Was Kinder über Geisteskrankheiten sagen

Bild: Nacho Pintos | flickr | by CC 2.0

Wolf ist 17 und bei ihm wurde eine schizo-affektive Störung und eine Autismusspektrum-Störung diagnostiziert.
Sadie ist 9 und bei ihr wurde noch nie etwas diagnostiziert.
Mike ist 10 und an ihm "wurden eine ganze Menge Tests durchgeführt und mindestens ADHS diagnostiziert."
Angel ist 12 und sagt, dass "ihre Tests in ungefähr zwei Monaten losgehen." VICE: Glaubst du, dass du psychisch krank bist?
Wolf: Langsam komme ich an einen Punkt, an dem ich es nicht mehr bin.

Wie hast du herausgefunden, dass du damals krank warst?
Alle haben es mir gesagt.

Und hast du ihnen geglaubt?
Letzten Endes habe ich ihnen irgendwann geglaubt. Manchmal schienen andere Kinder das, was ich sah, auch zu sehen, oder sie sagten, dass sie es sehen, also dachte ich, es wäre OK. Ich sagte zu meiner Schwester: "Hey, siehst du auch den Geist da drüben?" Und sie dachte, es wäre ein Spiel. Für mich war es total ernst.

Du hast immer gesagt, dass du das Gefühl hast, dass Aliens dich beobachten. Wie hat sich das angefühlt?
Einfach ein weiterer Mensch, der mich ansieht.

Woher wusstest du, dass es ein Alien war?
Ich hatte damals viele Probleme, es hätte also auch ein Mensch sein können. Oder es war wirklich ein Außerirdischer, ich weiß es nicht. Da war so ein Pfleger … er hat nichts so gemacht wie andere Leute. Wenn außer uns keiner da war, war er gemein und hat sich wie ein Alien verhalten. Also dachte ich, dass vielleicht ein Alien in ihm drin ist, der ihn zwingt, so mit mir umzugehen.

Wer entscheidet, was echt ist und was psychisch krank?
Polizisten, Mütter und Therapeuten.

Woher haben sie diese Macht?
Vielleicht sind ihnen ja schlechte Dinge zugestoßen und jetzt wollen sie den psychisch Kranken raus helfe.

Was sollte man tun, um psychisch Kranken zu helfen?
Nichts.

Nichts?
Es ist in ihnen. Sie müssen es begreifen und damit aufhören, also zum Arzt gehen oder in ein Krankenhaus. Wenn sie damit aufhören wollen, werden sie schon wissen, was zu tun ist.

Glaubst du, dass Menschen entscheiden können, was in ihrem Kopf vorgeht und wie es ihnen geht?
Ja. Sie müssen es in sich drin entscheiden, ob sie wollen, dass es ihnen besser geht. Und wenn es ihnen dann besser geht, ist es ihre Entscheidung, wieder krank zu werden oder nicht. Das hat einer, den wir kennen gemacht, seinen Namen werde ich nicht nennen.

Ich glaube, jetzt sprichst du über Sucht, aber es sind ja alles nur Wörter—Sucht, psychische Störungen … es gibt da nicht die eine richtige Meinung oder Vorstellung darüber, was es ist oder was man damit macht. Aber bei dir war es deine Entscheidung, geistig wieder gesund zu werden?
Mm hm.

Vermisst du irgendetwas aus der Zeit, als du krank warst und in die Psychiatrie gekommen bist?
Nein. Ich hatte ständig Angst. Ich war besessen von Geistern und schwarzen Löchern, hatte Wahnvorstellungen. Sie sind mir gefolgt. Niemand glaubte mir.

Wie definierst du psychische Erkrankung, Sadie?
Sadie: Wenn Menschen zu wütend werden, wenn etwas Schlimmes passiert—nicht nur ein bisschen rumschubsen, sondern richtig gefährlich wütend. Oder sie werden zu traurig, wenn etwas Trauriges passiert. Oder so fröhlich, wenn sie fröhlich sind, dass es Angst macht.

Kennst du jemanden, der psychisch krank ist?
Mm hm. Ja, mein Bruder.

Woher weißt du, dass er krank ist?
Normalerweise ist es so, dass er, wenn man ihm sagt, dass er etwas tun soll, keinen Grund sieht, es zu tun; er denkt einfach, dass Menschen gemein sind. Und wenn er von einem genervt ist, tut er nicht die Dinge, die Menschen normalerweise tun, wenn sie genervt sind. Er regt sich richtig auf. Als er klein war, hat er Lehrer geschlagen. Er hat Staubmäuse gesehen und dachte, das wären Aliens und nannte einen davon Zeb. Er schrie mich an, wenn ich aus Versehen auf einen drauf trat; er hatte richtig Angst um seine Staubmäuse, als hätten sie richtig Schmerzen. Oder wenn ich irgendwas über den Staubhaufen gesagt habe, erwiderte er: "Nein, das machen Staubmäuse nicht." Wenn jemand irgendwas Schlechtes über deine Religion sagt, ist es normal, sauer zu werden. Genauso sauer wird Wolf, wenn man schlecht über diese Dinger redet, also wenn ich sage, dass sie nicht real sind. Wenn man Christ ist, ist es normal, schließlich glauben alle an eine unsichtbare Sache, Wolf aber glaubt an alle möglichen unsichtbaren Sachen. Außerdem erfindet er Sachen. In der Kirche sind alle mit der einen Sache einverstanden.

Hattest du jemals Angst vor deinem Bruder?
Nein. Ich weiß, dass er nie versuchen würde, mir weh zu tun, aber wenn doch … er ist nicht besonders stark.

Mike und Angel, woher wisst ihr, ob jemand psychisch krank ist?
Mike: Man sieht, wie sie versuchen, sich Haferflocken in die Augen zu tun oder sie nehmen 20 Pillen pro Sekunde. Meine Stiefmutter nimmt ungefähr 20 Pillen am Tag. Sie ist verrückt.
Angel: Wahrscheinlich ist meine ganze Familie geisteskrank. Eigentlich glaub ich nicht, dass irgendwer völlig geistig fit ist. Oder geistig völlig krank. Ich glaube, das ist einfach eine Ergänzung zur eigenen Persönlichkeit. So sind sie einfach.

Was bedeutet es, ADHS diagnostiziert zu bekommen, im Vergleich zu jemandem, der es nicht hat?
Mike: Nichts Besonderes. Vielleicht zwei Pillen am Tag.

Glaubst du, dass du im Vergleich zum Durchschnittsmensch en mehr oder weniger aufmerksam bist?
Es ist eine andere Aufmerksamkeit. Ich bin nur bei Sachen aufmerksam, an denen ich auch wirklich interessiert bin.

Was sollte man für die psychisch Kranken tun?
In eine Kiste stecken und sie ins All schießen oder sie mit Pillen voll pumpen.
Angel: Es ist komplett ihre Entscheidung, was sie machen. Medikation oder Selbstmedikation oder einfach nichts tun. Wenn man alle behandeln würde, bis alle gleich wären, wären Leute konzentriert und würden sich benehmen, wären produktiv, nicht zerstreut, und es gäbe viel weniger Kreativität.