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Zuerst fühlte ich mich euphorisch. Jahrelang hatte ich mir von solchen Losern alles gefallen lassen und nun sah ich keinen Ausweg mehr. Ich dachte, nun hätte ich wirklich mal Rückgrat gezeigt—und das im entscheidenden Moment. Aber noch bevor mir meine Finger nicht mehr wehtaten, änderte sich meine Meinung.Im späten 20. Jahrhundert haben gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer in den Vereinigten Staaten eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen. Als Ronald Reagan 1981 die streikenden Fluglotsen entließ, war das nur das sichtbarste Beispiel eines rigorosen Anti-Gewerkschafts-Kurses, der bis heute anhält. Als Folge ist Leistung in vielen Branchen entwertet worden, Arbeitsplätze und Festanstellungen gingen vielerorts verloren. All das hat den Lebensstandard der Arbeiterklasse in Amerika verschlechtert. Gleichzeitig ist es schwer, diesen Trend umzukehren, weil eine gewerkschaftsfeindliche Gesetzgebung Neugründungen erschwert und diese auch sonst ständigen Angriffen ausgesetzt sind.Wir hielten uns an Muhammed Ali: „Wir kamen nicht miteinander aus, also schlugen wir aufeinander ein."
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Habe ich nicht genau das auch gemacht?Ich habe meinem Boss eine reingehauen. Ganz egal, wie toll sich das angefühlt hat; eigentlich habe ich damit nur die Ohnmacht des Arbeiters im 21. Jahrhundert verbildlicht. Also, anstatt mit meinen Kollegen eine Gewerkschaft zu gründen und für ein besseres Gehalt zu kämpfen, indem wir weniger arbeiten und auch streiken, wenn wir nicht bekommen, was wir wollen, habe ich es alleine durchgezogen.Es ist egal, dass ich bekommen habe, was ich wollte; in 99,99 Prozent der Fälle wird es nicht funktionieren. Ganz abgesehen davon, dass es eine Million gute Gründe gibt, warum Angestellte nicht in der Lage oder gewillt wären, ihrem Arbeitgeber so gegenüberzutreten. Ich bin kein religiöser Mensch und lehne Gewalt auch nicht generell ab; etwa aus moralischen Gründen oder weil es unklug wäre. Ich finde es auch nicht falsch, was ich getan habe. Nur: Deinem Boss eine reinzuhauen, ist keine Alternative dazu, gemeinsam für eine Sache zu kämpfen.MUNCHIES: Wie Jon Snow bei McDonald's in einen Faustkampf geriet