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Bis so guet

Liebe Schweiz

Liebe Schweiz, wir verzeihen Dir und wünschen alles Gute!

Herzlichen Glückwunsch, du Kuh! Da hast du also wieder Geburtstag und für einmal will ich mich mit dir freuen. Für einmal will ich nett zu dir sein. Darum gibt es heute Zuckerbrot und keine Peitsche. Ich zünde sogar einen kleinen Vulkan an und schwinge ein paar Plastikfähnchen für dich, Prinzessin Nimmersatt. Dafür, dass du mir heute besser gefällst als auch schon. Dafür, dass du dich für das eine oder andere Malheur in den letzten Jahrzehnten durchaus glaubwürdig geschämt hast. Da ist ja auch ordentlich was zusammen gekommen in 722 Jahren. Nicht jedes Land kann auf ein solch langes und bewegtes Leben zurückschauen. Dass in solch einer Ewigkeit schon mal die eine oder andere Dummheit dazukommt, will ich dir heute nachsehen. Diese zuckersüsse Schamesröte in deinem Gesicht, jedes Mal wenn du dich ertappt fühltest, war jedoch jede einzelne Sünde wert. Welch Anblick! Und jedes Mal gelobtest du Besserung, nur um wenig später gleich das nächste Geschirr zu zerschlagen. Doch dieses helle, ungekünstelt ehrliche Rot in deinem Gesicht steht dir. Solche Gefühlsregungen sind nicht fingiert, niemals. Liebe Schweiz, du bist keine Schauspielerin und das weisst du. Ich glaube dir. Du weisst mittlerweile was du falsch machst und du versucht dich zu bessern. Mutig schaust du in den Spiegel und erkennst sogar deine ureigensten Gesichtszüge wieder. Die böse Fratze scheint zu verblassen.

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Im Gegensatz zu vielen von deinen Brüdern und Schwestern sehe ich bei dir doch tatsächlich Hoffnung. Nehmen wir nur einmal deinen grossen Bruder Deutschland. Im Vergleich zu ihm bist du ein wahres Vorbild, im Vergleich zu ihm bist du Veränderung, ja gar Revolution. Während du es nämlich wenigstens versuchst, ist dein grosser konservativer Bruder eine lethargische Sau. Ja, als Vorbild taugt er nun wirklich nicht. Da legen sogar Luxemburg und Österreich mehr Lebensfreude und Mut an den Tag. Deutschland hingegen hockt bockig und verwanzt in seinem Zimmer und wartet. Worauf, weiss niemand. Auf die nächste Bundestagswahl? Die kommende Fussball–WM? Das nächste Fukushima? Wer weiss.

Liebe Schweiz, lass uns nicht weiter bei Negativbeispielen verweilen. Reden wir wieder über dich. Ich weiss, du hast es nicht leicht. Es gibt Leute, die wollen nicht, dass du dich veränderst. Diese Leute wollen nicht, dass du nach vorne schaust und antizipierst. Nein. Diese Leute wollen noch nicht einmal, dass du zurückschaust. Da gibt es beispielsweise einen, den Landesvater, dein Übervater, dein Bundespräsident, ein gewisser Ueli M., dem wäre es ganz recht, wenn du einen "Strich" unter deine zum Teil unschöne Vergangenheit ziehen würdest. Diesen "Strich unter die Geschichte" wünscht er sich beispielsweise auch von seinen neuen Freunden in China. Dass die mächtig Dreck am Stecken hatten und haben, weiss jedes Kind. Ihm, dem Ueli, scheint das aber scheissegal zu sein. Doch du, liebe Schweiz, du hast dazugelernt. Du weisst, dass diese Panzerhalbglatze nicht gut für dich ist. Darum wendest du dich lieber neuen Freunden zu. Es ist zwar mühsam dir immer und immer wieder in den Arsch zu treten. Doch wenn du dich dann bewegst, nicht geduckt, sondern aufrecht, dann gefällst du mir. Dann bist du schön. Dann könnte ich mich glatt in dich verlieben. Darauf lass uns anstossen. Ein Tusch und ein Prost auf dich, liebe Schweiz.

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Feierntun wir dich diese Woche hier:

Donnerstag:

Ist IOKOI am Stadtsommer und der GDS Segeltörn.

Freitag:

Spielt sich das Leben im Freien ab (wo genau erfährst du am Freitagmorgen hier) und Halbstark ist voll billig.

Samstag:

Ist um Sechs 5 vor 12 und ein Jahr Party Partei.

Danach führen der Sky Captain und die Rolltreppe ins Nichts in die Schneiderei.