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Die längste Wahl der Welt

Plüschteddy 'Wotan' und das Koks: Das Drogenbattle zwischen Strache und Klenk

Auf Facebook liefern sich der FPÖ-Obmann und der Falter-Chefredakteur eine Auseinandersetzung über einen Drogentest, die immer absurder wird.
Montage: VICE Media/ Wikimedia Commons, flickr

In gut drei Wochen dürfen/sollen/müssen/werden wir wieder wählen. Bereits kurz nach der Aufhebung der Stichwahl haben wir uns hier schon ausführlich dazu geäußert, worauf wir uns beim erneuten Urnengang am meisten freuen. Nun ist die Phase des Intensivwahlkampfes Teil 3 angebrochen und die Kandidaten selbst verhalten sich tatsächlich (noch) ziemlich ruhig.

Im Internet läuft das gewohnt anders ab. Vor kurzem sorgte eine Homepage namens "Scheiß in Hofer ins Gesicht" für Aufregung. Dank zorniger Postings von FPÖ-Politikern und über unzensuriert.at wurde die ominöse Website überhaupt erst bekannt. Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass es sich dabei um eine False Flag Aktion gehandelt hat.

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Auf zirka demselben Niveau bewegten sich auch die hartnäckigen Gerüchte um Van der Bellens Gesundheitszustand; über einen mutmaßlichen Fake-Account, der mit etlichen FPÖ-Politikern in Kontakt steht, wurde ja schon zu Beginn des Sommers vermehrt geäußert, dass sich Van der Bellen im Krebs-Endstadium befinde oder an Demenz leide. Vergangene Woche ging man bei VdB-Wahlteam dann in die Offensive und veröffentlichte den Lungenbefund des Kandidaten, mit dem Ergebnis, dass dieser "super beinand sei", wie sich Arzt äußerte.

Das war aber nur der Auftakt für einen weiteren, ziemlich grotesken Social-Media-Beef, den sich FPÖ-Chef Strache und Falter-Chefredakteur Florian Klenk gegenseitig über ihre Facebook-Seiten seit vergangener Woche liefern. Es begann damit, dass Klenk als Reaktion auf die Befunde auf Facebook und Twitter schrieb: "Jetzt interessiert mich noch Straches Haar- und Harntest. Dann hätten wirs."

Die Drogengerüchte um Strache sind ein alter Running Gag, von dem keiner mehr ernsthaft glaubt, dass er wahr ist. Schon zwei Mal hat der FPÖ-Chef sich diesbezüglich testen lassen. 2002 spendete er dafür eines seiner Schamhaare, 2010 ein Härchen seines Hinterkopfes sowie eine Urinprobe—negativ auf Koks, MDMA und Amphetamine. Gegenüber Österreich machte er 2009 den Bill Clinton und gab an, lediglich einmal Gras gepafft, aber "nicht inhaliert" zu haben.

Strache reagierte auf den Klenk-Gag trotzdem äußerst erboßt und kündigte an, den Drogenarzt seines Vertrauens, Dr. Reinhard Fous, auch ein drittes Mal aufzusuchen.

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Der Falter-Redaktion legte er wiederum die Anschaffung eines Alkomaten nahe, forderte Klenk dazu auf, ebenfalls einen Drogentest zu machen und—im Falle eines negativen Ergebnisses von Strache—einen Betrag in der Höhe der Testkosten an Suchtmittelkranke zu spenden. Er wolle jedenfalls Klarheit haben und dem Verdacht vorbeugen, die Haare seines Plüschteddys 'Wotan' verwendet zu haben. Zugegeben: Das klingt für Strache-Verhältnisse ziemlich lustig (und auch erstaunlich wenig nach Strache, obwohl eine Autorenschaft von Herbert Kickl natürlich reine Spekulation bleibt).

Kurz darauf entschuldigte sich Klenk und löschte die Postings. In einem weiteren Statusupdate erklärte er sich dann auch bereit, sich den "Spaß nicht nehmen zu lassen" und ebenfalls einen Test machen zu wollen. Jedoch nicht, wie von Strache vorgeschlagen, bei Dr. Fous, sondern gleich vor Ort im Labor, um auch hundertprozentig sicher zu sein, dass keine Verwechslung bestehe. Man könne sich die Haare ja auch gegenseitig auszupfen, meinte der Journalist.

Hier könnte die Geschichte zu Ende sein; zumindest, wenn sie wüsste, was gut für sie selber wäre. Aber stattdessen meldete sich Strache am Mittwochmorgenmit einem "Umfrage"-Posting zurück. Die Frage an seine Follower war, ob diese glauben, dass sich der Journalist tatsächlich einem Test unterziehen werde. "Bekommt er kalte Füße???", fragt der Politiker mit der gebührenden Anzahl an Fragezeichen (was schon wieder viel mehr nach Heinz-Christian Strache klingt als die Wotan-Spitze). Offen bleibt, ob Strache das Posting von Klenk vom Vortag nicht gesehen hat, oder er dem Journalisten ein weiteres Mal nur die Nettigkeiten seiner Follower gönnen wollte.

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Als nächstes bestätigte der Falter-Chef (erneut) sein Vorhaben, morgens um 9:00 Uhr zum Labor zu schreiten und brachte wieder Plüschteddy Wotan wieder ins Spiel: "Wenn man Koks in meinen Haaren findet, dann werde ich Straches Plüschteddy Wotan adoptieren."

Drei Stunden später meldet sich Florian Klenk dann mit einer "BREAKING"-Meldung. Strache habe bereits den "Lulu-Schnelltest" vollzogen, welcher negativ ausfiel. Der Haartest gehe nun über Dr. Fous, der von Strache dafür bezahlt werden, ins Labor. Klenk werde sich morgen direkt dort testen lassen, "Nur dass der Unterschied in der Art, wie wir uns testen lassen, allen klar ist.", heißt es.

Wie die Sache also letzten Endes ausgeht, ist noch nicht vollständig geklärt. Wir warten aber gespannt auf die Endergebnisse und jedes schmutzige, wahlkampfwirksame Detail, welches sicherlich auch weiterhin gut über Facebook dokumentiert werden wird. Etwa, welche Haare diesmal genau gezupft werden. Oder wie lauwarm die Urinproben waren. Und ob die beiden vielleicht hochkarätige Zeugen wie Eva Glawischnig, Michael Jeannée oder Andreas Gabalier dazu bringen können, den beiden Beef-Proponenten beim Ludeln und Zupfen zuzusehen. Zumindest FPÖ-Notar Harald Stefan wird wohl ganz genau hinschauen. Ein bisschen schade finden wir jedenfalls jetzt schon, dass Plüschteddy Wotan keinen eigenen Instagram-Account hat.