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Mein Squash-Duell gegen Olympique

Wir waren mit Olympique Squash spielen und haben wie erwartet verloren. Dafür haben wir einiges über die Band erfahren.

Alle Fotos von Julian Haas.

Ein guter Freund hat mir einmal erzählt, dass Leo, der Bassist und Keyboarder von Olympique, der unbarmherzigste Gegner im Squash ist, den er jemals hat spielen sehen. Und er hat mir auch gleich erklärt warum: Leos Stärke liegt nicht in einer hervorragenden Technik, sondern in verflucht langen Gliedmaßen und, allem voran, in einem an Wahnsinn grenzenden Ehrgeiz.

Da Olympique grandiose Musik machen (ihr Video zu „The Reason I Came“ konntet ihr bei uns bereits bestaunen), und im kommenden Herbst ohnehin jeder über ihr Debütalbum Crystal Palace reden wird, wollte ich schon länger ein Interview mit den drei Salzburgern machen. Aber nachdem ich die Anekdote von meinem Freund gehört hatte, setzte sich noch ein weiterer Plan in meinem Kopf fest: Ich musste Leo im Squash herausfordern.

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Eines Abends, als Leo, ich, und paar Weiße Spritzer in der Pratersauna aufeinandertrafen, kam mein großer Moment: Nachdem ich mir ein bisschen Mut angetrunken hatte, bat ich Leo nicht nur um ein Interview, sondern forderte ihn und seine Bandkollegen in einem leichten Anflug von Größenwahn zum Squash-Duell. Leo willigte ohne zu zögern ein.

Und so kam es, dass ich ihm, Drummer Nino und Frontmann Fabi ein paar Wochen später in der Umkleidekabine des Squash-Centers Heiligenstatt gegenüberstand. Die drei schauten nicht aus, als wären sie zur Gaudi da: Diese Typen, allen voran Leo, waren ganz klar gekommen, um zu siegen.

Ich will euch von den Details unseres kleinen Turniers verschonen, darum eine Kurzusammenfassung der Ereignisse: Leo und ich trafen bereits in der ersten Partie aufeinander. Und, wie sollte es auch anders sein, er hat mich vorgeführt wie einen Schuljungen. Danach setzte sich Nino in einer heißen Partie gegen Fabi durch. Ich konnte im Spiel um Platz drei zumindest noch knapp dem letzten Rang entgehen.

Im großen Finale trafen dann Leo und Nino aufeinander. Und es schien sich eine Sensation abzuzeichnen: Nino ging nach einem Blitzstart mit sieben zu null in Führung. Doch gerade als alles entschieden schien, fand Leo seinen sagenumwobenen Ehrgeiz wieder. In einer nahezu überirdischen Schlussphase drehte er die Partie, und sicherte sich den Sieg. Etwas verbittert und mit leichten Koordinationsschwierigkeiten (ich war im Spiel gegen Leo ungebremst gegen die Wand gelaufen) durfte ich den drei verschwitzten Herren dann aber noch ein paar musikalische Fragen stellen.

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Noisey: Die Gerüchte sind also wahr. Gratulation Leo - dafür dass du uns in Grund und Boden gespielt hast.

Leo: Danke. Es war ein verdienter Sieg.

Muss ich leider so anerkennen. Welcher Musiker wäre euer absoluter Squash-Angstgegner?

Nino: Josh Homme. Weil er eine massive Kante ist. Obwohl… im Gegenzug ist er vermutlich nicht so wendig.

Ich glaube eher dass du sein Angstgegner wärst, gerade weil du so klein und wendig bist, Nino.

Fabi: Ich glaube auch nicht, dass Squash der Sport von Josh Homme wäre. Mein Angstgegner wäre wahrscheinlich Thom Yorke. Der geht sicher regelmäßig in New York zum Squash-Workout, und ist extrem gut. Aber er freakt sich dann vermutlich so arg rein, dass er nur die Hälfte sieht.

Leo: Mein absoluter Angstgegner beim Squash wäre Kanye. Egal was er macht, er ist der Beste darin - oder glaubt zumindest der Beste zu sein. Das ist sicher auch beim Squash spielen so.

Fabi: Kanye ist Stefan Raab aus Amerika. Gib ihm eine Kartoffel und einen Topf, und er baut dir eine Atombombe.

Wenn man euch am Squashfeld beobachtet, würde man nie darauf kommen, dass ihr so ernste, melancholische Musik machen könnt.

Nino: Zum Machen von ernster Musik muss man ja Gott sei Dank nicht durchgehend ernst sein.

Leo: Wir hören auch oft völlig andere Musik, als wir selbst machen. Aber wenn wir selber Musik machen, werden wir irgendwie emotionaler.

Welchen Song hört ihr als Motivation vor einem Squash-Duell?

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Fabi: Wenns um die Finalspiele geht, irgendwas von The Prodigy.

Leo: Meine aktuelle Motivationsnummer ist die HVOB-Version von „Always Like This“.

Nino: Charles Bradley - „Why Is It So Hard To Make It In America“. Das ist mein Push-Song.

Noisey: Seid ihr beim Songs schreiben auch so übermotiviert wie beim Squash spielen?

Leo: Schön wärs. Unsere Lieder passieren viel eher einfach. Das, was uns gefällt picken wir dann raus, und arbeiten daran weiter. Das kann einmal schnell gehen, ein anderes Mal arbeiten wir ein dreiviertel Jahr an einem Song. Ein einfaches Rezept dazu gibt’s bei uns nicht.

Fabi: Ein Song ist ja auch kein Spiel! Auch wenn das jetzt vielleicht irgendwie theatralisch klingt.

