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Popkultur

Best Of 2013: Diese Serien solltet ihr noch nachholen

Weihnachten ist der perfekte Anlass den ganzen Tag bekifft und vollgefressen Serien zu schauen. Wir haben ein paar Experten zusammengetrommelt und sie um Tipps gebeten, wie ihr die besinnliche Zeit am besten verbringt.

Eigentlich hab ich überhaupt keine Lust, in diesem Jahr auch nur noch einen einzigen Satz zu schreiben. Es reicht und ich will nicht mehr zu alles und jedem eine Meinung haben müssen. Selbst als ich gestern meine 2 Cents zu The Counselor aka der böse Zwillingsbruder von Savages auf FB posten wollte, war ich schlussendlich einfach zu faul dafür und auf meine Weihnachtskarten werde ich lustige Piktogramme malen, weil ich Buchstaben im Dezember einfach hasse. Dementsprechend kurz halt ich mich in der Einleitung dieses Rückblicks auf das Serien Jahr 2013, der eigentlich nur einen Grund hat:

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Ab 21. Dezember werde ich ungefähr eine Woche lang mit abartig vollem Bauch zwischen elterlicher Couch und zu kurzem Kinderzimmer-Bett hin und herwechseln, wenn ich nicht gerade mit Essen beschäftigt bin. Es ist die Zeit, in der ich wie immer versuche das aufzuholen, was ich an neuen Serien dieses Jahr verpasst habe. Ich rede hier nicht von Game of Thrones, der 132. Staffel Simpsons, dem Breaking Bad Finale oder Walking „Liar“ Dead. Es geht um die Perlen, die versteckt in einem Tsunami an perfekt produzierten Serienminuten jedes Jahr aufs Neue über uns hereinbrechen. Das Ausmaß an herausragenden Serien (und natürlich Trash) ist mittlerweile aber die-Ställe-von-Augias-krass, dass es auch dann nicht bewältigbar wäre, wenn ich zu Weihnachten auf Muntermacher statt auf Entspannung setzen würde. Ganz abgesehen davon, dass 2013 Netflix und Amazon unter die Content-Produzenten gegangen sind, daraus die beste fuckin Polit-Serie aller Zeiten endstanden ist und Sky 2014 auch mit einer Eigenproduktion nachzieht—wann ist es passiert, dass der Sundance Channel zum neuen HBO geworden ist? Vielleicht in der Zeit, als HBO sich ins Miramax des neuen Jahrtausends verwandelt hat?

Bevor ihr euch die Empfehlungen und Listen von Serienexperten durchschaut, die auch mein Feiertagsprogramm zusammenbauen, noch zwei Highlights von mir. Die Szene in Rectify, in der Daniel seinen alten Walkman wiedergefunden hat, hat mich fast zum Weinen gebracht. Genauso wie Plebs, aber vor Lachen, weil es die lustigste Stoner Serie des Jahres ist. Und ich hab mir für Weihnachten The Returned vorgenommen.

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Frohe Weihnachten ihr Penner!

