"Rockmusik hat keine Antworten mehr" — Billy Corgan im Interview

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"Rockmusik hat keine Antworten mehr" — Billy Corgan im Interview

Zeit, sein Erbe gerade zu rücken: The Smashing Pumpkins-Frontmann Billy Corgan über das Ende der großen Rockbands, fehlende Anerkennung und Courtney Loves Lügen.

Foto: Scarlet Page

Farin Urlaub verarbeitet in seinem Lied „Sumisu" seine melancholische Teenie-Zeit: „Immer wenn wir traurig waren—und traurig war'n wir ziemlich oft—gingen wir nach Hause und dann hörten wir The Smiths." Was bei Farin aus Spandau in den 80ern The Smiths waren, waren bei den Kids der 90er The Smashing Pumpkins. Die Band um Frontmann Billy Corgan allerdings erweiterte das Spektrum der jugendlichen Gefühle noch um Wut. Das war es, was die bestimmende Musik der Neunziger von Nirvana über Pearl Jam zu den Pumpkins ausmachte: Sie zeigte Gefühle, Angst, Verletzlichkeit, aber sie zeigte auch Wut und zertrümmerte Gitarren. Sie nahm Drogen, lebte hedonistisch und zerstörte sich selbst.

Das Gute an dieser letzten großen Phase der Rockmusik war, dass man noch richtig Geld verdienen konnte, ohne Mainstream- bzw. Popmusik machen zu müssen. Das Schlechte an dieser Phase war, wenn man sie überlebte. Billy Corgan ist in den letzten 15 Jahren zu einer Witzfigur verkommen, über die man sich jederzeit lustig machen kann, wenn einem kein besserer Witz einfällt. (Übrigens ergeht es ihm da ganz ähnlich wie seiner Ex, einer gewissen Courtney Love.) Angefangen hat alles mit dem Release von Adore 1998, dem Flop-Album. Dem Verriss-Album. Dem Billy-Corgan-ist-ein-Idiot-Album. Danach trennte sich die Band. Dann kam das Internet und zerstörte die Musikindustrie. Ach und die Bedeutung der Rockmusik starb auch noch irgendwo zum Ende des Jahrhunderts. Billy Corgan versuchte viel, um sich von den Pumpkins und seiner 30 Millionen verkaufte Platten-Biographie zu emanzipieren, macht Solo-Alben, gründete andere Bands, aber er blieb ein Dinosaurier, der Letzte seiner Art.

Irgendwann wollte er seine Band wiedervereinen—Billy rief die verbliebenden Mitglider der Smashing Pumpkins in zwei Zeitungsannoncen dazu auf, die Band wieder auferstehen zu lassen. Nur Drummer Jimmy Chamberlain sagte zu. Was für eine Blamage. Noch peinlicher war dann das 2007er Album Zeitgeist, das nicht mal mehr gehasst, sondern einfach nur ignoriert wurde. Billy blieb also der viel belächelte Witz—eine Menge ​abgedrehter Aktionen trugen dazu bei, dass kaum noch jemand an ihn und sein Talent glaubte. Und jetzt? 2014 ist Billy Corgan das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Pumpkins und scheint endlich seinen Frieden gefunden zu haben. Sein neues Album Monuments To An Elegy ist vielleicht nicht die Rettung der Gitarrenmusik, aber es ist ein ziemlich gutes Smashing Pumpkins-Album. So gut, dass uralte Zuneigungen wieder erwachen. Nebenbei erntet der Dinosaurier so langsam aber sicher auch die Anerkennung, die ihm als einem der herausragendsten Songwriter und Künstler der 90er Jahre zusteht—man lese nur mal ​die überall erschienenen Rezensionen zur Re-Issue von Adore.

Es gibt also viel zu bereden und so kommt nach einer langen Einleitung nun ein langes Gespräch mit dem großen Billy Corgan. Er hat es verdient.

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