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So reagieren die VICE-Büros aus aller Welt auf die US-Wahl

Mitarbeiter von VICE über Trumps Sieg.
Foto: Evan Vucci AP | Press Association Image

Bild: Evan Vucci AP / Press Association Image

Es ist passiert. Donald Trump ist der designierte Präsident der Vereinigten Staaten. Hier sind die Reaktionen unserer Kollegen rund um den Globus, begleitet von Bildern, die ihrer Meinung nach die Situation am besten repräsentieren.

MEXIKO

Foto: Irving Cabello via VICE Media

Wie bei jedem Trauerprozess wird die erste weltweite Reaktion Unglaube sein. Darauf folgen Verleugnung, Wut, Depression als Angst getarnt und—zum Schluss—die Akzeptanz: Entgegen aller Erwartungen ist Donald Trump der 45. Präsident der USA.

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Das Weiße Haus wird ihn in weiterer Folge dazu zwingen, die Schärfe, die er im Wahlkampf an den Tag gelegt hat, einzudämmen. Der Kongress, der Oberste Gerichtshof, die Verbündeten weltweit, die Hunderten Vertragsunterzeichner und Dutzende internationale Organisationen, die Lobbyisten, die Troika—sie werden Trump daran erinnern, dass es einfacher ist, Kandidat als tatsächlich Präsident zu sein, und dass die Regierung des mächtigsten Landes der Welt nicht wie ein Unternehmen oder eine Reality Show gelenkt werden kann.

Schon in vier Jahren wird die Welt wissen, dass Trump einer der erfolglosesten Präsidenten war, den die USA jemals gesehen haben. Er wird als ein Showman in die Geschichte eingehen, der den Wählern ein Land verkauft hat, das so nicht existiert und der sich als der Staatsmann gegeben hat, der er nie war.

Oscar Balderas, Reporter für VICE News

DEUTSCHLAND

Bild von Grey Hutton

Ernsthaft, Amerika? Was für ein Albtraum. Erst der Brexit, und jetzt das. Nimmt eigentlich irgendjemand die Welt noch ernst? Wir haben keine Ahnung, was das jetzt für Deutschland und Europa bedeutet. Und was es noch unheimlicher macht: Wir sind uns ziemlich sicher, dass Trump auch keine Ahnung hat.

Wird er ganz Osteuropa an Putin verkaufen, gegen ein paar Baugenehmigungen für Golfplätze in der Tundra? Wird er Atombomben auf jedes Land werfen, in dem die Männer im Durchschnitt größere Hände haben als er? Sollen wir jetzt einfach alle unsere eigenen rassistischen und populistischen Arschlöcher wählen, die Völkerverständigung in die Tonne treten und uns einfach gegenseitig an die Gurgel gehen, bis niemand mehr steht? Klingt unvernünftig? Dann ruft euch kurz in Erinnerung, dass die Amerikaner gerade Donald Trump zum mächtigsten Menschen der Welt gewählt haben.

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Nein, trotzdem nicht. Wenn dieses Ergebnis ein Gutes hat, dann ist es das: Wir wissen jetzt mit absoluter Sicherheit, dass wir uns nicht auf die Generationen über uns verlassen können, nicht alles in die Scheiße zu reiten. Um diesen Vollgalopp noch aufzuhalten, muss unsere Generation jetzt sofort anfangen für unsere Rechte zu kämpfen—bevor sie uns alles wegnehmen.
– Matern Boeselager, Redakteur für VICE Deutschland

SERBIEN

Foto von Jovana Netković via VICE Media

Laut einer Online-Umfrage haben Serben in Amerika Trump zum nächsten Präsidenten der USA gewählt, daher ist das für uns wohl der Beginn einer glücklichen, neuen Ära. Ein wunderbarer Tag für unsere Ultras, die unverblümt die serbische Diaspora in den Staaten dazu drängte, Trump zu wählen. Das taten sie, weil in ihren Köpfen Hillary Clinton die Drahtzieherin hinter der von ihrem Ehemann gestarteten und von der NATO geführten Bombardierung von Serbien im Jahr 1999 ist. Andere sind zufrieden mit dem Ergebnis, weil sie hoffen, dass First Lady Melania Trump uns einen Besuch abstatten wird—sie stammt immerhin aus unserem ex-jugoslawischen Partner Slowenien. Es gibt noch eine weitere Pro-Trump-Gruppe—linke Intellektuelle an der Seite von Slavoj Žižek, die denken, dass Hillary die Bewahrerin eines unausstehlichen Status quo ist und dass die Dinge wachgerüttelt werden sollten.
– Aleksandra Nicsik, News Redakteur für VICE Serbia