Nur die langweiligsten Rezensionen fangen mit dem Satz "in …s Kopf würde ich ungern stecken", aber leider stimmt es diesmal wirklich. In Ryan Murphys Kopf würde ich ungern stecken.  Sein Hirn ist für Nip/Tuck, Glee, The New Horrible Normal und American Horror Story verantwortlich und obwohl diese Liste ziemlich eklektisch wirkt, kann man eigentlich alle seine Serien mit "sick fun" beschreiben.  Und damit hat er dieses Jahr einfach weitergemacht. Die 3. Staffel American Horror Story handelt vom Krieg zwischen Hexen und Voodoopriesterinnen. Wie schon die Staffel davor, hängt die 3. Staffel Coven von der Handlung her nicht mit ihrem Vorgänger zusammen. Nachdem es in Season 1 um ein Geisterhaus im Los Angeles der Gegenwart und in der 2. Staffel um eine Irrenanstalt in den 60ern ging, spielt Coven wieder in der Gegenwart, aber diesmal in New Orleans. Das einzige, das bei American Horror Story immer gleich bleibt, ist ein Hauptensemble, dessen eindeutiger Star Jessica Lange ist. Niemand spielt die verwelkte, aber immer noch wunderschöne Grande Dame wie die verwelkte, aber immer noch wunderschöne Grande Dame Hollywoods. In dieser Staffel hat Ryan Murphy endlich eine ebenbürtige Widersacherin für sie gefunden. Angela Bassett ist die badest Bitch überhaupt. Ob sie droht, schimpft oder mit ihrem Voodoo Zombies heraufbeschwört, man ist immer von ihr gefesselt. Das kommt aber nicht nur vom kreolischen Dialekt, den sie spricht und der beste aller amerikanischen Dialekte ist—mes chéries—Angela Bassett hat auch für American Horror Story: Coven die Weltreserven an Groove aufgebraucht. Und während sich die Voodoohohepriesterin und die Hexe In Chief bekriegen, passiert beiCoven  noch einiges drumherum. Kathy Bates verbreitet in Rückblenden als Hausherrin im 19. Jahrhundert Misery unter ihren Sklaven und die jungen Hexen, von denen die Hälfte zwar gleich aussieht, die andere Hälfte aber Down-Syndrom hat oder Precious' Gabourey Sidibe ist, übt sich im Scheiße bauen und caty Teenager sein.

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American Horror Story ist nicht perfekt, die Handlung macht nicht immer Sinn und ist öfters zu abgedreht, aber in dieser Staffel hat es mit dem Jessica Lange, Angela Bassett und Kathy Bates Triumvirat alles geschafft, was eine Serie erreichen sollte. Es ist unterhaltsam, ich bin jede Folge gefesselt und  es macht Spaß zuzusehen.

DALIA AHMED

Klar, Hostages ist cheap. Altmodisch und glatt eben. Nicht die feine Klinge, wie die durch und durch perfekte und beste Serie des Jahres: Top Of The Lake. Und auch nicht so durchdacht, wie die fast-besten neuen TV-Shows Broadchurch und The Returned. Warum dann über Hostages schreiben? Weil es sonst niemand tut. Und weil es sich die Serie doch verdient hat, irgendwie.

Kurz zum Inhalt: Die Chirurgin Ellen Sanders (Toni Collette) soll den US-Präsidenten operieren. Eine Routine-Angelegenheit, keine große Sache. Doch in der Nacht vor dem Eingriff brechen vier bewaffnete Typen in Sanders’ Haus ein und nehmen ihre Familie in Geiselhaft. Ihre Forderung: Die Ärztin soll den Präsidenten am Operationstisch umbringen. Warum? Sagen sie nicht. Verschwörungsthriller! Hallo!

Die Prämisse wirkt auf den ersten Blick sehr vertraut: Schurken wollen den Präsidenten killen. Hatten wir das nicht gerade erst im Kino in ähnlicher Form bei White House Down? Der Unterschied bei Hostages: kein Channing Tatum taucht auf, um den ersten Mann im Staat zu retten. Im Gegenteil, je mehr wir über die Protagonisten erfahren, desto klarer wird: Eigentlich hat niemand großes Interesse daran, das zu tun. Nicht einmal Sanders selbst. Obwohl, und soviel sei verraten, sie rettet den Präsidenten in der ersten Folge. Aber auch nur deshalb, weil sie noch nicht ganz im Bilde ist.

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Und gerade das macht Hostages außergewöhnlich: Publikumslieblinge hat diese Show keine. Nicht die Sanders-Familie, die mit jeder Folge unsympathischer wird. Der man an die Gurgel möchte, wenn sie es wieder einmal nicht auf die Reihe bringt, sich aus der absurden Geiselhaft im eigenen Haus zu befreien (und dass mir jetzt niemand mit Stockholm-Syndrom kommt). Auch nicht die Kidnapper, die mit jedem misslungenen Anschlagsversuch noch patscherter und unsicherer wirken. Da hilft es auch nicht, dass der Zuschauer ab der dritten Folge ständig mit der Moralkeule darauf hingewiesen wird, dass ja auch hinter der harten Schale der Entführer nur Menschen stecken. Menschen wie du und ich. Mit Sorgen und Problemen.

