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Sex

Die beste Zeitung der Welt

In Uganda ist Red Pepper mit Geschichten über Ebola und Peniswürmder die „Zeitung des Jahres“. Welchen Jahres, willst du wissen? ALLER Jahre!

Reportern ohne Grenzen zufolge ist Uganda auf Platz 139 von 170 Ländern, wenn es  sich um Pressefreiheit dreht. Wir können das aber irgendwie nicht glauben und meinen,  dass das irgendein Rechenfehler sein muss, denn dort wird die absolut großartigste Zeitung der Welt, die Red Pepper, herausgebracht. Wenn du schon bei der Kronenzeitung findest, dass sie dazu neigt, einen etwas heftigeren Tonfall anzuschlagen, dann sieh dir erstmal an, wie die ugandische „Zeitung des Jahres“ (Welchen Jahres, willst du wissen? DES Jahres, du eingebildeter Klugscheißer.) auf die Ebola-Todesfälle im Land reagiert.

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Jupp, mit blutigen, roten Misfits-Buchstaben und einem Titelblatt mit einer Infografik, die dich davor warnt, auf öffentlichen Toiletten fette Frauen zu bumsen. Wolf Martin - Gott habe ihn seelig - selbst hätte es nicht besser reimen können. Und obwohl sie es geschafft haben, bereits an einem einzigen Morgen mit einem Achtel ihres Covers lesenswerter und informativer zu sein als alle Zeitungen Österreichs zusammen, darfst du nicht denken, dass sie sich auch nur für eine Sekunde auf ihren Lorbeeren ausruhen. Jede Schlagzeile zeugt von Hingabe und Direktheit, von Berichten über internationale Peniswürmer bis hin zu lokalen Lesben auf der Flucht und das alles Ewigkeiten, bevor die kurzsichtigen Waschlappen der westlichen Medien davon Wind kriegen.

Zugegeben, es ist recht leicht für eine Zeitung, sich nach dem bewährten „kommt Blut darin vor, ist es eine Schlagzeile wert“-Diktum zu richten—besonders wenn man an die Ebola-Fälle denkt—, aber wodurch Red Pepper wirklich heraussticht, ist die Fähigkeit, eine gesunde Menge an positiven Gemeinschaftsthemen einzustreuen, ohne dabei in uninteressante Standard-Human-Interest-Geschichten zu verfallen.

Es gibt sogar eine scharfzüngige, In Touch-mäßige Klatschspalte, nur noch witziger, viel härter und ohne „echte“ Promis.

Viele ausländische Studenten und NGO-Leute rümpfen über  Red Pepper die Nase, weil angeblich nur die niederen Bedürfnisse des Publikums befriedigt werden. Manche beschuldigen das Blatt sogar, ein staatliches Instrument zu sein, speziell zusammengebastelt zu dem Zwecke, die Arbeiterschicht Ugandas von den wahren Problemen des Landes abzulenken. Vielleicht bist du wie sie. Vielleicht denkst du, ich mache einen sarkastischen, augenzwinkernden Witz, wenn ich sage, dass die Redakteure des Red Pepper zu den prinzipientreusten ihrer Branche gehören. Aber es sieht so aus: Red Pepper biedert sich niemandem an. Es handelt sich hier um das Blatt, das vor Gericht gegangen ist, um seine Behauptung, Muammar al-Gaddafi würde mit der Königin des örtlichen Tooro-Stamms ficken, zu verteidigen, VERLOREN HAT und noch immer nicht davon abrückt, obwohl der verstorbene Colonel in den letzten Jahren seines Lebens im Prinzip sowohl die ugandische Regierung als auch die Tooro-Monarchie finanziert hat und derart vermisst wird, dass Kampalas größte Moschee und am wenigsten staubige Straße nach ihm benannt wurden. Kritiker werden darin einen Coup sehen, um mehr Ausgaben zu verkaufen, aber ich finde, durch die kompromisslose Entschlossenheit, die dieses Beispiel zeigt, verdient es der Red Pepper, mehr Ausgaben zu verkaufen. Er ist eine Bastion der Integrität und puren, elektrisierenden Entschlossenheit mit Sitz am Nabel der globalen Korruption.

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Und bevor jetzt wieder jemand mit dem alten „Ugander sind sexuell unterdrückte Homohasser“-Argument kommt, sollte sich derjenige bitte die tägliche Beilage des Red Peppers anschauen: Honey: The Magazine for Lovers. Jetzt versuch, dir ein modernes Frauenheft mit so einem positiven Zugang zu Sex auszumalen, das bereit wäre, solche progressiven Artikel zu bringen. Vielleicht ohne das Wort „bonk“.