Klagenfurt hatte seine erste Regenbogenparade und wir haben es nicht mitbekommen

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Klagenfurt hatte seine erste Regenbogenparade und wir haben es nicht mitbekommen

Am Wochenende gab es eine Regenbogenparade in Kärnten! Angeblich war's super. Nächstes Jahr sagen wir früher was dazu, versprochen.

Dass wir das noch erleben dürfen—nach Vorarlberg hat sogar Kärnten seit diesem Jahr eine eigene Regenbogenparade. Vergangenen Samstag zog zum ersten Mal ein bunter Menschenhaufen durch die Klagenfurter Innenstadt, um gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung zu demonstrieren. Hätten wir früher davon gewusst, wir hätten es euch gesagt. Wirklich. Den Fotos und Erzählungen nach zu urteilen, muss es aber ziemlich super gewesen sein.

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Hinter der Durchführung der Parade steckt die Kärntner Ortsgruppe der Jungen Linken, die erst Anfang des Jahres gegründet wurde. "Wir haben überlegt, was man machen könnte—und dann gedacht, wir probieren es einfach mal mit einer Parade", so die Mitglieder der Gruppe gegenüber VICE. "Es gibt schon eine Community in Klagenfurt. Sichtbar ist die halt nicht. Am Land ist es genau so rückschrittlich wie überall in Österreich." Unterstützung fand sich unter anderem im Queer-Referat der Universität Klagenfurt; sogar Wiener DJs folgten dem Ruf nach Kärnten.

Größere Pride-Veranstaltungen gibt es in Österreich bereits in Graz, Linz, Innsbruck und Wien. Die diesjährige Regenbogenparade in der Hauptstadt versammelte laut Veranstalter rund 130.000 Menschen und sogar Neo-Kanzler Kern sprach als erster Regierungschef in der 21-jährigen Geschichte der Parade auf der Abschlusskundgebung. Viele Menschen haben geweint, viele hatten das Gefühl, Teil von etwas Großem, Wichtigem zu sein. Derartige Wellen schlägt die Klagenfurter Pride zwar noch nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Unter den Initiatoren freut man sich über die durchwegs positive Resonanz: "Wir waren super nervös, der Paradewagen war zu spät dran und kam gerade mal 20 Minuten vor Beginn an", erzählen sie. Bei dem einen Wagen blieb es dann übrigens auch—fürs nächste Jahr gibt es allerdings schon Anfragen von unterschiedlichsten Gruppierungen.

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Letztendlich fanden sich an die 200 Menschen, die gemeinsam die erste Kärntner Regenbogenparade begingen. Das mag im Gegensatz zur Wiener Variante vielleicht eher klein erscheinen, aber auch in Klagenfurt weiß man nun mal, dass man langsam und zärtlich anfangen muss, wenn es am Ende gut werden soll.

Wir haben es schon mal gesagt und wir sagen es gerne noch mal: In einer Welt nach Orlando ist es wichtiger denn je, ein lautstarkes Zeichen gegen Homophobie zu setzen. Und in einem Österreich, in dem Norbert Hofer plötzlich doch wieder Chancen auf das Amt den Bundespräsidenten hat, ist es wichtiger denn je, auf die Straße zu gehen. Vor allem in Kärnten, wo Hofer, der die Rechte von Homosexuellen öffentlich ablehnt und verspottet, sein zweitstärkstes Ergebnis einfahren konnte.

Am Ende kann man Kärnten, Klagenfurt, den Veranstaltern und Teilnehmern eigentlich nur gratulieren. Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, der vielen jungen Menschen in Kärnten Hoffnung gibt. Und ja, wenn Bundeskanzler Kern nächstes Jahr vielleicht auch auf der Klagenfurter Regenbogenparade sprechen könnte, wäre das super. Wenn auch nur wegen der Möglichkeit auf einen #Kernten-Hashtag.

Franz auf Twitter: @FranzLicht Alle Fotos: Junge Linke Kärnten