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Scheiß auf deine Sommer-Komplexe

Wir sagen euch, warum Cellulite, ein bisschen Fett und ein kleiner Busen die idealen Voraussetzungen für einen guten Sommer sind—wenn man sie selbst dazu macht.
Titelbild: jiunn kang too via photopin

Der Sommer ist so gut wie da—und mit ihm auch der eine oder andere Komplex, der mich besonders im alles entblößenden Sonnenlicht wahnsinnig machen kann. Mit dem Sommer verhält es sich bezüglich meiner Tussi-Probleme nämlich ziemlich komplex: Einerseits fühle ich mich schöner (meine Sommersprossen sprießen und meine erschreckend blasse Haut ist nicht mehr ganz so blass—zumindest nicht mehr so extrem, dass alte Verwandte aus Oberösterreich mich fragen, ob ich denn Cheftaucherin in der Molkerei sei). Andererseits macht mich mein Leben in der heißen Jahreszeit einfach nur wahnsinnig.

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Im Sommer will ich braun sein—aber bitte nicht zu braun—, ich will keinen speckigen Bauch haben und die Cellulite darf natürlich auch erst im Winter wieder kommen, wenn ich sie in meinen Skinny Jeans verstecken kann, die alles in Form drücken. Ich ärgere mich über meinen kleinen Busen, den ich sonst eigentlich sehr gern mag, weil er in Bikinis einfach noch winziger aussieht, als ohnehin schon und am schlimmsten sind sowieso die Paare, die im Sommer die Parks besiedeln, schmusen und im Schwimmbad Trockensex haben, nur um uns allen zu zeigen, was für einen wilden Sommer und eine noch wildere Libido sie nicht haben.

Ich kann euch an dieser Stelle nur noch eines raten—werft jede Zeitschrift weg, die euch die neuesten Anti-Cellulite-Mittel der Stars verrät, seid froh, dass ihr diesen Sommer keinen nervigen Typen an der Backe habt und scheißt auch auf den Rest der Komplexe, die euch der kommende Sommer in eure verschwitze Fresse drücken wird.

Dein Beachbody ist OK so, wie er ist

Im Winter stört mich die kleine Speckrolle am Bauch herzlich wenig und die Dellen auf den Oberschenkeln sind mir egal—sie hindern mich auch nicht daran, Erdbeerschokolade und fünf Nutella-Toasts zum Abendessen in mich hinein zu stopfen, als wäre ich ein ausgehungertes Model nach einer Saftkur. Im Sommer aber renne ich absurd oft ins Fitnessstudio und schwitze so lange am Crosstrainer, bis meine Zehen fast ein bisschen taub sind.

Die Sportler unter euch werden mich jetzt rügen, weil ich eine typische Gelegenheitssportlerin bin—die Opportunistin unter den Eiweißshake-Trinkern. Ein Vorwurf, den ich aber noch mehr verdient habe, ist der, dass es der größte Bullshit ist, lediglich des Sommers und der Hot Pants Willen dem Ideal eines straffen Körpers hinterher zu jagen, den man sonst nur von retuschierten Anzeigen kennt.

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Der entscheidende Punkt ist nämlich, ob man seine Figur verbessern will, weil man sich dann selbst wohler fühlt, oder weil man denkt, dass man im Sommer lieber dünn sein sollte, um schön zu sein.

Wenn ihr trainieren geht, weil euch selbst die Dellen auf den Oberschenkeln stören, ihr aber schon die schönste Hot Pants der Welt gekauft habt, die ihr am liebsten an jedem heißen Tag ausführen wollt, dann geht trainieren, trinkt viel Wasser und versucht, die Dellen mit überteuertem Peeling weg zu massieren.

Wenn ihr die Dellen nur loswerden wollt, weil ihr denkt, jemand anderes könnte sie eklig finden, lasst es bleiben. Der Preis den ihr hier für einen bestätigenden Blick von einem Typen auf euren knackig trainierten Arsch zahlt, ist zu hoch. Jede von uns hat Furchen auf den Schenkeln. Sogar Alessandra Ambrosio.

Jeder Busen hat seine Vorteile

Im Sommer sind überall Busen. Egal, wo ich hinsehe, ich sehe tiefe Ausschnitte und Brüste, die versuchen, sich aus ihrem letzten Gefängnis aus Stoff zu befreien. Eigentlich weiß ich die Vorteile von kleinen Brüsten sehr zu schätzen. Ich muss keine 70 Euro in Oma-BHs von Palmers investieren, wie es meine etwas zu gut bestückten Freundinnen tun müssen, ich sehe mit Oversize-Shirts nicht fetter aus, als ich bin und werde wahrscheinlich niemals Dehnungsstreifen auf meinem noch für mindestens 15 Jahre straffen Busen bekommen—also eigentlich ein Sieg auf ganzer Linie.