DÄNEMARK

Foto von Lousy Auber via VICE Media

Es musste passieren. Zuerst verlieren wir unser Ansehen als die glücklichste Nation der Welt. Dann stimmen unsere britischen Brüder ab, um uns und den Rest der Europäischen Union im Stich zu lassen. Und nun wählt Amerika eine gefährliche Comicfigur als Präsidenten. Die Welt ist zu einem dunkleren Ort geworden und nichts ist mehr jenseits aller menschlichen Vorstellung. Der heutige schlechte Witz ist die Tatsache von morgen. Demnach sind wir gezwungen, anzunehmen, dass unsere Chancen, eine nukleare Verwüstung zu erreichen, beträchtlich höher sind als die Chancen, jemals wieder ein größeres Fußballturnier zu gewinnen.

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Hoffentlich ist Trump über seine Präsidentschaft so verwirrt, wie wir es sind und wird sich im Trump Tower für immer zurückziehen. Sogar er muss zugeben, dass der mächtigste Beruf der Welt besser von Leuten ferngehalten wird, die Dinge wie das hier twittern.
– Lars Jellestad, Redakteur für VICE Denmark

KANADA

Foto von Diego Delso via Wikimedia

Nun, wir kamen gut aus, nicht? Ein Jahrhundert lang wirtschaftliches Wachstum, politische Stabilität und die freundlichste und sinnvollste Beziehung zwischen zwei Nationen der Moderne? Nicht zu abgefuckt, hm? Aber wie auch die Hit-Tragödie Night Court (1984-1992) finden alle guten Dinge ein Ende. Also auch die Bromance zwischen Kanada und Amerika. Kanada mit einem zwinkernden Emoji als Ministerpräsidenten und Amerika mit seinem mit aufblasbarem Arm fuchtelnden Tubeman des Abscheus.

NAFTA, das zweifellos gute Abkommen, das die Preise von nahezu allen Konsumgütern gedrückt hat—alles futsch. Russland wird die kanadische Arktis beschlagnahmen. Justin Bieber, der immer noch an seinem Arbeitsvisum sitzt, wird gezwungen sein, seinen kanadischen Pass abzugeben oder der Ausweisung ins Auge sehen. Klar, die Horde an amerikanischen Emigranten, die über die Niagarafälle kommen, werden die kanadische Wirtschaft zum boomen bringen. Mit ihren kulturellen Festen lassen sie Little Pittsburg am 1. Juli aufleben und sie eröffnen Hoagie-Shops an allen Ecken. Dennoch ist das das Ende einer sehr einzigartigen Freundschaft.
- Justin Ling, VICE Canada

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GROSSBRITANNIEN

CharlesEi1 | flickr | by CC 2.0

Wach auf und öffne deine Augen in einer tapferen neuen Welt. Du bist Donald J. Trump, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. "Ich kann tun, was ich will!", sagst du. "Der Bereich rund um meine Augen ist lila und weiß und niemand sagt auch nur ein Wort darüber! So sehr kann ich tun, was ich will! Ich kann wirklich absolut alles tun!"

Es ist 3:00 Uhr morgens, weil das die Zeit ist, zu der du aufstehst. Du labst dich an deinem üblichen Frühstück aus Rührei, Truthahnwurst und zwei bis drei Big Macs zusammengemixt zu einer Sauce. Du schließt die Schnalle deiner Schlafhosen (du schläfst, wie du lebst: in einem Anzug) und stolperst die Stufen runter. Dort stehen, sagen wir, 20 bis 30 Agenten vom Secret Service mit Sonnenbrillen und Earpiece.

