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Mode

Die Glorie hervorblitzender Mädchen-Busen: Show Angewandte 13

Wir haben bei der Show Angewandte 2013 Alkohol gesucht und nebst Mädchenbusen vor allem echt bezaubernde Mode gefunden.

Wenn die Lust auf einen Abend voll verrückter Mode gleich Null ist, weil das einzige Accessoire ein großer Blutfleck im Schritt der neuen Hose ist oder die Mutter anwesend ist, endet das meist schlecht für die Rezensierten. Die Giftstachel waren also ausgefahren, die unglückseligen Opfer anvisiert und die Laune hatte sich auf der Suche nach alkoholischen Getränken in den Keller hinabbegeben.

Für die nächste halbe Stunde waren wir angeregt, schwerbeschäftigt Outfits zu zerreißen (wenn auch nur im Kopf) und deren Träger wüst zu beschimpfen (leider ebenfalls ebenda). Die Zeit bis zum Beginn der Show vertrieben wir uns also damit, die uns gegenübersitzenden Elke Krystufek und Diane Pernet in Fantasie-Gespräche zu verwickeln, um herauszufinden, wo sie ihr komplett abgedrehtes Gewand kaufen und ob sie in ebenso abgedrehten Wohnungen hausen (im Falle Krystufeks wurde das später sogar von einer anonym bleibenden Quelle bestätigt).

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Boobs on a Corsage

Der anfängliche Grant konnte dann endlich und endgültig durch das erste zögerliche Hervorblitzen schöner Mädchen-Busen besänftigt werden, von denen es mehr als genug gab. Vor allem das Thema Sporty Cocktail Dress on a Corsage war wie dafür gemacht, meine Busenobsession zu befriedigen und ließ uns fast auf die Mode vergessen.

Die vielleicht teuerste Kollektion des Abends

Der zweite und dritte Jahrgang hatten neben solcherlei Reizen aber auch einiges an Einfallsreichtum zu bieten: Die Kollektion far faraway land von Ayo Montunrayo Olagun mit Kleidern, die aus Luxus-Taschen (Louis V., Burberry, etc.) gefertigt waren oder die heiligen Piratenpilger von Noushin Redjaian, die uns an alte Abenteuer auf Monkey Island gedenken ließen.

Hey Bones, deine Idee mit den Stöcken war wirklich gut. Dich störts doch nicht, wenn ich dieses Jahr…

Chitin!! von Christoph Tsetinis war das letzte Überbleibsel der ehemals übermächtigen Anhänger der Modefarbe Schwarz und Caroline Pretterebner macht schon mit dem Titel STOP////////// (wir haben die / jetzt nicht abgezählt) klar, dass sie sich als innovative Uniformgestalterin der ÖBB anbietet, die ein bißchen zu viel von Bernhard Wilhelm inspiriert zu sein scheint. Generell ist der Einfluss des neuen Gurus ein zweischneidiges Schwert. Der Grad zwischen einfallslos anbiedern und kopieren auf der einen Seite und den absurden Wilhelm Stil aufzunehmen und weiterzuentwickeln auf der anderen Seite ist sehr, sehr schmal.

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Historic Flower Power and a Crown mit der Wüstenrose Sami

Abgesehen von den Kollektionen, deren Designer dieses Semester wohl kein einziges Mal Bernhard Willhelm zu Gesicht bekommen haben und direkt für die Kleiderstangen von Cos entwerfen, stellt sich oft die Frage, ob Einfallsreich wirklich gut ist–der dreiäugige Fisch von den Simpsons ist nett, aber essen würden wir ihn nicht wollen.

I've got the skillz to pay the billz

Vielleicht war es nicht die beste Kollektion des Abends, die Lila John gezeigt hat, aber bei WE COME W!TH SK!LLZ, AND WE LEAVE W!TH YOUR MATHAFUKN RESPECT hat man das erste Mal so etwas wie Enthusiasmus gespürt. Aus der kurzen Tanzperformance eines Models hätten wir gerne ein gif gemacht und Lila John hat sich - als einzige neben Anna Sophie Berger, aber dazu später mehr - offensichtlich Gedanken zur Inszenierung gemacht. Dope!

Unsere Stimmung jedenfalls war kurz vor den Abschlusskollektionen schon richtig gelöst, wenn auch noch immer weit entfernt von unserem Vorbild und Sitznachbar Mario Soldo, der vor lauter Aufregung Tuch und Sonnenbrille aufsetzen musste. Ja, richtig, aufsetzen. Zur endgültigen Wonne verhalf uns dann Zara Brandl mit ihrem zotteligen Eso-Strick-Wahnsinn. Solide am vorigen Jahr angeknüpft, hat sie sich weiter entwickelt und ist trotzdem dem eigenen Stil treu geblieben. Verdammt, warum muss sie gerade jetzt diplomieren–mit Teil 3 wäre die Entwicklung vollendet und nächstes Jahr eine Jury-Sitzung überhaupt nicht erst notwendig gewesen. Generell waren die Muster und Drucke in vielen Kollektionen das Highlight des Abends, und Zarahs YingYang Symbole das Highlight der Highlights.

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Der gute Markus im Hochzeitskleid war dann zum Schluss das menschgewordene Schlagobershäubchen. Warum sie damit nicht auch heuer schon endlich einen Preis gewonnen hat und es nicht mehr Begeisterungsstürme gab, ist uns völlig unerklärlich. VICE reiht sich darum in den „Preisreigen“ großer und wichtiger Marken ein und verleiht hiermit zum ersten Mal und hochoffiziell Zara Brandls Abschlusskollektion Nothing like the smell of tits and popcorn in the morning einen warmen Händedruck mit den besten Wünschen für die Zukunft (abzuholen im VICE-Büro).

Was uns gleich zum nächsten Super-Gewinner des Abends bringt, der uns zu ekstatischen „Brava“-Rufen trieb. Gratulation an Anna-Sophie Berger, die ihre bis dato beste Kollektion rausgefeuert hat und dazu nur alle Mädchen Wiens verheizen musste. fashion is fast ist ein verwunderlich kurzer Titel für einen konzeptuellen Kraftakt aus Primärfarben und schlauen Slogans, der sich gelohnt hat. Noch nie wollten wir so unbedingt etwas in einer der CMYK oder RGB-Farben besitzen.

Zu guter Letzt sollen noch die Schlusslichter Emil Beindl und Markus Binder mit Lob überhauft werden. Eine besonders schöne und—zumindest aus 3 Metern Entfernung scheinbar—meisterhaft verarbeitete Kollektion. Tolle Farben, Schnitte und Stoffe, irgendwo zwischen Prolo und, wie der Name schon andeutet, feinster Hotel Sacher-Tapete. Eine gute Wiener Mischung, die unseren dritten Händedruck verliehen bekommt.

Der Heimweg war jedenfalls von dem beruhigenden Gedanken an guten Modenachwuchs erfüllt und einem weiteren Phantasie-Gespräch mit Henrik Vibskov, das mit einem fiktiven Austausch von Handy-Nummern enden sollte. Etwas, das die gay Vienna Twins auch noch nicht geschafft haben.