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Drogen

Diese Persönlichkeiten sind für die Entkriminalisierung von Cannabis

Eine Entkriminalisierung von Cannabiskonsum fordern immer mehr. Chefredakteure, Schriftsteller, Politiker und Künstler. Einige haben uns ihre Ansichten genauer erklärt.

Wir alle haben ein Bild vom typischen Kiffer im Kopf. Der schläft und isst viel und arbeitet dafür umso weniger, beziehungsweise nur dann, wenn er aus dieser Arbeit am Ende einen Joint drehen kann. Wie immer schaut die Realität ganz anders als das Vorurteil aus, denn zumindest wir kennen solche Kiffer eigentlich nicht. Dabei haben 30 bis 40 Prozent der jungen Erwachsenen schon einmal gekifft. Die tatsächlichen Zahlen sind gewiss höher-52 Prozent der 15- bis 24-Jährigen sprechen sich für eine regulierte Freigabe von Cannabis aus.

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Cannabis ist bereits in der Mitte der Gesellschaft, diese Tatsache zu leugnen und den Konsum weiter du kriminalisieren, ist zwar eine bewährte Methode der österreichsichen Politik, sie wird aber nicht mehr lange durchzuziehen sein. Denn immer mehr Länder entkriminalisieren Konsum und Besitz oder legalisieren beides völlig, nutzen sämtliche Formen der Pflanze zur Behandlung von Krebs, Epilepsie oder Morbus Crohn und machen tausende Menschen dadurch nicht mehr zu Kriminellen, nur weil sie ab und zu einen Joint rauchen.

Es ist nun Aufgabe der österreichischen Politik, sich hier an vorhandene Tatsachen anzupassen und einmal einen Schritt nach vorne zu machen und dabei auf die obligatorischen zwei zurück zu verzichten. Die Kriminalisierung von Konsumenten treibt sie nur in eine Illegalität, in der sie nicht sein müssten, wenn die Politik die Gesetzeslage ändert. Auch immer mehr, die selbst nicht kiffen, fordern eine Änderung der Gesetze. Wir haben uns bei Österreichern umgehört, die eine Entkriminalisierung von Cannabis befürworten und trotzdem weder dauerbekifft noch kriminell sind und es außerdem schaffen, erfolgreicher zu sein, als wir alle zusammen (auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind, ob Moneyboy auch in diese Liste gehört). Politik, lese und lerne (in diesem Fall sind die Grünen ausgenommen, die uns gleich drei Statements geschickt haben und auch die Neos, die am Wochenende einen Schritt in die richtige Richtung gewagt haben).

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Thomas Glavinic, Schriftsteller: „Ich bin für die Legalisierung aller Drogen, nicht nur von Cannabis. Gleichzeitig möchte ich vor einer Verharmlosung von Cannabis warnen-es gibt eine beeindruckend hohe Zahl an Psychiatriepatienten unter 30, die ihre Psychosen dieser Droge verdanken. Aber Verbote lösen keine Drogenprobleme, sie verschlimmern sie nur. Und der Mensch hat einen Recht auf Rausch, so wie er ein Recht darauf hat, vom Staat so weit wie möglich unbehelligt zu bleiben."

Florian Klenk, Chefredakteur Falter: „Der Eigenkonsum von Cannabis sollte straflos sein. Ich bin weiters der Meinung, dass Drogensucht eine psychiatrische Erkrankung ist. Auch Cannabis kann, wie Ärzte warnen, süchtig machen. Wer Drogen-und dazu zähle ich auch die ,weichen' Substanzen Alkohol, Nikotin, Cannabis-in pathologischer Art und Weise konsumiert, braucht einen Arzt und keinen Strafrichter. Die Kriminalisierung der Sucht ist ein mittelalterliches Relikt der Bestrafung Kranker. Die Abgabe von Cannabis muss allerdings dem Staat vorbehalten sein, der-wie bei Alkohol und Nikotin-strenge Jugendschutzauflagen aufstellen und einhalten soll. Die Niederlande könnten hier mit ihrem Coffeshops als Vorbild dienen, allerdings sollte man Kiffer-Tourismus vermeiden."

