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Ebola ist wie an einem Albtraum zu sterben

Wenn sich jemand unter Stöhnen beschwert, etwas in seinem Leben sei „das Schlimmste“, dann sollte man ihm vehement widersprechen. Ebola. Ebola ist das Schlimmste.

Ende Juli begannen Einwohner in Kibale, Uganda, zu sterben. Am 28. Juli bestätigte die Weltgesundheitsorganisation, dass die Krankheit, die sie umbrachte, Ebola war. Das erste Opfer der Seuche war ein drei Monate altes Kind und die Krankheit verbreitete sich daraufhin rasend schnell unter den Anwesenden der Beerdigung. Kurz darauf gab es bereits 14 bestätigte Todesfälle und sollte es etwas Schlimmeres geben, als sich Ebola durch die Körperflüssigkeiten eines toten Babys einzufangen, dann möchte ich mir das überhaupt nicht erst vorstellen.   Die Krankheit verbreitete sich in den Nachbardörfern und nach einiger Konfusion, da man den Stamm des Virus nicht sofort bestimmen konnte, wurden schließlich die Gesundheitsbehörden Ugandas aktiv, die versuchten, die Seuche einzudämmen. Doch da hatte Ebola bereits die Hauptstadt Kampala, in der knapp 1,4 Millionen Menschen leben, erreicht. Der WHO-Vertreter in Uganda, Joaquim Saweka, teilte am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kampala mit, alle Personen, die Kontakt mit Ebola-Opfern gehabt hätten, seien isoliert. Es handele sich insgesamt um 176 Menschen. „Die nun geschaffene Lage ist mehr als angemessen“, sagte Saweka. „Wir isolieren die vermuteten und bestätigten Fälle. Wir verfolgen alle möglichen Kontakte.“ Trotzdem wurden bis auf Weiteres Hochzeiten und andere gesellschaftliche Versammlungen untersagt. Der für Kampala zuständige Amtsarzt, Dr. Dan Kyamanywa, gab zudem an, dass noch 400 Personen, die mit Ebola-Patienten Kontakt hatten, unter Beobachtung stehen.   Das Ding bei Ebola ist, dass es das absolut beschissenste Ding überhaupt ist. Alle Krankheiten, vor denen wir uns in der westlichen Welt so in die Hose machen, wie Krebs, Alzheimer und Aids, verblassen im Vergleich zu der körperlichen Auslöschung, für die Ebola steht. Dabei ist das Virus nicht so ausgeklügelt wie z.B. HIV. Es ist ihm zwar möglich, seine Gensubstanz in unsere Zellen zu kopieren, aber nicht dauerhaft in das menschliche Erbgut einzubauen. Das liegt vor allem daran, dass das Virus, wie angenommen wird, noch zu jung ist, um sich an den menschlichen Organismus angepasst zu haben. Obwohl es einige vielversprechende Therapieansätze gibt, ist das Problem, dass Pharmafirmen an Ebola nichts verdienen können. Die Produktion solcher Stoffe kostet einen Haufen Geld und lohnt sich wirtschaftlich nicht, da Ebola im Vergleich zu anderen Viruserkrankungen recht selten auftritt.
Heilen können Ärzte die Infektion also nicht, sondern nur einige der Symptome behandeln. So leiden viele Erkrankte unter Austrocknung und müssen Flüssigkeit bekommen. Man weint, scheißt, pisst, kotzt Blut und das alles nur dank eines kleinen Filovirus, das aus etwas RNA und sieben Proteinen besteht und eine Infektion des gesamten Körpers auslöst.    Hämorrhagische Fieber, wie infektiöse Fiebererkrankungen, die mit Blutungen einhergehen, genannt werden, sind ein Albtraum mit Letalitätsraten von bis zu 90% und wenn man es sich einfängt, dann können sie im Körper bis auf die Knochen alles in eine Suppe aus Viren und aufgelöstem Menschen verwandeln.

Wenn Ebola in den menschlichen Körper eindringt (man rätselt noch immer über den natürlichen Hauptwirt, doch es wird angenommen, dass Flughunde dafür in Frage kommen, da einige Arten eine Infektion überleben), beginnt es, sich in rasender Geschwindigkeit zu vervielfältigen. Der Virus dringt durch ein spezielles Protein in die innerste Zellwandschicht, die die Blutgefäße auskleiden, ein und beginnt dort, Viruskristalle auszubilden, bis die Zelle vollkommen von ihnen ausgefüllt ist und die Zellmembran gesprengt wird. Dann platzt das Virus daraus hervor und sucht sich neue Opfer. Diese unfassbar schnelle exponentielle Replikation überwältigt das Immunsystem, da Ebola perfiderweise auch die Immunzellen selbst befällt und so den Körper von innen nach außen zerstört. Kleine Blutgerinnsel bilden sich und lagern sich an den Wänden der Blutgefäße ab, bis diese verstopft sind. Totes Gewebe sammelt sich so im ganzen Körper, bis der Blutfluss in diesen Bereichen zum Erliegen kommt und die betroffenen Stellen absterben. Der Körper stirbt also vor einem selber. Da der ganze Körper betroffen ist, machen bald Leber und Nieren schlapp. Die Gerinnungsstoffe sind schnell aufgebraucht und innere Blutungen und Schlaganfälle die Folge. Das Blut sprudelt dann aus jeder erdenklichen Öffnung. Die Erkrankten kotzen schmierigen, schwarze Schleim, während sie ihren eigenen Darm ausscheiden. Das Herz blutet in sich selbst hinein, Augäpfel füllen sich mit Blut, die Haut der Zunge löst sich. Doch am Ende verblutet man nicht, da ja bereits alle Gerinnungsfaktoren verbraucht wurden, sondern stirbt an multiplem Organversagen, da Organe und Gehirn nicht mehr genug Sauerstoff bekommen. Ebola ist, wie an einem Albtraum zu sterben, und in den vergangenen zehn Jahren ist Ebola nirgendwo so häufig aufgetreten wie in Uganda. Warum das so ist, weiß bisher niemand. Auch Experten vom ugandischen Roten Kreuz, wie Bildard Bagume, wissen nicht, wie es weitergehen wird: „Es gibt zwei mögliche Szenarien: Entweder die Zahl der Infizierten nimmt zu, weil die Betroffenen in Kontakt mit anderen Menschen kommen und diese anstecken. Oder die Zahl der Infizierten bleibt stabil.“ Doch zumindest Virologe Stephan Günther vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin hält eine Verschlechterung der Lage für eher unwahrscheinlich: „Ebola tötet zu schnell, um viele anzustecken“.