Klar kann man darin eine Schwäche von Hostages verorten. Abgesehen von den nicht wenigen Plot-Holes, teils tiefer als die bezaubernd blaue Augen von Oberentführer Dylan McDermott. Irgendwann spielt es keine Rolle mehr, ob die Chirurgin mit ihrem Kidnapper knutscht. Es ist egal, wie viele Unschuldige noch sterben müssen, um den abstrusen Plan am Laufen zu halten. Es macht keinen Unterschied mehr, ob der Vater (Tate Donovan)—anfangs der Superarsch—am Ende noch der einzig halbwegs Vernunftbegabte ist. Spätestens ab Folge 9 findet man alle Charaktere irgendwie ungut.

Doch gerade dieser Umstand macht eine interessante dramaturgische Hintertür auf, der die Show bis zum Ende spannend hält: In einer altmodischen, auf Twists aufgebauten Thriller-Serie wie Hostages gewinnen am Ende immer die Guten. Das muss so sein, per Definition quasi. Was aber, wenn es irgendwann keine Guten mehr gibt? Wenn einem selbst der letzte scheinbar Verbündete abhanden kommt? Genau dann wird Hostages zu dem undurchschaubaren Juwel von Serie, das sie von Anfang an gerne wäre. Vermutlich war das von den Machern so nicht gewollt, zugegeben. Aber der blendenden Unterhaltung tut das keinen Abbruch.

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FLORIAN OBKIRCHER

Ist Netflix eigentlich der neue Messiahs? Wird in ein paar Jahren jeder amerikanische Fernsehsender eingehen und durch irgendwas das on-demand und online ist ersetzt? Wird es HBO genauso ergehen, obwohl sie darauf bestehen, dass sie kein Fernsehn sind?

Fragen über Fragen, die ich euch nicht wirklich beantworten kann, aber was ich weiß, ist, dass das sogenanne „Bingewatching", bei dem man auf die Außenwelt scheißt und so viele Folgen einer bestimmten Serie in so kurzer Zeit wie möglich schaut, immer mehr zum Volkssport wird (bei den Amerikanern sowieso und bei uns auch schon peu à peu).  Wenn ich heutzutage wen „Marathon" sagen höre, dann will ich immer gleich damit angeben, dass ich mal 5 Mad Men Staffeln in 5 Tagen geschaut habe, aber glücklicherweise merke ich meistens rechtzeitig, dass da eigentlich die Rede von echtem Sport ist.

Eine Netflix Serie, die ich dieses Jahr gebingewatched habe, als wär's Leistungssport und ich auf Steoriden und bei den Olympischen Spielen, war neben (dem mir unerschließlichen) Arrested Development und (dem mega superen) House of CardsOrange Is The New Black. 13 Folgen basierend auf einer wahren Begebenheit, bei der eine weiße Bobo-Frau in den Knast kommt und zwar nicht die wahre Bedeutung von Weihnachten, aber jede Menge anderer wertvoller Lebenslektionen lernt. Dass es keinen Whole Foods im Häfen gibt und dass Afro-Amerikaner, Osteuropäer und Männer mit Schnurbart einschüchternd sind zum Beispiel.

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Beim ersten Mal Schauen fand ich Orange Is The New Black unglaublich gut. Die fast ganz weibliche Besetzung, dass mal nicht jede Figur hübsch und blond ist und die Backstories zu den meisten Charakteren gaben mir das Gefühl, dass Orange Is The New Black der next hot super mega deepe Shit ist. Als ich es dann aber ein zweites Mal geschaut habe, weil ich es Freunden vorführen wollte, wirkte das Frauenknast Drama plötzlich etwas zu sehr nach Soap. Die Streiterein mit dem Verlobten, die Wir-haben-uns-am-Ende-des-Tages-doch-alle-lieb Momente, die ach so bösen Cops und Autoritätspersonen und die Lamentationen in der Dauerschleife des Boboknastis waren mir beim ersten Mal Schauen gar nicht aufgefallen. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass ich die ganze Staffel Tage zuvor schon gesehen hatte und ganz genau wusste, was passiert und etwas gelangweilt war. Denn wenn ich gelangweilt bin, dann mache ich gerne Dinge kaputt, sei es eine Serie oder öffentliches Eigentum, was mich ja vielleicht mal selber in den Frauenknast bringt. Was bei mir nicht besonders spannend wird, da ich ja die Basics schon bei Orange Is The New Black gelernt habe und keine Anfängerfehler—wie Leuten in die Augen schauen—machen werde.

