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Sex

Männer erzählen uns, wie und warum sie fremdgegangen sind

Letztens haben wir Frauen gefragt, warum sie fremdgehen. Wegen der Gleichberechtigung, nun die Männer.

Foto: Harsh Agrawal | Flickr | CC BY 2.0 Egal ob nun bei einer Partie Monopoly oder bei einer ernsthaften Beziehung, man denkt schneller ans Betrügen, als einem lieb ist. Klassischerweise gelten Männer als diejenigen, die fremdgehen. Schuld daran ist die patriarchalische Vorstellung, dass sie evolutionär betrachtet dazu programmiert sind, ihr Sperma größtmöglich zu verbreiten.

Eine neue Theorie besagt jetzt jedoch, dass Frauen ebenfalls einen evolutionären Grund haben, ihren Partner links liegen zu lassen. Diese Theorie und unser damit zusammenhängender Artikel über untreue Frauen hat einen Haufen Männer (vorhersehbarerweise) ziemlich wütend gemacht.

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Um das journalistische Gleichgewicht wiederherzustellen, haben wir nun auch ein paar Typen gefragt, warum sie fremdgegangen sind. Jetzt ist es beiden Geschlechtern möglich, Gründe beziehungsweise Ausreden zu vergleichen. Und zusammen können wir dann feiern, dass wir nicht dazu in der Lage sind, einfach treu zu bleiben. Ein Hoch auf die Gleichberechtigung!

"Es fühlt sich verdammt gut an, von einer neuen Person gemocht zu werden"

Mein letzter richtiger Seitensprung war dieses Jahr. Dabei habe ich meine Freundin total geliebt, das ist ja das Verrückte. Sie hat mich auch betrogen, aber das soll mein Handeln jetzt nicht entschuldigen. Ich besitze einfach einen Selbstzerstörungsknopf, den ich drücke, bevor ich mich bewusst dazu entscheide, eine andere Frau zu ficken. Das ist ziemlich scheiße.

Der Seitensprung war auch kein alkoholgeschwängerter Fehler bei einer Party oder so. Nein, ich war um 03:00 Uhr noch wach und ging meine Facebook-Freundesliste durch. Da traf ich die Entscheidung, jemanden jetzt klarzumachen. Das musste eine Frau sein, die meine Freundin weder kannte, noch jemals kennenlernen würde.

Obwohl ich nach außen wie ein ganz normaler Mensch wirke, bin ich eigentlich total unsicher und brauche ständig Bestätigung. Außerdem fühlt es sich verdammt gut an, von einer neuen Person gemocht zu werden. Ich hatte zwar erst ein schlechtes Gewissen, aber das verflog sehr schnell wieder. Danach ignorierte ich die Schuldgefühle einfach. Man muss den Wunsch nach Sex mit anderen Menschen einfach Wunsch sein lassen. Mein Tipp an alle Jungs da draußen: Schnell einen schleudern und schon ist die Dame der Begierde wieder vergessen.
– Caspar, 23

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"Das Ganze war eine Mischung aus Rache und 'Ich brauche dich doch eh nicht'"

Vor meinem Seitensprung bin ich nie fremdgegangen und ich hielt Fremdgeher auch für absoluten Abschaum. Ich wurde selbst oft betrogen und einmal hat mich das Ganze so stark mitgenommen, dass ich eigentlich davon ausging, so etwas nie selbst tun zu können, weil ich ja weiß, wie sehr es wehtut.

Als meine Freundin vor Kurzem im Mädelsurlaub war, fand ich heraus, dass sie mich kurz davor betrogen hatte. Das bedeutete für mich natürlich das Beziehungsende, aber ich wollte von Angesicht zu Angesicht Schluss machen. Kurz vor ihrer Rückkehr stand eine Hochzeit an und ich hatte dort jetzt nicht die Intention, auf Biegen und Brechen fremdzugehen. Ich flirtete aber trotzdem mit einer jungen Frau. Getrieben vom Alkohol, landeten wir dann bei mir im Hotelzimmer und anfangs fühlte ich mich noch richtig beschissen. Ich meine, ich war so gesehen ja immer noch mit meiner Freundin zusammen und wollte mich deswegen auch erst noch zurückhalten. Meine Affäre war aber zu verlockend.

