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Auf der Suche nach Weihnachtsspecials in Wiener Puffs

Man sagt, das älteste Gewerbe der Welt und Sex haben immer Konjunktur. Wir haben uns angeschaut, ob das auch (oder ganz besonders) zu Weihnachten stimmt.

Wenn der Geldbeutel schon ganz ausgeleiert über die Mariahilfer-Straße geschleppt wurde, damit Frau Socken und die Balge ihre Smartphones kriegen, und es dann endlich ruhig im Ersten wird, schauen einige gediegene Väter und Gatten zur Entspannung gerne mal über die eigenen Fußspitzen auf einen anständigen Table-Dance und bringen sich im Puff in besinnliche Vorweihnachtsstimmung.

Um mich trotz der Geschlechter- und sonstiger Unterschiede bestmöglich in das Mindset mittelalter Sex-Sehnsüchtler zu versetzen, deren Adventskalender aus Frauenbeinen und anderen Körperteilen besteht, haben wir uns einfach selbst ein Bild vom Weihnachts-Angebot im Wiener Rotlichtmilieu gemacht.

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An Auswahl mangelt es in Wien ja nicht. Nicht nur am Gürtel. Ich habe meine Tour mit einem männlichen Freund gemacht, weil man ohne Mann am Arm in die meisten Lokale nicht mal reinkommt. Das habe ich schon oft genug versucht und wurde immer rausgeworfen—auch wenn ich ernsthaft bereit war, acht Euro für einen verkackten Wodka-Shot zu zahlen. Die gender-sensiblen Türwächter erkennen meine A-Körbchen und meine haarlose Oberlippe jedes Mal sofort—selbst bei perfekt metrosexuellem Hipster-Outfit, das eigentlich dafür erfunden wurde, um die Grenzen zwischen allen biologischen und kulturellen Geschlechtern zu verwischen.

Dieses Mal wollten sie mich natürlich wieder rauskicken, aber meine Begleitung nicht, also blieben uns ein paar Minuten für Fragen zur kommerziellen Seite der Liebe. Natürlich haben wir uns dafür eine fiktive Background-Story ausgedacht, die zirka so geht: Ein Freund von uns ist soziophob, hat eine Vorliebe für Prostituierte (Jesus, das hab ich geflüstert!) und stinkreiche Freunde mit kaputten Turnschuhen, die ihm einen wilden Heiligabend schenken wollen.

Hotel Orient

Foto: Hotel Orient

Im berühmtesten Stundenhotel Wiens bedauerte die supernette, reife Rezeptionistin, dass die Gruppensexaffinität unseres Freundes im Hotel Orient nicht befriedigt werden könne. Die Zimmer, die man übrigens nirgendwo abfotografiert sehen kann und die man vorher auch nicht in Augenschein nehmen darf, sind dafür wohl zu klein. Gut, unser Freund mag eh auch Zweisamkeit, Hauptsache Weihnachten. Einen Gutschein für ein paar Stunden kriegt man locker (61-97 Euro) und eine Nacht von 22:00 bis 0:00 Uhr ist mit knapp 180 Euro auch bezahlbar.

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Wir sind angetan, gerade weil sie uns erklärt, dass der Ansturm im Dezember enorm sei—mehr Singles als früher, weniger Familie, sagt sie. Dann zeigt sie uns plötzlich die Kaisersuite. Roter Samt überall, in einer Nische ein Bett, das hinter roten Vorhängen versteckt mit jungfräulich schreiender, weißer Wäsche auf uns wartet. Es sieht echt verlockend aus. Wir beide mussten uns zwar die ganzen faltigen Hintern vorstellen, die sich schon an dem Samt wundgerieben haben, aber die Suite war einwandfrei. Mit selbstgebackenen Keksen der Hoteldame in unseren Mäulern winkten wir zum Abschied und zogen weiter.

Maxim

Foto: VICE Media

Das Puff auf der Kärntner Straße. Hier kriegen wir das Girl, denken wir. Der Boss verhandelt scheinbar auch gerne und geht sogar mit dem Preis runter, wenn's mehrere Mädchen sind. Aber Heiligabend ist zu. Die Glocken klingen hier nicht an den Dirnen, sondern nur in der Ferne.