DALIA AHMED

Das Serienjahr 2013 in Sachen Hotness

Jaime Lannister - Ein bisserl schoarf hat man Jaime Lannister ja immer schon gefunden, aber sich aufgrund seines inzestuösen Treibens mit Schwester Cersei immer ein bisschen dafür geschämt. In Staffel 3 von Game of Thrones passiert aber das, was in dieser Serie ja großartigerweise immer passiert: Es wird gezeigt, Jaime ist nicht nur ein Arschloch, er kann auch ganz süß sein. Man erinnert sich gerne daran, wie er die zauberhafte Brienne in der Arena vor dem Bären rettet. Swoon! Angesichts so großem sexy Heldenmut (seinen scharfen Bart nicht zu vergessen), kann man auch darüber hinwegsehen, dass ihm inzwischen eine Hand fehlt.

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Peter Quinn - Homeland hatte ja einen eher durchwachsenen Start in Staffel drei. Inzwischen kann man es wieder ganz gut schauen, wenn man einfach gewisse Handlungsstränge nicht mehr hinterfragt. Ist aber auch ok, Hirn ausschalten ist ja manchmal der ganze Sinn hinter Serien schauen. Peter Quinn jedenfalls hat mit seiner Anwesenheit praktisch jede Folge erträglich gemacht. Alles kumulierte dann in Folge 7, als man ihn endlich mal unter Dusche sah. Danke Drehbuchschreiber!

Virginia Johnson - Masters of Sex hat uns recht kalt erwischt. Der Plot schien in der Theorie, naja, ein bisschen platt und man fühlte sich angesichts des Jahrzehnts und der punktgenauen Ausstattung anfangs doch etwas zu sehr an Mad Men erinnert. Aber nur ganz am Anfang. Inzwischen absoluter Fixpunkt der Serienwoche dank eines spitzen Casts, allen voran Michael Sheen. In Sachen Hotness ist ihm Lizzy Caplan aber natürlich eine Nasenlänge voraus. Als Virginia Johnson ist sie nicht nur immer top gekleidet, (sexuell) ziemlich liberal für ihre Zeit und klug, sondern durch all das einfach unbeschreiblich sexy. Ich will sofort mit ihr schmusen!

Frank Underwood - Unsre absolute Lieblingsserie 2013 war mit Abstand House of Cards. Da stimmt einfach alles. Politik, Sex, Intrigen, Macht, Skrupellosigkeit Rache, = a match made in heaven! Und das mit exzellenten Schauspielern besetzt. Top. Zusätzlich dazu würden wir auch ohne zu Zögern jederzeit mit Frank Underwood ins Bett gehen. Das mag vielleicht schlecht fürs Karma sein, aber ich bin ja eh nicht religiös.

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Nolan Ross - Nachdem wir bei der zweiten Staffel Revenge irgendwann aus Langeweile ausgestiegen sind, hat uns die dritte Staffel wieder in ihren Bann gezogen. Reiche Leute und Intrigen vertragen sich fernsehtechnisch einfach zu gut. Den größten Anteil hatte diese Jahr auf jeden Fall Nolan Ross, der gottseidank immer öfter in den Folgen vorkam. Jetzt vielleicht nicht der hotteste Seriendarsteller aller Zeiten, aber wer würde nicht gern mal mit einem Self-Made-MIllionaire mit großen Herz schmusen wollen? Sozusagen das Gegenstück zum Frank Underwood Crush. Und dann ist auch das Karma wieder gut.

