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Schließlich teilen wir uns auf: Mein Kollege Lucas fährt mit den Frauen und Kindern mit dem Auto nach Wien, ich fahre mit den Männern mit dem Zug. Wenn uns jemand zu lange ansieht oder ein Schaffner kommt, bekommen sie Angst. „Do you think he will call the police?", „Is he a policeman?". Der Schaffner kontrolliert nicht einmal unsere Tickets, ein junger Mann im Zug hilft uns, das Gleis zu finden, ohne dass wir ihn fragen müssen.Im Zug sprechen wir über ihr altes Leben und die Zukunft. Mahmoud* hat in Aleppo studiert. Er und sein Bruder sprechen fließend Englisch. Er wollte noch das Studium abschließen, bevor er flieht, damit er nicht mit leeren Händen nach Europa kommt. Als er fertig war, ist er mit seinem Bruder geflohen. Von Syrien in die Türkei, mit dem Boot um 2.000 Euro pro Person nach Kos.Man kann auf viele Arten helfen: Am Wochenende soll ein über Facebook organisierter Konvoi Flüchtlinge nach Österreich bringen
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Danach kaufen wir Tickets in das Land, in das sie schlussendlich reisen möchten. Es ist nicht Deutschland, wo Dublin für Syrer de facto außer Kraft gesetzt wurde—deshalb ist es besser, das Land hier nicht zu nennen. Mahmoud hat sich über alle Länder in Europa informiert, das, in das sie nun fahren möchten, fand er für seinen Bruder und ihn am besten. Sie möchten dort weiter studieren. Nie wieder wollen sie nach Syrien. Syrien könne nie wieder ihr Zuhause sein, sagt Mahmoud. Hier sind Menschen getötet worden, die sie geliebt haben, alles ist zerstört. „Nothing is left in Syria. We are homeless."„Not for long" versuche ich zu sagen, um ihn aufzumuntern. Er wagt es kaum, sich auszumalen, einmal europäischer Staatsbürger zu sein. Aber nichts wünscht sich die Gruppe mehr.Die Mitarbeiter der ÖBB sind hilfsbereit. Wir stehen eine Unendlichkeit lang am Schalter, weil sie die billigste Möglichkeit durchrechnen. Ich bin mit zwei der Männer hier. Die Beamten wissen genau, was los ist. „Hat zumindest einer der Reisenden einen Pass?" Wenn keiner der Mitreisenden einen Pass hat, sind die Tickets nicht gültig. Ich bekomme Herzklopfen und denke mir, die Reise ist vorbei, sage trotzdem ja und wir haben Glück: Einer der Jungs, die die Brüder auf der Reise kennengelernt haben, hat einen Pass.Während wir hier auf die Tickets warten, wird mir sie Absurdität der Situation erst bewusst. Ich stehe hier und habe eine Karte in der Geldtasche, die mich als Österreicherin ausweist. Ich kann ein Ticket nach überall kaufen und niemanden wird es interessieren. Neben mir stehen zwei Menschen, die diese Karte nicht haben und seit drei Wochen haben sie Angst, jemand könnte sie deswegen aufhalten oder einsperren. Als wir gehen, gibt einer der beiden Männer am Schalter den beiden Männern, die mit mir unterwegs sind, noch neun Schokoladentafeln und lächelt.The trip was bad, but this part was good. The Austrian people are good.
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Wir wissen nicht, wie es ist, wenn Bomben unsere Heimatstadt zerstören, wir mussten Schleppern keine Tausenden von Euro zahlen, damit sie uns ohne Schwimmwesten in ein überfülltes Boot sperren, auf dem wir fürchten mussten, dass alle untergehen und ertrinken. Die Großmutter der Familie, mit der ich den ganzen Tag noch nicht gesprochen habe, weil wir uns mit Worten nicht verständigen können, schnappt mich und drückt mich fest an ihre Brust. Sie gibt mir Küsse über das ganze Gesicht und sagt immer und immer wieder „Thank you".Sie weiß genau, was heute passiert ist. Sie weiß, dass sehr viele Österreicher ihnen heute geholfen haben. Dass der Bauer im Burgenland angeboten hat, sie nach Wien zu bringen. Sie hat die Schilder am Westbahnhof gesehen, auf denen auf Arabisch „Willkommen" stand, sie hat die Schokoladentafeln gesehen und die Menschen, die sie wissend aber aufmunternd angelächelt haben. „The trip was bad, but this part was good. The Austrian people are good," sagt Mahmoud beim Verabschieden.Ja, in der letzten Woche hat sich etwas verändert. Ich schäme mich nicht für die Menschen, die ihren Hass im Internet verbreiten, sondern bin stolz auf all die unzähligen, die helfen. Es ist eine Stimmung, die motiviert, etwas zu tun, weil so viele nicht mehr zusehen möchten. Weil Menschen jetzt fliehen und jetzt Hilfe brauchen. Dutzende Menschen haben den neun Syrern an diesem Tag geholfen. Tausende haben währenddessen anderen Flüchtlingen in Österreich geholfen.Der Zug kommt und alle rennen zur Tür. Sie steigen ein und winken, bis die Türen geschlossen sind. „You can take the good out of all of this," sagt Mahmoud an diesem Tag mehrere Male. „We never valued safety this much. After all this, we know what it really means to be safe."Hanna auf Twitter: @HHumorlosWe never valued safety this much. After all this, we know what it really means to be safe.