Club 28

Foto: Club 28

Unsere nächste Hoffnung liegt an der Felberstraße, früher gesteckt voll mit Sexarbeiterinnen und jetzt leergefegt dank Umquartierung des Nuttenstrichs und diverser ATV Reportagen. Im Club 28 stoßen sich die halbnackten Girls gleich an, als sie mich sehen. Die Rausschmeißaktion wird eingeleitet, aber vorher geht's noch um unseren Freund. Hier wollen sie 900 Euro für zwei Girls, eine Flasche Champagner und vier Stunden in einem Zimmer, eigens vom Club gestellt. Überzeugen will der Typ uns nicht gerade, dabei sieht der Laden—eine blau beleuchtete Baracke mit durchsichtigen Christbäumchen, Kugeln, Santa Claus und so weiter—um einiges billiger aus als das Maxim. Außerdem ist Normalbetrieb im Dezember. Auf meine Frage, ob das Girl, wenn wir es denn mieten, wenigstens ein Engel-Kostüm anziehen könnte, antwortet der Barmann und Chef des Ladens ziemlich angewidert mit Nein.

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Exzess Gentleman-Club

Foto: Exzess Gentlemen-Club Vienna

Für richtige Weihnachtsstimmung geht man dann doch lieber ins EXZESS. Die haben sogar einen waschechten Adventskalender auf ihrer Website. Am Dienstag konnte man sich einen Sauna-Gutschein ausdrucken. Auch der prügelnde Weihnachtsmann und sein Tanga-Engelchen überzeugen uns vom Traditionsbewusstsein des Gentleman-Clubs.

Die Christkindlmärkte im Puff—inklusive Punsch ausschenkender Mädchen—gibt's leider nur in Kärnten. Das Flatrate-Bordell, auf das ich so sehr gezählt habe, renoviert gerade und der Besitzer ist immer auf einer verdammt lauten Party, wenn man ihn anruft.

Im Freier-Chat las ich außerdem einige Empfehlungen von Escort-Services in Wien. Die Frauen zeigen einem sogar den Stephansdom und haben auch richtigen Girlfriend-Sex draußen. Leider gibt es auch hier keine Feiertagsspecials.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass mich das Porno-Business ganz schön abnudelt, wie Jingle Bells in der Endlosschleife eines Baumarkts. Es sind halt doch immer rasierte Muschis in Polyesterverpackungen und angepisste Typen, die niemals deine Freunde sein werden (oder würden).

Screenshot: Sexworker-Forum

Nur jene Sexworkerinnen, die sich in Foren mit Anmeldepflicht einen eigenen Raum für den Austausch schaffen, halten das Business noch in Ehren. Sie interessieren sich füreinander und für Tagungen, fast wie Lehrerinnen, die gemeinsam streiken und sich ständig weiterbilden wollen. Hier steht im Sexarbeit-Lexikon auch die Weihnachtsnummer, nach der ich verzweifelt gesucht habe—die Weihnachtsmannpantomime. Das bedeutet: Mann und Frau tauschen Kleidung und gehen steil.

Am Ende war unsere Clubtour leider nicht so ergiebig, obwohl es gut getan hat, ein paar Läden von innen zu sehen. Wenn wir wirklich reiche Sneakers-Millionäre wären, die einem armen gesellschaftsscheuen Freund zu einem Heiligen Abend mit Happy End verhelfen wollen hätten, wäre das Ergebnis wirklich ein bisschen enttäuschend gewesen.

Für durchgesexte Weihnachten sollte man vielleicht doch über seinen sozialen Schatten springen und bei Rhinoplasty Mariah Carey's „All want is you for Christmas" mitgröhlen, statt sich im Puff schamvoll nackig zu machen. Glaubt mir, ihr werdet dort nicht besser behandelt als das kleine Jesusbaby auf der Suche nach einer Unterkunft in Nazareth.