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Wie Rechte Zitate von Stefanie Sargnagel verwenden, um zu politischer Inkorrektheit aufzurufen

„Eigentlich super, wenn mans genau nimmt. Ich bedanke mich für die Verbreitung meines linken Gedankenguts."

Screenshot via allesroger.at

Das Magazin Alles Roger? wurde vor kurzem vom Mauthausen-Kommitee als tendenziell antisemitisch eingestuft und als „völlig abstrus" bezeichnet. Das Monatsmagazin wird vom Gründer der Excalibur City, diesem völlig absurden Shopping Center irgendwo im Nichts zwischen Österreich und Tschechien herausgegeben. Das Magazin sieht sich selbst als das „Querformat für Querdenker" und berichtet unter anderem über die Rothschilds, die FPÖ als „Liga der Sieger" und veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe einen Guide zur politischen Unkorrektheit: „Vom Spießbürger zum Querdenker—5 Schritte zur politischen Unkorrektheit".

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Dieser Artikel setzt es sich zum Ziel, uns alle aus der gesellschaftlichen „Bevormundung" und hin zu „Eigenverantwortung und mehr Mut zum Ich" zu bringen. Der „Tugend-Terror" und die „Gutmenschen" machen uns angeblich zu Spießbürgern, die sich nicht mehr trauen, das auszusprechen, was sie wirklich denken. Um aus dieser Bevormundung auszubrechen, sind laut Alles Roger? fünf Schritte notwendig: 1. Gendere nicht!, 2. Achte auf die Identität!, 3. Nenn die Dinge beim Namen!, 4. Besinne dich deiner Sinne!, 5. Mach Witze über Randgruppen!

Wir sollen „Neger" sagen, wenn uns danach ist, Roma und Sinti „Zigeuner" nennen, uns über Randgruppen lustig machen, aufhören, uns dem „Genderwahnsinn" zu beugen und Frauen sollen sich damit abfinden, dass sie den Männern nun mal nicht gleich sind.

Der Artikel ist geschmückt mit Zitaten von Persönlichkeiten—unter anderem mit diesem Zitat der momentan (und völlig zurecht) extrem gefeierten Autorin Stefanie Sargnagel: „Ich finde pervertierte Genderdiskussionen voll angebracht auf Unis. Das ist doch die Grundidee von Universitäten: sich gegenseitig unglaublich auf den Geist zu gehen."

Weil wir Stefanie Sargnagel, die sich selbst für Flüchtlinge einsetzt, ein bisschen kennen, haben wir uns gefragt, was sie zu der völlig aus dem Kontext gerissenen Verwendung ihres Zitates sagt und haben mit ihr gesprochen:

„Soll das Zitat gegen Political Correctness stehen? Dann ist das einfach dumm. Mein Zitat ist unmissverständlich. (…) Dass sie mich zitieren zeigt einfach nur, wie dumm die Rechten sind. Die akademischen Rechten, die auf intellektuell machen, denken, sie sind intelligent, weil das in der rechten Szene sehr einfach ist. Im normalen akademischen Betrieb gehören die zum unteren Drittel—das ist ihnen eh bewusst.
Mein Zitat ist eindeutig eine Befürwortung von akademischen Diskursen und Offenheit für Ideen. Ich ärgere mich echt null drüber. Ich find es großartig, dass diese Vollbüros Werbung für eine radikal linke Autorin machen. Eigentlich super, wenn mans genau nimmt. Ich bedanke mich für die Verbreitung meines linken Gedankenguts."

Verena auf Twitter: @verenabgnr