Eva Mückstein, Gesundheitssprecherin der Grünen: „Cannabis-Konsum sollte unbedingt entkriminalisiert werden. Strafbestimmungen für Cannabis-Konsum sind aus unseren Strafgesetzen zu entfernen. Weitere Schritte zur Legalisierung würden Maßnahmenpakte erfordern, die speziell auf Jugendliche zugeschnitten sind und auf bessere Information über Gefahren und Suchtprävention abzielen."

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Gerald Loacker, Gesundheitssprecher der Neos: „Neos tritt für eine Entkriminalisierung des Besitzes von Cannabis ein, so weit die besessene Menge dem persönlichen Konsum dient. Die bestehenden Regelungen, die zwar den Konsum entkriminalisieren, aber den Besitz zum Zweck des Konsums nicht, passen nicht zueinander."

Robert Misik, Journalist und Schriftsteller: „Drogenkonsum heißt nicht unbedingt Drogensucht. Mal eine Flasche Wein, auch einmal in der Woche, macht dich noch nicht zum Alki. Ein Joint pro Woche etabliert keine Suchtgefahr. Man muss die Sachen doch auseinanderhalten. Der Verlust der Fremdzwänge, die man sich nüchtern auferlegt, ist vielleicht etwas, das zu einem erfüllten, vollen Leben dazu gehört. Weils auch ein Recht auf Rausch gibt, ja! Und ich bin echt kein Drogenprophet und ganz sicher kein Junkie oder Drogenfreak. Und, ja, dass man bei all dem auch Maß halten soll, um sich nicht kaputt zu machen, das muss man den Leuten sagen. Aber doch nicht in depperten Phrasen herumquatschen, die Lichtjahre vom echten Leben der Leute entfernt sind."

Albert Steinhauser, Justizsprecher der Grünen: „Cannabis-Konsum ist kein Fall fürs Strafrecht. Wir haben weniger ein Cannabis-Problem, sondern vielmehr ein Alkohol-Problem in Österreich. Ein Alkoholverbot würde aber auch nichts bringen. Es braucht daher neue Regeln für einen straffreien Cannabis-Konsum."

Moneyboy, Musiker und Swagger: „Ich finde Cannabis sollte legal sein. In Kalifornien, Colorado und so weiter ist es auch kein Problem und die Leute sind cool und gechillt drauf. Jeder soll selbst entscheiden ob er Weed smoked oder nicht. Yolo."

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Gerhard Reheis, Klubobmann SPÖ Tirol: „Die Kriminalisierung von Cannabiskonsum ist ein falscher Ansatz. Die SPÖ-Tirol wünscht sich daher eine Entkriminalisierung von Cannabis. Enstprechende Jugendschutzbestimmungen müssen selbstverständlich gesetzt werden."

Cédric Wermuth, SP-Nationalrat: „Cannabis ist eine Droge wie Alkohol oder Zigaretten. Drogen gehören seit Menschengedenken zu unserer Kultur-und mal ehrlich, manchmal wäre das Leben ohne sie auch nicht auszuhalten. Es gibt keinen Grund, warum Cannabis kriminalisiert werden sollte, Alkohol aber nicht. Deshalb bin ich für die volle Freigabe."

Nychos, Künstler: „Sogar einige US-Staaten haben mittlerweile kapiert, dass sie aus der Legalisierung von Cannabis auch einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen können, das wäre zumindest eines der wenigen Dinge, die man sich von den Amis abschauen könnte. Wobei ich hierbei nicht sagen will, dass es nur um die Wirtschaftlichkeit geht, prinzipiell bin ich der Meinung, dass man den Menschen mehr zutrauen sollte, auch im Bezug darauf, welche Rauschmittel sie konsumieren wollen."

Werner Tomanek, Rechtsanwalt und Verteidiger in Strafsachen: „Die Differenzierung von ,guten und bösen', legalen, Rauschmitteln ist sachlich nicht zu begründen-und zwar weder medizinisch noch juristisch. Tatsache ist, dass Prohibition stets zur Stärkung der organisierten Kriminalität geführt hat und führt. Es wäre sinnvoller, Geld in Prävention und Therapie zu investieren statt in die Verfolgung von Konsumenten."

