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Die wahre Geschichte von Joseph Kony

Wir im Westen sind noch immer die grausamsten und verlogensten Schweine, an deren moralischer Verrohung sich nicht einmal ein Psychopath wie Joseph Kony messen kann.

Dieses Jahr gehört ganz klar Joseph Kony, seines Zeichens Anführer der verrücktesten Armee der Welt, der Lords Resistance Army. Joseph Konys Lords Resistance Army entstammt einem wahren Höllenloch, genauer gesagt dem Uganda der 70er Jahre. Normalerweise denkt man bei Uganda sofort an Idi Amin, der im Grunde jedoch nur einen Hype um seine eigene Person und als Diktator kreierte, denn der wahre Schlächter war der vermeintlich gemäßigte Apollo Milton Obote, der ihm folgte. Wenn man ein paar Leute abschlachten möchte und dafür entsprechend schlechte Presse in Kauf nimmt, dann ist das kein Problem. Man kann in Afrika leichter als anderswo losziehen, plündern und brandschatzen, amputieren, verstümmeln, das Blut seiner Feinde trinken und damit prahlen, wie es Idi Amin in Uganda getan hat. Wer gefallen daran findet, seine Feinde den Krokodilen zum Fraß vorzuwerfen und sich generell wie ein wahnsinniger Metzger aufführt, bleibt jedoch meistens nie lange an der Macht. Denn wenn es wirklich darum geht, ganze Bevölkerungsteile auszulöschen, stellt man sich lieber mit der westlichen Presse gut, trägt Anzüge und bezeichnet sich selbst als demokratischer Politiker. Dann beginnt nämlich das wahre Blutbad. Es sind immer diejenigen, die sich in den westlichen Medien als weltoffen und moderat darstellen, die am effizientesten Schlachten. Und so ein kluger Typ war Apollo Milton Obote, der sich im September 1980, nachdem Amin im April 1979 geflüchtet war, in Wahlen durchsetzen konnte. Obote lachte viel, sprach von Veränderung, trug scharf geschnittene Anzüge und sprach viel von Fortschritt und Frieden. Dann spuckte er in die Hände und machte sich an die Arbeit.

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Ein normaler Werktag unter Apollo Milton Mobote.

