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Sex

Auf den Nacktbilder-Hacker wurde ein Kopfgeld ausgesetzt—von einem Pornoseiten-Betreiber

Der Pornoproduzent Mike Kulich erklärt uns, warum es ihm so wichtig ist, den Hacker der iCloud-Promi-Bilder zu erwischen.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Mike Kulich

Mike Kulich will als einer der guten Porno-Produzenten bekannt sein. Als am Sonntag die Nacktfotos von Prominenten wie Jennifer Lawrence, McKayla Maroney und Krysten Ritter im Internet veröffentlicht wurden, war man sich noch nicht sicher, ob diese auch echt sind.

Bevor die Fotos verifiziert werden konnten, hat ein Großteil der Internets diese schon als Masturbationsvorlage benutzt, dummes Zeug getwittert und sich dann darüber lustig gemacht. Dieses Mal übte man allerdings mehr Kritik als sonst am Verbreiter der Fotos, der anscheinend eine Sicherheitslücke von Apples iCloud nutzte, um sich die Nippel von Leuten anzuschauen, die in Filmen mitspielen.

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Es ist wohl eher überraschend, dass die Pornoseite SkweezMe.com das Ganze verurteilt. Als die Nachricht der Veröffentlichung noch ganz frisch war, verkündeten die Betreiber der Website nicht nur, dass sie „ebenso wie die vom Hackerangriff betroffenen Personen wollen, dass der Hacker für seine Tat eine gerechte Strafe erhält“, sondern sie dazu auch noch „jeden sehr großzügig belohnen werden, der Informationen zum Täter liefern kann.“

Wir haben uns mit Mike Kulich, dem geschäftsführenden Teilhaber von SkweezMe.com, unterhalten. Dabei wollten wir herausfinden, was genau ihn an der Veröffentlichung der Promi-Nacktbilder stört, und wie man die Belohnung abholen kann.

VICE: Wieso habt ihr euch dazu entschieden, eine finanzielle Belohnung anzubieten?
Mike Kulich: Einwilligung ist eine der Grundprinzipien im Geschäft der Erwachsenenfilme. Egal was Anti-Porno-Gruppierungen auch behaupten—zum Beispiel, dass wie alle Menschenhändler und Zuhälter sind—, jede Frau, die für eine Produktionsfirma vor die Kamera tritt, macht das aus freien Stücken. Sie stimmt allem zu, was gefilmt wird. Die Pornoindustrie räumt der Einwilligung einen sehr hohen Stellenwert ein, deswegen wird auch unser Vorhaben unterstützt, ein Gesetz durchzubringen, das den sogenannten „Revenge Porn“ verbietet—dieser wurde schon in einigen anderen Staaten für illegal erklärt.

Die Bilder von Jennifer Lawrence waren nur für private Zwecke gedacht. Wer auch immer sich Zugang zu ihrem Computer oder ihrem Handy verschafft hat, besaß nie das Recht, sich diese Fotos anzusehen, ganz zu schweigen davon, sie im Internet zu veröffentlichen.

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Wie hoch ist die Belohnung und wie wird diese finanziert?
Finanziert wird sie aus den Einnahmen von SkweezMe.com. Tausende Leute benutzen unsere Seite. Wenn unsere Studiopartner bezahlt sind, nehmen wir einen Teil der Einnahmen und geben diesen der Person, die uns Informationen liefert, die zur Festnahme der verantwortlichen Personen führen. Die Höhe der Belohnung richtet sich dabei nach dem Wahrheitsgehalt der Infos und der Abstimmung mit den Polizeibehörden. Wir erwarten schon einige Hinweise, weil die Leute auf das Geld scharf sind, aber wir werden die Belohnung nur dann auszahlen, wenn die Informationen auch wirklich stichhaltig sind und eine Verhaftung ermöglichen.

Ein Screenshot mit einigen der einwilligenden Darstellerinnen von SkweezMe.com

Wenn ein solches Nacktbild verkauft und nicht einfach nur so verbreitet wird, wie viel wäre es dann wert? Millionen?
Ich glaube nicht, dass die Bilder finanziell gesehen irgendetwas wert sind. Sie sind bereits überall im Internet zu finden und die Fotos können ohne die Zustimmung von Jennifer Lawrence nicht verkauft und vermarktet werden—und diese wird sie ganz sicher nie geben.

