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Neonazis belagern Hamburg

"Völkische Siedler" lassen sich in der Umgebung von Hamburg nieder und wollen Dörfer übernehmen.

Neonazis bei einer Demo in Plauen | Foto: imago | ZUMA Press

Vor den Toren Hamburgs machen sich Neonazi-Familien und Gruppen breit, sogenannte "völkische Siedler". Die Amadeu Antonio Stiftung schätzt, dass in Deutschland mindestens 1.000 solcher Rechtsextremisten versuchen, sich längerfristig in kleinen Dörfern anzusiedeln, um sie dann perspektivisch zu übernehmen. Auf einer Karte, die die Hamburger Morgenpost auf ihrer Website veröffentlichte, ist zu sehen, dass es rund um Hamburg immer mehr dieser rechtsradikalen Siedler gibt.

Südlich von Hamburg, in der Lüneburger Heide, dem Wendland und besonders in Mecklenburg gibt es schon seit Jahren Bemühungen von Neonazis, sich niederzulassen. Wenig überraschend pflegen diese "Siedler" ein eher schwieriges Weltbild. Das MDR-Magazin Exakt hat schon letztes Jahr Passagen aus Neue Wege veröffentlicht, einem Manifest der Siedler, laut MDR verfasst von Steffen Hupka, einem bekannten rechtsextremen Aktivisten. Das Ziel der rechten Siedler: Strukturen in ländlichen Räumen aufbauen und Familien ansiedeln, die das eigene Weltbild weitertragen. Und das alles mittelalter-klassisch, Männer arbeiten auf dem Feld und im Dorf, Frauen kümmern sich um die korrekte Kindererziehung. Die Gegend um Hamburg ist aber lange nicht die einzige, in der sich rechtsradikale Siedler verstärkt konzentrieren, es gibt auch Siedlungen in Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Schleswig-Holstein.

Geld verdienen die Siedler zum Beispiel als Handwerker, Hebammen, Gärtner oder auch Bauern. Die Bio-Kartoffel ist also unter Umständen tatsächlich eine Neonazi-Kartoffel. Naturschutz und ökologische Landwirtschaft sind nur ein Deckmantel für das eigentlich Vorhaben der Neonazis, nämlich Dörfer zu übernehmen und ihr Weltbild langsam, aber sicher durchzusetzen.

Die Amadeu Antonio Stiftung geht davon aus, dass viele der Siedler aus "völkischen Sippen" kommen—Nazi-Clans, sozusagen—die schon seit Generationen ihr Gedankengut innerhalb von erweiterten Familienzusammenhängen weitergeben. Das erklärt auch, dass es hier nicht um kurzfristigen Aktionismus geht, sondern darum, langfristig zu planen und sich in Gegenden zu verwurzeln, die oft eher strukturschwach sind, und das eigene Weltbild über Kinder immer weiter zu tragen.