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Street Fighter vs. Mega Man kommt!!!

Ein Gamer-Traum ist wahr geworden, aber viele andere bleiben Wunschvorstellungen. Hier die besten.

Wenn ihr zu jenem Teil der Bevölkerung zählt, der bei dem Wort "Spielzeug" zuerst an Actionfiguren und erst viel, viel, viel später an Sex denkt, dann stehen die Chancen gut, dass ihr 1. einen Game-Controller als Fernbedienung benutzt und 2. regelmäßig irgendwelche Fantasy-Game-Mashups in eurem Kopf herum wälzt, während eure Mitbewohner den Schimmel von eurem Geschirr kratzen (ihr solltet echt mal hinter euch sauber machen, wirklich). Und wenn ihr nicht erst seit gestern auf der Welt seid, ist dabei ein Szenario bestimmt schon irgendwann mal aufgetaucht, das seit Montag aus dem Reich der Fan Fiction in das der Software-Wirklichkeit herüber wandert: Street Fighter X Mega Man. Die beiden Capcom-Erfolge feiern nämlich gerade gleichzeitig ihr 25-jähriges Bestehen und begehen das silberne Jubiläum deshalb mit einem gemeinsamen Game, das ihr euch seit 17. Dezember hier für den PC holen könnt und seit kurzem dank PlayR auch hier für euren Mac. Das Ganze ist übrigens gratis und sieht so aus:

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Wenn das nicht euer Jahr macht, kann ich euch auch nicht helfen (hab ich schon gesagt, dass der Download GRATIS ist?). Oder vielleicht doch. Seht ihr, ich habe selbst nämlich auch schon Geschirr verschimmeln lassen und in WGs ohne Türschnallen und Vorhängen gewohnt. Ich weiß, dass es einem nicht immer um die Erfüllung seiner Träume geht, weil das zwar die Welt voller, aber auch den Kopf leerer macht. Manchmal will man einfach nur weiter fantasieren — dem Abfall da draußen einen Schritt voraus sein. Und solange manchmal nicht meistens ist, gibt es daran auch nichts auszusetzen. Deshalb habe ich mir zum bevorstehenden Erscheinungstermin euer Bedürfnis nach Weltflucht zum Anlass genommen und bin selbst mal wieder in den Synapsen-Swimmingpool gestiegen: Hier sind sieben weitere Spiele-Crossover von Figuren, die im selben Jahr Geburtstag haben (und die bitte niemals Wirklichkeit werden dürfen).

1. Pac-Man vs. Centipede (1980)

Im Jahr 1980 war die Welt noch ein Kaugummi-Automat, in dem Cola-Kracher und Apfelspalten um die Vorherrschaft kämpften. Man wusste nie so genau, was man als nächstes bekommen würde, aber man wusste zumindest immer, dass es entweder süß oder sauer sein würde. Die Dinge waren einfacher, will ich damit sagen. Sie waren natürlich auch beschissener (Cola-Kracher und Apfelspalten sind schließlich nicht Trüffel und Kaviar), aber das Schöne am Zeitgeist ist ja, dass man ihn immer erst im Rückspiegel erkennt. Im Nachhinein sind vielleicht auch Pac-Man und Centipede nicht ganz die umwerfenden Innovationen, als die sie uns ihr Marketing verkaufen wollte, aber zumindest haben sie unsere Reaktionsfähigkeit so stark beansprucht, dass es uns erst wesentlich später aufgefallen ist. Fakt bleibt, dass Pac-Man die Gaming-Szene für Frauen geöffnet hat — und die Titelhelden beider Spiele geradezu darauf ausgerichtet waren, irgendwann in einem ultimativen Showdown gegeneinander anzutreten. Wie das meiste in den Achtzigern passierte aber auch diese Action hauptsächlich in unseren Köpfen.

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2. Donkey Kong vs. Wolfenstein (1981)

Im Wesentlichen könnte ich es hier wie bei einem dieser alten Abenteuer-Spielbücher machen und sagen: "Wenn du Donkey Kong und Wolfenstein auf die Spur kommen willst, gehe zurück zu 1. Wenn du nicht wissen willst, was es mit den beiden auf sich hat, gehe weiter zu 3." Immerhin trifft alles, was man über Pac-Man und Centipede sagen kann, auch auf Donkey Kong und Wolfenstein zu — wobei Donkey Kong das Frauen-Spiel wäre (wenn auch für etwas sadistischere Spielerinnen, die gerne Affenkinder von ihren Müttern treffen und danach traktieren) und Wolfenstein den Bösen nur als Anti-Helden und Endgegner hat, aber ihr versteht schon, was ich meine. Der Affe gegen Gattling-Hitler ist jedenfalls mindestens so ein Fantasie-Highlight wie Hulk Hogan gegen Chuck Norris.