"Mr. President, Sir", sagen sie und setzen dich vor einen Laptop, der besonders gesichert aussieht. "Sie müssen sich einen Login anlegen." Du wartest ein paar Sekunden. "Was ist ein Login" Ein Agent tritt vor. "Für den Präsidenten-Laptop, Sir. Wir brauchen einen sicheren Login für Sie." Du weißt nicht, was ein Login ist. Du gehst durch das Donald-Trump-Entscheidungsfindungs-Flowchart:

Donald-Trump-Entscheidungsfindungs-Flowchart

Bist du Donald Trump?
Ja – geh zur nächsten Frage
Nein – geh schlafen

Geht es um ein einfaches Konzept, das du nicht verstehst?
Nein
Ja – Werde wütend

Die Welt verlagert kaum wahrnehmbar ihre Achse, eine neue Reihe von rechter Gewalt beginnt zu sprießen und wir nähern uns der Apokalypse einen weiteren Schritt, weil "der wütendste Bro der Welt" jetzt auch "der mächtigste Mann der Welt" ist.

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Das ist natürlich für Niemanden gut. Wegen dir sind wir auf dem direkten Weg in eine Welt, in der Hochhäuser nur noch zur Hälfte aus Sandwüsten ragen und die Straßen von Aufständen und Tränengas geflutet werden. Aber für den Moment bist du einfach Donald J. Trump und du musst dir ein Passwort einfallen lassen. "SCHEISS", tippst du einhändig und suchst mit deinen dicken Fingern jeden Buchstaben einzeln, "DRAUF".
– Joel Golby, Autor für VICE UK

GRIECHENLAND

Foto von Panos Kefalos via VICE Media

Die Welt wirkte heute Morgen wie ein seltsamer, unwirtlicher Ort. Das liegt vor allem an dem unentrinnbaren Anblick von Donald Trump, der uns schon seit der Sekunde, in der wir wach geworden sind, auf sämtlichen Bildschirmen verfolgt. Sein Gesicht wirkte noch orangefarbener als normal, während er seinen Sieg des Hasses, des Rassismus und der Intoleranz feierte.

Dieser unvorstellbar triviale Sieg eines mächtigen, reichen und planlosen Mannes, der eine Illusion von Überlegenheit erzeugt, ist das Schlimmste, was der Welt, in der wir aufgewachsen sind, hätte passieren können. Rhetorik siegt über Logik, Vernunft erliegt der Demagogie.
– Dimitris Theodoropoulos, Chefredakteur für VICE Griechenland

NIEDERLANDE

Bild via Wikimedia

Heilige Scheiße. Das kann nicht wahr sein. Das muss doch ein kranker Witz sein. Ein Witz, der uns zum Nachdenken anregen soll über all die Sachen, die uns vorher traurig gestimmt haben, über all die Sachen, über die wir uns vorher beschwert haben. Bevor das passiert ist. Um all das Schöne in unserem Leben zu erkennen. Vor "President Trump".

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Das sollte nicht passieren. Ich bin übrigens nicht die Einzige, die so denkt. Ich glaube nicht wirklich, dass Trump selbst wollte, dass das eintrifft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jemals von uns ernstgenommen werden wollte. Seine Kampagne war doch nichts anderes als ein einziger großer Hilfeschrei. Was soll er jetzt machen? Wirklich eine Mauer an der mexikanischen Grenze errichten? Wirklich den IS besiegen, Muslime ausweisen und Hillary Clinton ins Gefängnis stecken? Alles ohne richtigen Plan, versteht sich. Das kann einfach nicht wahr sein.
– Flavia Guidi, Junior Editor für VICE Italien

FRANKREICH

Billie Grace Ward | flickr | by CC 2.0

Es ist also passiert: Ehrlich gesagt ist es weniger überraschend als es sein sollte. Die Tatsache, dass er überhaupt als Kandidat in Frage kam, war schon das Vorzeichen dafür, dass alles den Bach runtergehen würde.

Ich kann mir allerdings vorstellen, dass die Wahl im Endeffekt gar nicht viel verändern wird. Die meisten von Trumps Versprechungen sind zu grotesk, als dass er sie überhaupt je umsetzen könnte. Aber es wird wahrscheinlich weitere breitspurige, sexistische Arschlöcher animieren, auch als Präsident anzutreten, ohne dass sie so verarscht werden, wie sie eigentlich verarscht werden sollten. Und sie werden die Wahl vielleicht auch gewinnen.
– Julie Le Baron, Redakteurin für VICE Frankreich