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Julian Schmid, Jugendsprecher der Grünen: „Immer wieder verlieren Junge den Ausbildungsplatz, oder dürfen gewisse Berufe nicht mehr ergreifen, weil sie einmal was geraucht haben-Wir Grüne finden das nicht fair! Es ist Zeit, dass das nicht mehr Teil des Strafrechts ist."

Helge Fahrnberger, Gründer von Kobuk!, unterrichtet auf der Universität Wien: „Ich bin für die Legalisierung von zumindest Cannabis und MDMA/Ecstasy, denn deren Verbote sind nutzlos und setzen Konsumenten den Risiken verunreinigten Materials aus. Natürlich sollte der Zugang reglementiert sein, denn beide sind ähnlich wie Tabak und Alkohol nicht harmlos. Der Zugang für letztere könnte bei dieser Gelegenheit ebenfalls erschwert werden, denn auf wissenschaftlichen Risikoskalen legaler und illegaler Drogen sind sie im obersten Drittel zu finden, noch vor Cannabis und MDMA. Drogenpolitik sollte sich mehr an objektivierbaren Fakten orientieren und weniger an gesellschaftlichen Tabus."

Soia, Musikerin: „Dosis sola venenum facit! Es braucht mehr Information für und Diskussion mit Jugendlichen über Gefahren, wie man sich zum Beispiel bei übermäßigen Gebrauch eine Psychose aufreißen kann. Außerdem würde es die medizinische Schmerztherapie erleichtern. Warum etwas künstlich erzeugten, wenn es die Natur besser kann? Im Endeffekt wird es, wenn dann, aus wirtschaftlichen Gründen legalisiert werden."

Luke Lametta, Troll und Unternehmer: „Most of the harm that comes from drugs is because they are illegal.-Milton Friedman"

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Viktoria Spielmann, ÖH-Vorsitzende: „Bei den sogenannten ,Alltagsdrogen' Alkohol und Nikotin wird gegenüber Cannabis mit zweierlei Maß gemessen, was aus meiner Sicht eine Heuchelei darstellt. Daher bin ich für die Legalisierung von Cannabis. Gleichzeitig muss allerdings klar sein, dass es mehr Aufklärungsarbeit- und kampagnen zum Thema (Alltags-)Drogen braucht. Eine moderne und offene Gesellschaft antwortet nicht mit Verboten, sondern mit Aufklärung!"

Erich Joham, Szenefriseur: „Die Entkriminalisierung von Cannabis wäre sehr begrüßbar. Die Leute sollen ihre Steuern zahlen und daheim anbauen. Wieso sollen wir das kriminalisieren? Nur weil die Amis das in den 30ern verteufelt haben-niemand schreibt und macht aufmerksam, warum das überhaupt so passiert ist-dass das als Teufelswerk gilt. Das ist ja ein Pflanze-was soll das?"

Mavie Hörbiger, Schauspielerin: „Ich bin natürlich für eine Freigabe! Aber erst ab 21."

Christian Prainer, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Oberarzt an der Neurologischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung: „Cannabis enthält eine neurotrope Droge, deren Konsum für viele Menschen harmlose, zum Teil sogar befürwortende Wirkungen hat-in mäßigen Dosen versteht sich. Für gar nicht so wenige Menschen ist allerdings bereits der allererste Konsum gefährlich und kann eine Psychose auslösen. Langjähriger massiver chronischer Konsum führt bei allen KonsumentInnen mehr oder weniger ausgeprägt zu Demenz. Soviel zu meiner Meinung aus der Sicht eines neurologisch-psychiatrischen Facharztes. Grundsätzlich befürworte ich-als politisch liberaler Mensch-die Freigabe von Cannabis, wie auch aller anderen Drogen, selbst der ungeheure Schäden anrichtende Alkohol soll weiter frei konsumiert werden dürfen. Ich bin von der Sinnlosigkeit von Verboten, um Menschen zu schützen, überzeugt. Verbote haben noch nie mehr Menschen geschützt als geschadet."

Folgt Hanna auf Twitter: @hhumorlos