Im Sommer aber ist mein Wunsch nach größeren Brüsten so allgegenwärtig wie die Brüste anderer Frauen—egal, ob im Schwimmbad, in der U-Bahn, oder auf Festivals. Überall sind Frauen, die mir mit ihren Brüsten quasi ins Gesicht lachen, als würden sie mir sagen wollen, dass sie gewonnen haben. Irgendwann habe ich gelernt, zurück zu lachen.

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Noisey: Im Sommer passieren auch auf Festivals beschissene Dinge.

Zum Beispiel dann, wenn die Mädels unter ihren Brüsten so schwitzen, dass es aussieht, als wären billige Implantate ausgeronnen. Oder dann, wenn sie mir sagen, dass sie sich wünschen würden, ein trägerloses Bikini-Oberteil tragen zu können, ohne dass ihre Busen ihnen bis zum Nabel hängen. Offensichtlich gilt die Weisheit, die mir mein Opa schon sehr früh beigebracht hat „Man will immer das, was man nicht hat." auch für Brüste.

Auch ein Sommer ohne Beziehung ist ein guter Sommer

Im Sommer sind Paare eine Zumutung. Sie befallen die Parks, die Bäder und die Lokale, nur um die Menschen um sich herum daran zu erinnern, dass sie selbst kein Liebesleben haben. Meistens tun sie das, indem sie so verdammt dumm kichernd aufeinander herumrollen, dass ich wie eine verklemmte Wut-Oma den Platz wechsle—und zwar nicht, weil ich finde, dass sie in der Öffentlichkeit nicht schmusen und ihre Liebe kundtun dürfen, sondern weil Sommerliebe etwas ziemlich Geiles ist und ich bisher noch alleine in den Park zum Sonnen gehe. Manchmal hätte auch ich einfach gerne den passenden Surferboy auf Zeit, ich geb es ja zu.

Im Sommer eine Beziehung zu haben, mag zwar ziemlich reizvoll erscheinen—auch für mich. Man schläft nackt, geht gemeinsam schwimmen und wird genau eines dieser Pärchen, die man eigentlich so hasst. Nichts desto trotz ist nur wenig schlimmer, als eine Beziehung, die man nur um der Beziehung Willen sucht und eingeht, und nicht um des Menschen Willen.

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Bevor ihr also die nächsten Sommermonate mit der verzweifelten und krampfhaften Suche nach einem temporären Gspusi verbringt, das euch nach zwei Wochen schon zu Tode nervt, vertreibt euch die schönen Sommertage mit ein paar guten Büchern und euren Freunden. Bei beidem könnt ihr euch nämlich (meistens) sicher sein, dass es sich um mehr als eine Zweckgemeinschaft handelt, die mit Herbsteinbruch mindestens so schnell weg ist wie eure Bikini-Streifen.

Schweiß ist ein notwendiges Übel

Schweiß ist nicht gleich Schweiß. Wenn ich schwitze, bin ich nicht nur etwas nass unter den Achseln und auf der Stirn—wenn ich schwitze, plustern sich meine Haare auf und werden lockig, wenn ich schwitze, verklebt Puder in tödlicher Kombination mit den Absonderungen meiner Schweißdrüsen meine Poren und ich glänze wie ein nagelneues Centstück.

Schweiß zerstört einen Look schneller, als ihr „Anti-Frizz-Serum" sagen könnt und macht auch keinen Halt vor den Körperstellen abseits von Gesicht und Achseln. Die Oberschenkel kleben permanent zusammen und sofern man kurze Hosen oder Hot Pants trägt, bleibt der Arsch auch gerne einmal an diversen Sitzgelegenheiten kleben, was ich immer besonders angenehm finde.

Obwohl Schweiß der Feind eines jeden geschminkten, frisierten Mädchens ist, können wir ihm ohnehin nicht entkommen. Das Einzige, was uns dann noch übrig bleibt, ist es, das Beste daraus zu machen. Schneidet euch die Haare ab, flechtet schweißresistente Frisuren und scheißt bitte, bitte auf Puder und erst recht auf Make Up, denn es wird früher oder später eure sonnengebräunte Haut zerstören. Ja, Schweiß ist beschissen, aber weitgehend unvermeidbar, also lasst es einfach raus.

Verena auf Twitter: @verenabgnr


Titelbild: _MG_4070 via photopin (license)