auchsuperwichtig.wordpress.com

Dieses Jahr hat mich TV-technisch ziemlich unterfordert, aber Mob City lässt mich den müden Frost aus den Augen wischenIn einem Moment auf den anderen rutscht diese backfrische, gerade Anfang Dezember angelaufene Serie von einer Roger-Rabbit-Stilistik hinein in herrlich kriminell brummende Voice-Overs a lá Goodfellas, die einen ganz tief in der Hose anpacken. Auch Filme wie Bugsy, China Town, The Big Sleep oder Detour werden visuell referenziert und reanimiert indieser Tommy-Gun-Gangster-Seriewobei Filme wie The Untouchables hier sogar qualitativ überboten werden. Ich mag Mob City, weil die Show keinen Skrupel hat so richtig schön zu übertreiben mit der Film-Noir-Ästhetik und sich darin zu suhlen. The qualmenden Gangster-Nahaufnahmen sprechen Bände und anonyme graue Hüte tanzen um unseren Helden Joe Teague, den korrupten Cop. Das lynchesque Saxophonsolo verführt einen, bis man sich wünscht, ein kettenrauchender Alkoholiker im verranzten Club um die Ecke in Los Angeles vor 70 Jahren zu sein. Auch hier treiben uns Frauen in den Wahnsinn mit ihren Silhouetten, Federboas und dem Augenaufschlag einer Ingrid Bergmann. Also wenn ihr den ständigen Hang zum Realismus der derzeitigen TV-Landschaft satt habt, den Serien-Autoren Frank Darabont (das „Brain“hinter AMCs The Walking Dead) gut findet und die zerboxte Fresse von Jon „Shane Walsh“ Bernthal schon wieder ertragen könnt, dann gebtMob City eine Chance. Es ist eine meiner positivsten Serien-Überraschungen dieses Jahr, eine herzhaft schön kadrierte Produktion mit erstaunlich guten Dialogen. Die Romanvorlage L.A. Noir: The Struggle for the Soul of America's Most Seductive City bildet ein schwindliges Fundament so dass—wenn die Schreiber plötzlich nachlassen sollten, was oft genug passiert—der Anspruch leicht verloren gehen könnte. Hoffen wir das Beste, Bernthals Gesicht passt auch einfach zu gut für diese Rolle. Wie die Faust aufs Auge nämlich.

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JZ

Eigentlich braucht Julia Louis-Dreyfus unsere Bewunderung, das Geld und die Bestätigung nicht mehr. In den 90ern hat sie mit Seinfeld schon genug von allen 3 gescheffelt. Außerdem ist ihr Vater einer der reichsten Franzosen und sie könnte sich eigentlich ihre Zeit bei old-Money-Orgien und Menschenjagten in Ländern, deren Namen unsereins nicht einmal kennt, vertreiben. Aber nein, Julia Louis-Dreyfus besteht darauf lustig zu sein. Nachdem sie schon 2006 mit dem faden, aber ganz netten The New Adventures of Old Christine den Seinfeld Curse brach und einen Emmy gewann, wollte sie mehr. Deswegen spielt sie seit 2011 in HBOs Veep den Vice President. Julia Louis-Dreyfus' Performance als irritierte, überhebliche und toughe Chefin, die ihren Stab und vor allem ihre Stabschefin (Anna Chumsky) in den Wahnsinn treibt, macht Veep zu einer der besten Chef-Mockumentary-Comedys überhaupt. Vielleicht sogar besser als The Office und auf jeden Fall besser als die schwache Staffel, die dieses Jahr Parks & Recreation hinlegte. Bei Veep hat jeder mehr Stress und mehr zu tun, als  die Papierverkäufer in Scranton und die Beamten in Pawnee gemeinsam. Da bleibt das Sentimentale auf der Strecke und wird mit Sätzen wie „I'm the Vice President of the United States, you stupid little fuckers" ersetzt. Bei Veep gibt's keine besinnlichen Weihnachtsfolgen oder Momente, bei denen man sich denkt „aber im Grunde, haben die sich eh alle lieb". So ist das einfach nicht im Weißen Haus. Da liebt niemand niemanden und nachdem sich Barack Obama an Dänemarks Premierministerin rangekuschelt hat, ist es auf 1600 Pennstreet noch ein Stückchen kälter geworden.