Zwar plagte mich mein schlechtes Gewissen, aber ich machte ja sowieso mit meiner Freundin Schluss. Meinen Seitensprung habe ich ihr dabei nicht gebeichtet. Das Ganze war eine Mischung aus Rache und 'Ich brauche dich doch eh nicht'. Deswegen fühlte ich mich damals auch besser. Inzwischen ärgere ich mich jedoch darüber, dass ich zu dem geworden bin, was ich immer gehasst habe.
– Neal, 23

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"Ich glaube, ich war von der Beziehung gelangweilt"

Ich war seit fünf Jahren in einer festen Beziehung und lernte auf einer Datingseite dieses Mädchen kennen. Wir verabredeten uns in einer Bar. Wegen meiner Arbeit kam ich aber etwa eine Stunde zu spät. Nach ein paar Getränken schlug sie vor, zu ihr zu gehen. Ihre Eltern seien heute Abend nicht zu Hause. Wir sind nach oben in ihr Zimmer und haben auf ihrem Bett abgehangen, während irgendein schlechter Film im Fernsehen lief. Sie meinte, dass sie keinen Sex mit mir haben will, weil ich über eine Stunde zu spät zu unserer Verabredung gekommen war. Aber sie würde mir einen blasen.

Ich beendete die Sache mit meiner richtigen Freundin etwa ein Jahr später. Ich glaube, ich war von der Beziehung gelangweilt, weil es das Einzige war, was ich kannte, seit ich 16 war. Ich war in dieser Routine gefangen. Rückblickend hätte ich wohl früher schlussmachen sollen. Das ist aber einfacher gesagt als getan, wenn man sich wohlfühlt und nichts anderes erlebt hat. Ich glaube nicht, dass das Fremdgehen an irgendeinem Punkt in der Beziehung meine Gefühle zu meiner Freundin beeinflusst hat. Ich schätze, ich muss wohl eine ziemlich zynische Sicht auf das Leben und Frauen haben. Vielleicht bin ich zu echten Gefühlen auch gar nicht fähig—ein bisschen wie Dexter oder so.
– Kevin, 26

"Wir haben Angst vor Frauen. Um wenigstens etwas Kontrolle beizubehalten, betrügen wir sie"

Ich finde, dass Fremdgehen die schlimmste Lüge der Welt ist—in erster Linie gegenüber dir selbst. Was ich getan habe, ist technisch gesehen kein Fremdgehen. Ich hatte mit einem anderen Mädchen eine Zeit lang Nachrichten geschrieben und wir waren uns ziemlich nahegekommen. Jedenfalls kam alles raus und meine Freundin las die Nachrichten. Es war emotionales Fremdgehen, was manchmal sogar schlimmer ist.

Unsere Beziehung lief nicht gut und mir fehlte es an der Einsicht, um mich damit auseinanderzusetzen. Und so brach ich unser Vertrauen. Wir liebten uns gegenseitig aber so sehr, dass wir uns Mühe gaben, es irgendwie hinzubekommen. Menschen tun sich so schwer damit, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein, weil die Wahrheit ziemlich wehtun kann. Aber die Wahrheit kann einen auch stärker machen, egal wie sehr sie schmerzt. Und du kannst nie mit dir selbst zufrieden sein, wenn du in einer Beziehung fremdgehst.

Eine Partnerin ist dein Rückgrat. Die potentielle Mutter deiner Kinder. Eine tolle Freundin. Deine Sexpartnerin. Trotzdem behandelst du sie schlecht? Wir haben Angst vor Frauen. Um wenigstens etwas Kontrolle beizubehalten, betrügen wir sie. Vielleicht sollten Frauen auch anerkennen, dass Männer sensibel sein können. Letzten Endes läuft etwas sehr falsch, wenn du deine Freundin verletzt, egal ob hinter ihrem Rücken oder vor ihrer Nase. Wahrscheinlich ist es ein Zeichen dafür, dass etwas in eurer Beziehung nicht stimmt. Meine Naivität hat mich zum Fremdgehen verleitet. Das habe ich nur als junger Mann nicht verstanden.
– Isaiah, 29