Ist es falsch, solche Nacktfotos als Wichsvorlage zu verwenden?
Das ist eine gute Frage. Ich bin mir sicher, dass schon ziemlich viele Internetnutzer wegen den veröffentlichen Bilder von Jennifer Lawrence zum Orgasmus gekommen sind, aber letztendlich haben sie sich zu etwas einen runtergeholt, das ohne die Zustimmung von Lawrence verbreitet wurde. Das kommt dem Datendiebstahl gleich. Die Darstellerin Carter Cruise hat zu diesem Thema mit der #PayForYourPorn-Kampagne schon mal ihre Meinung geäußert: „Wenn ich mich schon für euer Vergnügen vor die Kamera stelle und Sex habe, dann könnt ihr doch zumindest dafür bezahlen. Das Anschauen von gezogenen, gestohlenen und nicht genehmigten Inhalten macht dich zu einem Spanner.“

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Haben solche kostenlosen Promi-Nacktbilder einen Einfluss auf euer Geschäft?
Nein, haben sie nicht. Diese Nacktbilder sind sehr kurzlebig. Nehmen wir mal Kim Kardashian als Beispiel: Ohne ihr Sexvideo mit Ray J wäre sie heute nicht da, wo sie jetzt ist. Natürlich ist das Ganze nicht bei jedem so verlaufen, dem so etwas widerfahren ist. Ich glaube aber, dass die Leute sich letztendlich diese Bilder anschauen, „Wow“ sagen und sich dann mit etwas Anderem beschäftigen.

Was ist der Unterscheid zwischen professionellen Pornos und Amateur-Nacktbildern?
Professionelle Pornostars verdienen damit ihr Geld. Wenn sie keine Aufträge und Drehs mehr an Land ziehen, dann können sie auch ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Amateur-Nacktbilder sind unscharfe Fotos ohne Make-up und werden normalerweise ohne Einwilligung veröffentlicht, was dich jedes Mal die Privatsphäre dieser Person verletzen lässt, wenn du die Bilder anschaust. Es hat schon seine Gründe, warum so viele „Revenge Porn“-Seiten aus dem Netz genommen wurden und so viele Staaten Gesetze auf den Weg bringen, die „Revenge Porn“ zu einer schweren Straftat machen.

Datenpiraterie macht den Pornos schwer zu schaffen. Siehst du Ähnlichkeiten zwischen dem Verbreiter der Promi-Fotos und den Feinden der Pornoindustrie?
Es gibt schon viele Ähnlichkeiten. Wenn man die Datenpiraterie betrachtet, dann gibt es da Leute, die sich Tag und Nacht damit beschäftigen, normale Produktionsstudios abzuziehen und deren Inhalte auf kostenlose Tube- und Torrent-Seiten hochzuladen. Ich glaube, der Typ, der die Fotos von Jennifer Lawrence ins Netz gestellt hat, lässt einfach nur seine Muskeln spielen und versucht, sich einen Namen zu machen, damit für ihn irgendwann die Kasse klingelt.

Viele Kritiker sagen bestimmt, dass es ironisch ist, wenn ein Pornounternehmen versucht, den Übeltäter zu überführen. Zwischen 4Chan-Trolls und den Angestellten der Pornoindustrie besteht jedoch offensichtlich ein großer Unterschied. Könntest du uns diesen erklären?
Die Angestellten der Pornobranche versuchen, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir sind eine vollkommen rechtmäßige Industrie, die allein in den USA jährlich 5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Wir beschäftigen so viele verschiedene Leute, seien dies nun die Lichttechniker, die  Cutter, die Autoren, die Lagerarbeiter oder natürlich die Darsteller. Ich glaube, der 4Chan-Troll will nur den Dicken markieren und will sich einen Namen machen. Allerdings wird ihm kein Medienunternehmen dieser Welt Geld für die Promi-Nacktbilder zahlen, die er sich auf illegalem Wege besorgt hat—die Pornoindustrie genau so wenig.

Was kann man gegen Sexismus in der Pornoindustrie und gegen Sexismus allgemein machen?
Ich glaube, dass wir im Bezug auf Sexismus im Laufe des letzten Jahrzehnts schon sehr viel erreicht haben. Am Set eines Pornos hat so gesehen nur die weibliche Darstellerin das Sagen—nicht der Studiobesitzer und auch nicht der Regisseur. Alles, was vor der Kamera passiert, wird von der Darstellerin bestimmt. Ich bin sogar davon überzeugt, dass der Mainstream sich davon etwas abschauen könnte, also wie wir unsere Leute behandeln und wie wir gegen den Sexismus gekämpft haben, obwohl unsere Industrie jahrelang so dargestellt wurde, dass nur Mafiosi-Typen mit fetten Ringen und Goldketten den Ton angeben.

Ist das Teil des größeren Ziels eurer Seite?
Das große Anliegen von Skweez war schon immer, die Pornoindustrie zu verändern. Ich habe schon in vergangenen Interviews erwähnt, dass die wir aufgrund von Datenpiraterie jedes Jahr über 4 Milliarden Dollar verlieren. Unser Hauptziel bestand immer daraus, drei bis vier Prozent dieser verlorenen Einnahmen aufzufangen und den Produktionsfirmen zurückzugeben. In 20 Jahren soll es nicht einfach nur so sein, dass die Leute auf kostenlose Seiten gehen und sich immer und immer wieder die gleichen Filmchen anschauen, weil kein neues Material mehr gedreht wird. Wir wollen mit positivem Beispiel vorangehen.

Vielen Dank, Mike, und viel Glück beim Auffinden des Übeltäters!