Occupy Wall Street (Es hört einfach nicht auf)

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Occupy Wall Street (Es hört einfach nicht auf)

Wir habe während der gesamten Occupy-Zeit noch keinen stilleren und deprimierenderen Moment erlebt als gestern in New York.

Gestern Morgen um 7.30 Uhr traf sich die Occupy Wall Street-Bande an dem riesigen, roten Kubus nahe des Zuccotti Parks zu ihrem Aktionstag gegen diese korrupten Bastarde von Goldman Sachs. Es war ein Tag des „Tintenfischens“, was, wie ich gelernt habe, so etwas bedeutet, wie „für die Gerechtigkeit kämpfen.“ Die Gruppe marschierte also zu Goldman Sachs und hielt bei ihrer Ankunft eine Pressekonferenz ab, um den „Goldman-Säcken zu sagen, wie scheiße sie sind.“ Während sie also durch New York marschierten, legte sich ein Mann mitten auf die Straße. Das war eine der härtesten Aktionen, die ich jemals gesehen habe. Er lag da so lange, bis die Polizisten ihn wegtrugen. Sogar sie mussten lachen und sie nahmen ihn nicht mal fest, sondern legten ihn auf dem Gehweg ab. Viele kamen in Tintenfischkostümen. Eine Gruppe hatte einen großen Stofftintenfisch dabei, den sie den ganzen Tag durch die Luft schwenkten, bis—so erzählte einer von ihnen—„diese Arschlöcher meinen gigantischen Tintenfisch nahmen, ihn zerfetzten und wegwarfen.“ Ich schätze, mit „diese Arschlöcher“ meinte er die Polizei. Beim zweiten Ziel des Tages, dem Weltfinanzzentrum, kam die Bereitschaftspolizei aus dem Gebäudes gestürmt und nahm einfach alle Sichtweite fest. Die drei offiziellen Live-Streamer wurden innerhalb weniger Minuten verhaftet. Die Cops steuerten auf jeden mit einer Kamera zu—wahrscheinlich wollten sie Bilder verhindern, auf denen sie die Demonstranten gnadenlos verprügeln. Ich rannte um den Block und gelangte irgendwie ins Weltfinanzzentrum. Dort fühlte ich mich wie ein Tintenfisch an Land und wusste nicht, ob ich ins Gefängnis kommen würde, weil ich mich unter so vielen Polizisten aufhielt. In dieser merkwürdigen Situation schoss ich ein paar Fotos und wurde dann raus geworfen. Draußen eröffnete sich mir ein trauriges Schauspiel. Nur um die zehn Demonstranten waren übrig und einige von ihnen erzählten, dass es sie zum Weinen gebracht hatte. Ich habe während der gesamten Occupy-Zeit noch keinen stilleren und deprimierenderen Moment erlebt.

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