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Popkultur

Dieser Twitter-Account macht Lesen wieder sexy

Das Projekt Literakt will durch die Kombination von Nacktheit und Literatur zum Lesen animieren.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Literakt. Hier

geht's zur dazugehörigen Buchempfehlung.

Wenn ihr mich fragen würdet, was meine liebsten Dinge auf der Welt sind, würde ich vielleicht mit "Nackt sein, weißer Spritzer und ein gutes Buch" antworten. Und weil man nicht alles haben kann im Leben (haben sie zumindest gesagt), gibt es nun einen Twitter- und Instagram-Account, der zwei dieser wunderbaren Dinge miteinander vereint: Lesen und nackte Menschen.

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Der Account nennt sich Literakt (pun intended) und will laut der dazugehörigen Webseite eine Plattform schaffen, auf der Leseempfehlungen auf anziehende Art und Weise Platz bekommen—und schafft damit das, was John Waters längst fordert: Er macht Lesen wieder sexy. Das passiert, indem auf literakt.com Menschen dazu aufgefordert werden, Nacktbilder von sich einzusenden, auf denen neben ihren Nippeln und anderen Körperteilen ein Buch ihrer Wahl zu sehen ist. Dieses Buch wird dann vorgestellt. Unter anderem soll präsentiert werden, worum es im betreffenden Buch geht, warum man es empfiehlt und was nach dem Lesen des letzten Satzes hängen bleibt. Auch, was die Bilder angeht, haben die Initiatorinnen von Literakt genaue Vorstellungen: Die Fotos sollen ästhetisch sein, sie wollen explizit keine Bilder von Genitalien oder schnell zwischen Tür und Angel geschossene Spiegelselfies geschickt bekommen. Klickt man sich durch die einzelnen Beiträge, wirken die Fotos durch die Bank schön und überlegt.

Eigentlich könnte man meinen, dass eine derartige Plattform durchaus absurde und explizite Zusendungen erhält, aber wie Hanna, Katharina und Marion von Literakt gegenüber VICE erzählen, zeigt sich das Internet ihnen gegenüber von seiner besten Seite: "Bis jetzt haben sich alle an den von uns publizierten Leitfaden gehalten, in dem wir erklären, dass keine Vaginas und Penisse auf den Bildern zu sehen sein sollen." Generell erhalten die drei größtenteils positives Feedback auf ihr Projekt: "Viele haben gesagt, dass ihnen das Fotoshooting großen Spaß gemacht hat. Interessant ist, dass die meisten Leute es bei weitem einfacher empfunden haben, das Foto zu machen, als sich auf ein Buch festzulegen. Im Vorfeld haben die meisten eher ein wenig Respekt vor dem Bildermachen gehabt, letztendlich war aber die Schwierigkeit, sich für ein Buch zu entscheiden."

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Aber natürlich gibt es auch Kritik. Literakt werde zum Beispiel dafür kritisiert, dass bis jetzt vor allem junge, dem gängigen Schönheitsideal entsprechende Menschen mit ihren Buchempfehlungen auf der Seite gefeaturet werden. Die Betreiberinnen verstehen das Problem und wünschen sich mehr Vielfalt, können sich aktuell jedoch nur nach den Einsendungen richten: "Das wird sich bestimmt ändern, wenn wir mehr Einsendungen kriegen—was hoffentlich bald der Fall sein wird."

Pauls (23) — literakt (@literakt)2. März 2016

Die Idee, Nacktheit und Literatur miteinander zu kombinieren, kam den dreien—wie so oft bei guten Ideen—in Kombination mit Alkohol: "Eine von uns hat einmal aus purer Langeweile für sich selbst ein halbbekleidetes Fotoshooting vor dem Spiegel gemacht und ein paar der Fotos den anderen gezeigt. Ein paar Bierchen später entwickelte sich dann irgendwie die Idee von Literakt."

Generell soll Literakt zum Lesen animieren und neben der Vielfalt an Literatur auch die Vielfalt an nackten Körpern abbilden. Daran, dass die Nacktheit die Literatur auf den Bildern in den Schatten stellen könnte, glauben die drei Betreiberinnen von Literakt nicht: "Natürlich schauen sich manche eher die Bilder an und lesen nicht alle Literaturempfehlungen. Aber das ist völlig in Ordnung. Genauso wie es völlig in Ordnung ist, nur die Literaturtipps zu lesen. Jeder soll sich einfach aus Literakt das rausholen, was ihr und ihm persönlich am besten gefällt. Klar bekommt heutzutage ein nackter Hintern immer noch mehr Aufmerksamkeit als ein Buch. Aber es gibt dabei ja nicht nur ein entweder/oder."

Verena ist auf Twitter. Bitte schickt ihr keine Nacktbilder: @verenabgnr