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Syrien-Rückkehrer, der neben Köpfen posiert hat, nennt sich "sensibel und hilfsbereit"

Das Gericht sah das heute etwas anders.

Er hat seine eigene Sicht auf die Dinge: Der Syrien-Rückkehrer Aria L., der für ein Foto mit zwei aufgespießten menschlichen Köpfen posiert hat, nennt sich selbst "sensibel" und "hilfsbereit". Heute hat das Frankfurter Oberlandesgericht ihn als ersten Deutschen für Kriegsverbrechen im syrischen Bürgerkrieg verurteilt.

Dabei hatte Aria den Prozess bis jetzt offenbar nicht besonders ernst genommen, er schien sich keiner Schuld bewusst. Er helfe eben gerne, und er sei nur in Syrien gewesen, um den Menschen dort Winterkleidung und Kosmetika zu bringen, hatte der 21-Jährige im Mai vor Gericht erklärt. So kam es, dass er im Frühjahr 2014 mit ein paar Freunden mitten im Bürgerkrieg beim Essen saß, als sie hörten, dass jemand in der Nähe ein paar Köpfe von Mordopfern aufgespießt hatte. Was bleibt einem da als sensibler Mensch übrig, als sich ins Auto zu schwingen und sofort vorbeizufahren?

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Vor Ort sei er eben "nur so reingeraten" in diese komische Situation mit dem Foto und der Pose vor den geschändeten Leichen. Er sei der einzige Ausländer gewesen, und deshalb hätten die Leute ihn gedrängt, doch mal ein Foto zu machen. Und weil er eben so sensibel und hilfsbereit ist, konnte er das den Leuten wohl nicht ausschlagen.

Er habe auch nichts damit zu tun, dass sein Freund Vedat V. das Foto später auf Facebook verbreitet und sogar versucht hat, Arias Gesicht unkenntlich zu machen. Dass es auch Fotos von ihm mit einer Kalaschnikow gibt, erklärte Aria L. damit, dass in Syrien eben jeder eine Waffe habe und dort "immer sofort geschossen" würde.

Was Aria in Syrien genau gemacht hat, ist nicht ganz klar. Der Freund, der die Fotos hochgeladen hatte, hat sich schon vor Jahren al-Qaida und später dem IS angeschlossen, aktuell kämpft er laut der Welt sozusagen als Parteiloser. Aria L. war aber nur ein paar Wochen in Syrien, der Staatsschutz konnte nicht ermitteln, ob er in dem Land auch gekämpft hat.

Was man sonst über den Syrien-Reisenden weiß, passt jedenfalls nicht unbedingt zu der Geschichte vom selbstlosen Samariter. L. hat die Schule abgebrochen und seitdem nie gearbeitet. Dafür ist er mehrfach vorbestraft, vor allem wegen Eigentumsdelikten und Körperverletzung. Als er kurz vor dem Prozess seine Freundin bei einem Besuch im Gefängnis angriff, verlegte die Staatsanwaltschaft ihn in Isolationshaft.

Das Gericht jedenfalls glaubte ihm nicht und verurteilte ihn zu zwei Jahren Haft.