3. GTA vs. Postal (1997)

Okay, zuerst mal: Was bitteschön macht Rorschach aus Watchmen im Level-Design von Street Fighter 2? Wenn mir das schon mal jemand beantworten könnte. Meine Synapsen fangen nämlich schon ein wenig zu köcheln an und das macht es hier im Pool fast ein wenig ungemütlich. Abgesehen davon ist Grand Theft Auto vs. Postal für mich eine absolut natürliche Paarung, die wohl dem Plagiatsvorwurf auch nur durch die gleichzeitige Veröffentlichung entgehen konnte. Das Universum, das bei einem Mashup der beiden Games entstehen würde, tut mir jedenfalls jetzt schon leid. Vor allem stelle ich es mir ziemlich schwer vor, in diesem Universum eine künstliche Intelligenz mit einem Bürojob zu sein. Und das gilt schon ohne Rorschach als Easteregg.

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4. Unreal vs. Half-Life (1998)

Das hier könnte richtig schön werden. Gordon Freeman, der Immigrations-Innsbrucker mit dem Doktortitel, würde sich mit einer Brechstange durch die Unreal-Engine stemmen und dabei aus purem Hass und tief sitzender Xenophobie jedes halbwegs außerirdische Wesen zu Pixelmatch zerdrücken. Die Tonspur sollte bitte der Typ gestalten, der uns in kommotester Mystery Science Theater 3000-Manier auch schon die Machinima-Comedy Freeman's Mind geschenkt hat. Dazu ein, zwei "Mo-mo-mo-monsterkill!" — in der reibeisernen Trailer-Stimme, nicht der Sportkommentatoren-Version von UT 3 — und ich bin glücklich.

5. The Sims vs. Deus Ex (2000)

Manchmal sind Rückblicke schon etwas Eigenartiges. Mit ihren Jahreszahlen und Statistiken schaffen sie oft Zusammenhänge, auf die man sonst nie gekommen wäre — wie auch im Fall von The Sims und Deus Ex, die vermutlich in noch keinem einzigen Kopf außerhalb der Irrenanstalten von Rio de Janeiro jemals in Verbindung zueinander gebracht wurden. Aber beide Franchises wurden nun mal im Jahr 2000 gestartet und davon, meine lieben Freunde, lasse ich mir gerne den Denkvorgang abkürzen. Im Übrigen glaube ich, dass im Endkampf die Sims siegen würden, weil die zahm wirkenden Figuren unter den glitzernden Prismen in Wahrheit verdammte Ausdauerkrieger sind, die sich von ein bisschen Cyberpunk und Weltuntergang genauso wenig aus der Ruhe bringen lassen, wie von brennenden Babys neben ihren Computertischen. Um es mit Maschek zu sagen: Die Sims würden JC Denton mürbe streicheln.

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6. Infamous vs. Bayonetta (2009)

Kein Wunder, dass diese beiden Spiele aus demselben Jahr stammen — ihre Protagonisten sind ja im Wesentlichen dieselbe Person. Sie gehören zwar nicht demselben Geschlecht an und stammen nicht aus demselben Kulturkreis, aber ich habe da die Theorie, dass das ein wenig an uns liegt. Oder anders gesagt: Ich glaube, die Geschichte ist in Wahrheit dieselbe — nur sehen wir sie ein Mal durch die großen Augen eines vierzehnjährigen US-Jungen und das andere Mal durch die etwas weniger großen Augen eines elfjährigen Japano-Mädchens. Das erklärt vielleicht nicht jede einzelne Handlungsinkongruenz, aber es macht die Vorstellung eines Crossover-Games spannender, bei dem sich im Hintergrund die Bewusstseine von zwei kleinen, pubertierenden Geschöpfen gegenseitig in die Magengrube treten.

7. Angry Birds vs. FarmVille (2009)

Lasst es mich klar sagen: Diese Schlacht ist die erste Station eines ausgewachsenen Krieges. Ihr wusstet vielleicht gar nicht, dass er existiert, weil seine Fronten nicht so einfach zu erkennen sind, wie früher — aber er schwelt und köchelt ununterbrochen vor sich hin, im Verborgenen und ungreifbar, überall, wo ihr gerade nicht seid und jedes Mal, wenn ihr gerade wegseht. Es ist ein Krieg gegen menschliche Viren, die ohne Bedenken jeden mit ihrem Spiel anstecken und jede Party anstandslos sofort verlassen würden, nur um ein bisschen mehr Farmland zu gewinnen. Es ist ein Krieg gegen Menschen, die sich noch nie an ein dramaturgisch anspruchsvolles Spiel herangewagt haben und gerade so weit mit Technik umgehen können, um Ketten-Mails und lustige PowerPoint-Präsentationen weiterzuschicken. Es ist ein Krieg gegen manche von euch (sorry) und gegen manche eurer Eltern (ah, kommt schon, ihr wollt sie doch selber loswerden), aber es ist auch ein Krieg um die Zukunft der Spiele und Gott bewahre, dass ich tatenlos dabei zusehe, wie FarmVille das virtuelle Leben, wie wir es kennen, durch sinnentleertes Wurmpicken im Ackerboden von Facebook ersetzt. Wie viele künftige Tim Schafer müssen noch unentdeckt bleiben, bis ihr die Wahrheit endlich akzeptiert? Wacht auf! Zu den Controllern!

Mahalo!