Apropos Theatralik: Ich durfte mir euer Album vorab durchhören. Mein erster Gedanke dabei war: Wow, die haben absolut keinen Schiss davor, richtige Hymnen zu schreiben. War das ein Ziel von euch?

Fabi: Ich mag das. Mir gefallen Songs die zwar nicht schmalzig sind, die einen aber schon beim ersten Hören packen, und die man sich gleich danach noch ein zweites mal anhören will.

Leo: Als wir mit der Pre-Production des Albums angefangen haben, haben wir uns zusammengesetzt und uns gefragt: Wo wollen wir hin, und wonach soll es klingen? Das erste, worauf wir uns dabei mit unserem Produzenten geeinigten haben, war, dass der Sound sakral sein soll. Jetzt nicht auf Religion bezogen, aber von der Größe und dem Epos her, der drinnen steckt. Mit diesem Hintergedanken sind wir an die Songs rangegangen.

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Nino: Wir haben halt auch die Möglichkeit, uns an Hymnen zu versuchen, weil wir eh davon ausgehen, dass das, was wir machen, nicht Mainstream, und definitiv nicht Ö3-tauglich ist. Deshalb trauen wir uns auch Melodien schreiben, die so eingängig sind.

Ist es wirklich so unrealistisch, dass ein Sound wie eurer auf Ö3 läuft?

Fabi: Dafür hat es eine Band, die englisch singt aber aus Österreich kommt dann doch zu schwer, glaube ich.

Nino: Es ist letztendlich aber auch überhaupt nicht unsere Intention.

Aus euren Songtexten wird man ja nie so wirklich schlau. Ich vermute mal, auch das ist Absicht.

Fabi: Absolut. Jedem ist am Ende selbst überlassen, was er mit unserer Musik verknüpft. Wir bieten dem Hörer eine Plattform, das Endprodukt entsteht dann aber im Idealfall in seinem im Kopf.

Leo: Es ist eigentlich wie bei einem Puzzle. Der Hörer muss selber ein bisschen was dazugeben, damit es als Gesamtbild funktioniert. Die Texte sind nur eine Momentaufnahme von uns, mit denen der Hörer am Ende sein eigenes Bild schafft.

Fabi: Wenn das dann noch mit dem Artwork und den Videos verschmilzt, dann haben wir unser Ziel erreicht.

Die Artworks und die Musikvideos scheinen bei euch genau so durchdacht zu sein, wie die Musik selbst. Wie bekommt ihr das hin?

Leo: Es geht bei Musik schon lange nicht mehr nur um die Musik. Die Songs sind zwar der Ausgangspunkt, aber auch das Rundherum muss aus einem Guss kommen. Wir haben da glücklicherweise mittlerweile ein großartiges Team, mit dem wir die Videos machen, und mit dem wir wirklich eng zusammenarbeiten. Jeder von uns ist gerade in einer Situation, in der er sich irgendwie selbst verwirklichen will, und ich glaube das ist eine gute Kombination.

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Wenn man eure Songs hört, kann man sich die vielen Stunden Arbeit im Studio fast bildlich vorstellen. Wie haben die Aufnahmen ausgesehen?

Nino: Wir haben wirklich total viel beim Sound herumprobiert. Alleine für den Schlagzeug-Soundcheck etwa einen ganzen Tag. Das Team im Studio hat sich da sehr viel Zeit genommen, damit auch wirklich alles ideal passt.

Seid ihr Perfektionisten?

Leo: Wir sind oft einfach unzufrieden. Meistens hören wir uns etwas Fertiges von uns an, und mögen es schon nicht mehr. Wir denken uns nicht: „Woah, ist das geil, das ist es!“ sondern: „Der Teil passt noch nicht, und der Übergang ist noch nicht cool.“ Wir haben im Vorhinein schon extrem intensiv mit den Songs beschäftigt, dafür ist es im Studio selber oft schnell gegangen. Zum Beispiel bei den Drums, die hat der Nino bei den Album-Aufnahmen dann letztendlich regelrecht reingehämmert.

Fabi: Bei so einem Album stecken halt alle mit extrem viel Engagement drinnen. Wir hatten unglaubliches Glück, dass wir uns dieses Album überhaupt leisten durften. Das ist nicht „Wir nehmen jetzt mal schnell ein Album auf“. Man muss sich diese Zeit auch wirklich nehmen – einmal ein ganzes Monat komplett frei zu bekommen, um ausschließlich Musik zu machen, das ist sauschwer. Das war schon fast aufwühlend.

An welchem Ort sollte man eure Musik am besten hören?

Nino: Im Wohnzimmer. Mit einem Glaserl Wein.

Leo: Und mit guten Boxen.

Fabi: Mit sauguten Boxen. Auf Schallplatte. Oder auf dem iPod, bei einem Spaziergang durch eine nächtliche Stadt. Das ist immer mein Maßstab: Wenn ich völlig alleine in der Nacht eine Straße entlangspaziere und der Sound in den Kopfhörern mich mitreißt, dann ist das gute Musik.

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Indie Rock steckt ja schon ein bisschen in der Krise. Beschäftigt einen das als aufstrebende Indie-Band eigentlich, oder geht einem das am Allerwertesten vorbei?

Fabi: Ich sehe das so: Im Indie-Rock gibt es jetzt eben diese paar Dinosaurier aus den frühen Zweitausendern, die sich etabliert haben – Strokes, Arctic Monkeys und so weiter. Ein paar Bands sind weggebrochen. Und alles, was da jetzt nachkommt, ist eigentlich irrelevant. Aber wir probieren eben gerade deswegen jetzt Gitarrenmusik zu machen. Weil es geil ist, weil es Spaß macht. Weil analoge Musik zu machen einfach cool ist.

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