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Popkultur

Sharknado: Schwindlige Haie ohne Humor

Herumwirbelnde Haie in einem Tornado sind eine gute Idee, aus der man viel machen könnte. Oder aber sie sind einfach nur herumwirbelnde Haie in einem Tornado, die einem sagen: Seht her, wir sind herumwirbelnde Haie in einem Tornado.

The Asylum, das Filmstudio hinter Mega Shark vs. Giant Octopus, Mega Shark vs. Crocosaurus und Titanic 2: Die Rückkehr sowie einer ganzen Reihe von Mockbusters (einem Genre, das sie mit Transmorphers eigentlich begründet haben) hat wieder zugeschlagen.

Und mit zugeschlagen meine ich: Es hat wieder ein paar alte Gesichter in ein paar neue Autos gesetzt und sie wahllos durch eine neue Apokalypse fahren lassen, die für ein paar Dollar im Nachhinein mit ein paar alten CGI-Effekten über Hollywood und Beverly Hills retuschiert wurden.

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Die Gesichter sind Ian Ziering (aus der Serie Beverly Hills, was irgendwie schlau ist) und Tara Reid (die man nicht aus Katastrophenfilmen, aber sehr wohl aus ein paar Filmkatastrophen wie Alone in the Dark kennt). Die Autos sind nicht der Rede wert. Und die Apokalypse ist diesmal ein Tornado voll mit Haien.

Das verspricht erst mal viel (vor allem Spaß) und beginnt auch gleich mit einer entsprechend fulminanten Hai-Aufnahme auf hoher See, die wirklich nichts anbrennen lässt. Umso schader, dass der Rest vom Sharknado-Fest irgendwie ziemlich verkokelt riecht.

Wer sich einen Geniestreich wie Piranha (mit oder ohne 3D) erwartet hat, sollte sich besser schnell die Gimmick-Brille aufsetzen und eineinhalb Stunden lang diesen Satz vorbeten: ABER ES GEHT UM HAIE IN EINEM SCHEIßTORNADO!!! Denn die Prämisse ist eigentlich auch schon der einzige Fels in der Hai-Brandung, der sonst so ziemlich alles, was irgendwie witzig oder originell wäre, zum Opfer fällt.

Das könnte natürlich auch Teil vom Sex-Appeal von Sharknado sein, wenn man in einer einzigen Einstellung das Gefühl hätte, dass sich hier irgendwer tatsächlich Mühe gibt oder auch nur den Drehplan zu Ende gelesen hat.

Das einzige Mal, wo Ian Ziering nicht so wirkt, als würde er in einer japanischen Shampoo-Werbung mitspielen oder am Jahrmarkt gegen Gage mit Bären wrestlen, ist das fast schon fulminante Finale, bei dem er tatsächlich ganz schön eingesaut wird und sogar kurz mit einer Puppe statt einer Animation kämpfen darf.

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Auch die Haie spielen leider keine Hauptrolle, sondern dürfen die meiste Zeit nur als charakterlose Einzelteile in Nahaufnahme (Flosse, Schnauze, keine Augen) auftreten.

Sicher, Ironie und unfreiwillige Komik können super sein. Aber wenn beides auf halbem Weg verreckt und man irgendwann statt der Handschrift des Autors nur mehr die Handschrift der Scheck-Schreiber sieht - gemeinsam mit ihren Bemühungen, einen schnellen Kulthit beim geneigten Hipsterpublikum einzufahren -, dann wünscht man sich doch fast lieber richtige Blockbuster auf den Schirm, die nicht so postmodern tun.

Fairerweise muss man noch sagen, dass Sharknado fürs Fernsehen, genauer für SyFy gemacht wurde und wie all die Direct-to-DVD-Filme von The Asylum eher auf mundgerechte 15-Minuten-Happen bei halber Hirnaktivität ausgerichtet ist.

Insofern ist der Film dann doch Ironie und Postmoderne und unfreiwillig komisch in einem: Weil irgendwie niemand den Leuten von The Asylum gesagt hat, dass Fernsehen schon seit 10 Jahren nicht mehr so sein muss.

Vielleicht entwickelt sich daraus aber ja auch ein ganz eigenes Mock-TV-Genre. Themen für Fortsetzungen und Spin-offs gäbe es genug: Ich denke da zum Beispiel an Sharkocaust ("Oy vey, sind de Haiviecher jetzend auch Nazis?"), Sharkopolis (Fritz Langs Arbeiterkampf-Klassiker, nur mit mehr Rückenflossen) oder auch Bearnado ("Sie kommen, um Lachs zu fischen. IN EINEM TORNADO!").

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Markus auf Twitter: @wurstzombie


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