten. „Zetas, bittet um Vergebung“, heißt es auf einem Plakat. „Cop-Killer. Es reicht! Mit freundlichen Grüßen, Jesus Christus“, steht auf einem anderen. Die Engelsboten sind Mitglieder der kleinen christlichen Gemeinde Psalm 100, geleitet von Carlos Mayorga, der Pastor ist und außerdem Berichterstatter für Milenio TV. Sie zeichnen sich durch ihre Furchtlosigkeit aus—nicht viele Menschen haben den Mut, die Zetas öffentlich anzuklagen—und durch ihr unheimliches Erscheinungsbild. Ich traf die Messenger an einem heißen Sommertag bei einer Demonstration vor einem Bezirkspolizeipräsidium. Einer von ihnen, Luis, hielt ein Plakat hoch, das den berüchtigten Drogenbaron Joaquín „El Chapo“ Guzmán zur Buße aufforderte. Er erzählte mir, dass einige Engel vom „richtigen Weg“ abgekommen waren, aber wieder gute Menschen geworden seien. Kann ein Mensch, der so viele Sünden begangen hat wie El Chapo, Vergebung finden? „Ja, würde er für all seine bösen Taten büßen wollen, könnte ihm vergeben werden“, entgegnete Luis. „Vermutlich würde man ihm in dieser Welt nicht vergeben, aber Gott könnte ihm vergeben. Und das ist das Wichtigste.“ Ich fragte den ebenfalls demonstrierenden Carlos, ob sie sich nicht vor Vergeltung fürchteten, da sie ja öffentlich mächtige Menschen anklagten. „Wir haben beschlossen, sie direkt anzusprechen, und wir sind uns des Risikos sehr bewusst“, erklärte er. „Wir sind bereits von der Polizei angegriffen worden. Ich bin verhaftet worden. Einmal, als wir auf dem Weg zu einer Demonstration vor dem kommunalen Gefängnis waren, ließen sie uns nicht vom Parkplatz herunter. Wir haben Angst, aber wir vertrauen auf Gott, und wir sind überzeugt, dass wir etwas bewirken.“