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Ich habe mich auf Dämonen testen lassen

Die Chancen stehen gut, dass du momentan nicht von einem Dämon besessen bist. Vielleicht aber doch und dann solltest du dich wegen paranormaler Aktivitäten testen lassen.

Bob Larson

Die Chancen stehen gut, dass ich momentan nicht von einem Dämon besessen bin. Vielleicht aber doch. Von einem Dämon besessen zu sein, ist so ähnlich wie zu hoher Blutdruck oder AIDS. Du weißt nichts über deinen Zustand, bis du dich testen lässt. Diese Art von Tests sind immer sehr nervenaufreibend, aber Unwissenheit ist noch schlimmer, also beschloss ich, Bob Larsons Dämonen-Test® zu machen. Falls ihr Bob Larson nicht kennen solltet: In den letzten vier Jahrzehnten ist er als religiöser Vertreter durch Fernsehen und Radio getingelt. In den 80ern begann Bob, in seiner Radioshow Talk Back Exorzismen übers Telefon zu praktizieren. Er wurde berühmt für sein Talent, Menschen von Dämonen zu befreien und ich möchte wetten, dass er mehr böse Geister ausgetrieben hat als irgendjemand sonst in unserer Zeit. (Als er vor einem Monat in Anderson Coopers Show auftrat, behauptete er, 500 bis 1.000 Exorzismen pro Jahr durchzuführen.) Bob ist zum Glück niemand, der seine Talente für sich behält, also hat er 21 Fragen zusammengestellt, speziell darauf abgestimmt, das Risikolevel der dämonischen Besessenheit einer Person zu bestimmen und das Beste daran ist, dass das nur $9.95 kostet. Ich habe Bobs Test vor ein paar Tagen gemacht und alle 21 Fragen so ehrlich wie möglich beantwortet. Nachdem meine Antworten ausgewertet worden waren, erklärte mir Bobs Website, dass bei mir ein „mittelhohes Risiko einer dämonischen Unterdrückung/Besessenheit“ besteht. Verdammt. Die Fragen schwankten zwischen allgemein und unangenehm genau. Man wird nach Wutausbrüchen gefragt und danach, ob man „jemals sexuell misshandelt (Vergewaltigung, Inzest, Belästigung)“ worden ist. Es gibt zu jeder Frage drei Antwortmöglichkeiten: „Nie“, „Derzeit“ und „Früher“, was anscheinend die drei gängigsten Antworten auf Fragen wie „Haben Sie Satan jemals angeboten, Ihr Leben gegen etwas Anderes zu tauschen?“ sind. Eine Frage, die ich besonders merkwürdig fand, war: „Wissen Sie von Vorfahren, die Mord, Selbstmord oder sexuelle Verbrechen begangen haben?“ Ich musste mit „Derzeit“ antworten, denn wieder einmal gab es kein „Ja“ und dieser Typ ist ein entfernter Verwandter von mir.

Nachdem man den Test beendet hat und sein Ergebnis sieht, fühlt man schnell die eisige Hand des potentiellen Dämons, wie sie einem über den Nacken streicht, und hört eine kratzige Stimme, die sagt: „Da hast du es. Du bist nicht verrückt. Bob weiß auch, dass ich echt bin.“ (Da bekam ich glatt selbst Gänsehaut.) Aber fürchtet euch nicht! Der gute Reverend wartet auf der nächsten Seite schon mit Erklärungen auf euch, die speziell auf eure Antworten und die aller Anderen abgestimmt sind. Vier Sätze lange Erklärungen werden für alle Fragen, die man mit „Derzeit“ und „Früher“ beantwortet hat, hingerotzt. Sie enden mit so Sätzen wie: „Hier finden Sie hilfreiche Quellen zu emotionalem oder physischem Missbrauch durch ihre Eltern“ oder: „Hier finden Sie hilfreiche Quellen zu vererbbarer Sittenlosigkeit.“ Dem Ganzen folgt ein Bild von Bobs Kopf auf einer DVD und dem praktischem „In den Einkaufswagen“-Button. Falls DVDs die Dämonen nicht austreiben, kann man auch Bobs „Freedom Center“ in Arizona besuchen oder man kann ihn zu sich kommen lassen, wo er einem die Hand aufs Gesicht legt und den Dämon fragt, ob er irgend ein „juristisches Recht“ (echt) hat, diese Seele zu besitzen. Wie wahrscheinlich die meisten Menschen, bei denen gerade ein „mittelhohes Risiko einer dämonischen Unterdrückung/Besessenheit“ diagnostiziert worden ist, hatte ich eine lange Liste mit Fragen zu meinem Testergebnis, die ich dem Reverend und seinen Leuten gerne gestellt hätte. Praktischerweise Leider wurde mir, als ich beim Freedom Center anrufen wollte, gesagt, dass der Reverend am Tag zuvor eine Knie-OP gehabt habe und nicht in der Lage sei, in näherer Zukunft mit „Leuten zu reden“. Wegen einer Knie-Operation. Entschuldigung, ich rief als ein besorgter Kunde an, der gerade herausgefunden hatte, dass er möglicherweise von den Kräften des Teufels besessen sein könnte, nicht als „Journalist“ oder wie auch immer sich die Leute nennen, die für diese Seite schreiben. Als ich fragte, ob es irgendjemand Anderen gäbe, mit dem ich über mein Ergebnis reden könnte, sagte eine freundliche, alte Stimme: „Es tut mir leid, es gibt keine—mir fällt gerade keine besseres Wort ein—spirituellen Betreuer im Pfarramt außer Pastor Bob.“ Sie konnte mir auch nicht sagen, was eine persönliche Sitzung mit Bob in Arizona oder ein Hausbesuch kosten würde. Kurz gesagt: Die ganze Organisation liegt lahm, bis es Bobs Knie besser geht. Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zurück auf Bobs Seite und bemerkte einen Eintrag mit dem Titel „Isebel greift an!“ (Der Titel sieht aus wie mit Blut geschrieben.) Anscheinend war diese Schlampe Isebel für Bobs kaputtes Knie verantwortlich und er bittet seine Gefolgschaft darum, ihm „die besten Geschenke überhaupt“ zu schicken—in Form von „$5,000, $1,000, $500 oder auch $100 oder $200, wie viel auch immer sie [die Freunde] geben können.“ In der Bibel steht, dass Isebel Geld hasst. Bob hat also wahrscheinlich vor, ihr das Geld einsamer, alter Damen an den Kopf zu werfen, während ich und die anderen armen Idioten, die den Dämonen-Test gemacht haben, dazu gezwungen sind, die bösen Geister mit selbst gesegnetem Leitungswasser abzuwehren.