Bei Veep trumpft aber nicht nur Julia Louis-Dreyfus mit ihrem Pottymouth auf. Auch Anna Chlumsky, die unsere Herzen damals bei My Girl zum Schmelzen brachte, ist bei Veep jede Folge am Rande des Nervenzusammenbruchs, aber schafft es trotzdem immer den Weltuntergang trotz intriganter Mitarbeiter, Reporter und mangelndem Respekt von allen Seiten, vor allem dem West Wing für das Amt des Vizepräsidenten charmant zu verhindern. Chlumsky hat aber auch schon etwas an Erfahrung sammeln können. Sie spielte schon im quasi Prequel In The Loop mit, bei dem die Besetzung des britischen The Thick of It den Amerikanern den Staffelstab der brillianten Politcomedy weitergab, der wahrscheinlich wie ein riesiger Mittelfinger aussah. Dann gibt es noch Matt Walsh, der früher mit Amy Poehler in der Upright Citizens Brigade Comedy Truppe herumblödelte und den inkompetenten PR Chef macht und so ziemlich den miesesten Spindoctor der Welt verkörpert.

Tony Hale spielt auch mit und beantwortet die Frage, was wäre, wenn Buster von seiner Mutter losgekommen wäre und die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika zu seiner neuen Mother erkoren hätte. Das Ergebnis ist natürlich großartig, aber fast großartiger ist der Auftritt der beiden bei den Emmys, als Julia Louis-Dreyfus dieses Jahr "Best Actress" gewann.
Veep hat eine super Besetzung, ist großartig geschrieben und die lustigste Serie 2013 gewesen. Schaut Veep ihr fucking Fucks.

DALIA AHMED

Tod ist überall im amerikanischen Fernsehen. Er geht spazieren, er wird beredet und keine generic CSI Bums Folge ohne zahlreiche Tote, die auf immer abstrusere Weise ums Leben kommen. Und warum auch nicht? Wenn es darum geht den Zuschauer zu überraschen, selbstgefällige Schauspieler zurecht zu stutzen oder einfach nur mal was nach ein paar Staffeln zu verändern, gibt es nichts, auf dass wir uns so sehr verlassen können wie den Tod. Worum das Fernsehen—und seien wir ehrlich, wir eh auch alle—einen großen Bogen macht, ist das Sterben. Denn egal, was wir vielleicht denken, die wenigstens von uns werden auf der Hochzeit unseres Cousins durch einen Pfeilschuss ums Leben kommen oder in der mexikanischen Wüste im Kugelhagel von Neo-Nazis unser Ende finden. Wahrscheinlicher ist es, dass wir alt werden und irgendwann der Körper nicht mehr so recht will und irgendwann noch etwas später der Körper einfach gar nicht mehr will. Nicht schön anzuschauen und drüber nachdenken ist auch nicht erfreulich. Also warum zur Hölle sollte ich mir das im als Serie anschauen?   Getting On, ein Remake der gleichnamigen BBC Serie, stellt sich diese Frage schon gar nicht mehr und haut uns lieber die Antwort direkt um die Ohren. Als Schauplatz dient die Geriatrie eines heruntergekommenen kalifornischen Krankenhauses. Alte Menschen sterben langsam vor sich hin, während die Pfleger und Ärzte irgendwie versuchen klarzukommen. Ganz nebenbei werden dort dann jegliche ungeschriebenen Regeln gebrochen: Welche Schauspieler Hauptrollen bekommen, wie alt sie sein dürfen und wessen Geschichten im Fernsehen erzählt werden können. Eine Show, die komplett null Interesse daran hat gemocht zu werden und sich einen Dreck um Gefühlsduselei schert. Das Pflegepersonal besteht aus Amateuren, die Empathie wahrscheinlich nicht mal buchstabieren können. Die Patienten haben weder Lebensweisheiten auf Lager noch herzerwärmende Geschichten aus ihren eigenen zu erzählen. Wir fühlen uns nicht besser, wenn wir ihnen zuschauen, sondern bekommen Schiss, dass wir auch mal so enden könnten. Getting On ist trotzdem eine Comedy. Eine stellenweise ziemlich lustige sogar ("fetal matter Annone?"). Es wird nur nicht sonderlich viel gelacht.

OLE WEINREICH