Als Luwero, ein Teil Ugandas, ihm ein wenig Ärger bereitete, schickte er seine Armee dorthin und ließ jedes menschliche Leben an diesem Ort einfach auslöschen. Habt ihr jemals davon gehört? Nein, natürlich nicht, es ist ein kleines Loch in Afrika, für das wir uns im Westen einen Dreck interessieren. Die Überlebenden von Luwero, die meisten davon Kinder, die zu jung waren, als dass sie es wert gewesen wären, umgebracht zu werden, versammelten sich im Busch und kämpften weiter, während sich ihr Anführer Museveni still und heimlich nach Europa verpisste. Doch zur Überraschung aller Beteiligten gewannen sie sogar. Während Obotes Truppen also kopflos nach Norden flohen, kehrte Museveni gerade rechtzeitig zu den Feierlichkeiten wieder zurück und übernahm die Macht in Uganda, die er bis heute innehat und auch nicht mehr hergeben will. Vielleicht muss er das ja aber auch nicht mehr, da er zwar ebenfalls einer Menge Kriegsverbrechen beschuldigt wird, aber gerne von Veränderung und Freiheit spricht, scharf geschnittene Anzüge trägt und sich in Washington und in der restlichen westlichen Welt einige Freunde gemacht hat. Die Überbleibsel von Obotes Truppen flüchteten weiter nach Norden und versammelten sich in ihrer Verzweiflung um Alice Lakwena, einer offensichtlich Geisteskranken, die sich als ein spirituelles Medium sah und christlich-esoterische und endzeitliche Vorstellungen mit traditionellen Mythen zu einer Ideologie der moralischen Reinheit vermischte. Diese „Holy Spirit Movement“ benannte Gruppierung begann also abermals den Kampf gegen Museveni, doch diesmal mit ein paar neuen Tricks und Taktiken in der Schublade, die schlicht und einfach einem fortschreitendem mentalen Verfall geschuldet zu sein scheinen. So trugen ihre Kämpfer Amulette, die Kugeln aufhalten sollten, rückten in Formationen vor, die an ein Kreuz erinnerten, oder rieben sich mit gesegnetem Öl ein, das sie ebenfalls unverwundbar machen sollte. Eine großartige Taktik, da die armen Trottel, als sie herausfanden, dass dieser Hokuspokus nicht mehr als reiner Quatsch war, sowieso bereits tot waren. Es ist also nicht überraschend, dass sie 1987 abermals brutal ausgemerzt wurden. Nun begann die Zeit von Joseph Kony, der natürlich wie jeder, der sich etwas Macht in Afrika sichern konnte, dem Wahnsinn verfallen ist. Es wird berichtet, dass er einmal pro Jahr einen Gebirgszug in Uganda aufsuchte, um sich dort auf dem höchsten Gipfel für ein paar Tage in die pralle Sonne zu legen, bis er über und über mit roten Termiten bedeckt war, die sich in seiner Haut festbissen. Danach zog er sich für ein paar Wochen in eine Hölle zum Meditieren zurück. Dieser Typ also, dem zudem nachgesagt wird, dass er 88 Frauen geehelicht hat und 42 Kinder mit ihnen zeugte (bereits genug, um eine kleine Armee aufzustellen), scharrte die letzten Reste des geschlagenen HSM um sich und führte die Truppe als lokales Widerstandsnest weiter. Seitdem bekommt die Truppe logistische und finanzielle Unterstützung aus dem Sudan. Als Gegenleistung massakriert Konys Armee des Chaos christliche Minderheiten im Südsudan, die sich gegen den arabischen Nordsudan auflehnen. Noch so ein Blutbad, das den Westen nicht wirklich interessiert. Man kann es so zusammenfassen: Kony mit seiner schwammig christlichen Ideologie hilft den sudanesischen Moslems mit seiner Lords Resistance Army die christlichen Minderheiten im Sudan Dorf für Dorf auszulöschen. Religion ist ja nett und so, aber am Ende geht es doch nur darum, in ihrem Namen zu plündern, zu vergewaltigen und Gliedmaßen zu amputieren.   Nach zwei Jahrzehnten also, in denen Kony ungestört durch Uganda, Ruanda, den Sudan und den Kongo marodieren konnte, kommen nun ein paar selbsterklärte Weltretter daher und machen es plötzlich hip, gegen Mord und Totschlag im Herzen der Finsternis zu sein, und ziehen dafür eine mediale Hetzjagd gegen einen Typen, der in Termiten badet, auf. Doch ein paar Posts und Likes bei Facebook werden Joseph Kony, von dem angenommen wird, dass er sich mit seiner grotesken Truppe im Urwald des Kongos versteckt, bestimmt nicht nach Den Hague bringen. Doch dafür kann man sich dank Kony 2012 ganz einfach mit vagem Gutmenschentum schmücken. Zumindest solange, bis man feststellt, dass Invisible Children, Inc Hunderttausende Dollar von der amerikanischen National Christian Foundation bezogen hat, die sich im letzten Jahrzehnt als größter Befürworter und Unterstützer einer harten, schwulenfeindlichen, kreationistischen, rechten Politik profiliert hat. Überraschenderweise wollen sie nun also genau die Typen im Kampf gegen Kony unterstützen, die auch das sogenannte „Kill All Gays“-Gesetz in Uganda durchbringen wollen.

Pogromstimmung in Uganda.

Herzlichen Glückwunsch, anstatt Action Kits für 30 Dollar an die Dummen und Verblendeten zu verschicken, sollte Kony 2012 vielleicht lieber gleich Macheten und Hämmer versenden, denn wir im Westen sind noch immer die grausamsten und verlogensten Schweine, an deren moralischer Verrohung sich nichtmal ein Irrer messen kann, der irgendwo im tiefsten afrikanischen Busch mit der AK in der Hand an einem amputierten Kinderbein nagt.

Mehr über Joseph Kony und Invisible Children: Soll ich Geld an Kony 2012 spenden oder nicht?