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Popkultur

Der Mann in der Büchse

Was ist los mit 'Iron Man 3'?

Robert Downey Junior entwickelt sich mit seinen Marvel-Verträgen immer mehr zur lebensechten Kopie der Filmrolle, Milliardär Tony Stark. Ich beziehe das auf Downeys Privatvermögen, das er mit den Comic-Verfilmungen vervielfacht wie Jesus seine Brotzeit.

Der Ex-Junkie zockt ganz Hollywood ab und wir schauen begeistert zu. Wir kriegen auch nichts ab oder haben etwas davon, nur den neuesten Iron Man Teil. Der ist letztlich mehr ein sinnfrei inszenierter und anschaulich gemachter Prozess des Junior-Geldverdienens — mit Special Effects. Außerdem läuft nächste Woche eine feine Programmschiene im Filmmuseum.

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You're a mechanic, aren't you? Go build something.

Shane Black hat bisher "nur" die Lethal Weapon Teile geschrieben, Last Action Hero und als Filmemacher den holprigen aber irgendwie unterhaltsamen Kiss Kiss Bang Bang abgeliefert. Sein Iron man 3 fühlt sich deshalb mehr an wie eine Buddy-Action-Komödie und ein überstilistisches Autorenprodukt, anders als die oft schwächelnden Comic-Verfilmungen unserer Tage. Der "Man in a Can" liefert dieses Mal ziemlich lustige, beinahe Judd-Apatow-artige Dialoge und plumpe, sehr selbstzufriedene Situationskomik.

Stark und Rhodes ersetzen Ricks und Murtaugh aus Lethal Weapon, maulen lieber lässige Sprüche während die verrückten Roboteranzüge des reichen Playboys plötzlich nur noch zweite Geige spielen. Sie werden viel mehr ein effekthaschender Verschleiß-Gag als beeindruckende "könnte funktionieren"-Technik. Dass das viele Fans ankotzt ist verständlich. Zuviele Freiheiten mit dem Source-Material sind den Comicanbetern oft ein Dorn im Auge, wenn das geliebte Medium in Filmen letztlich zu wenig Respekt erfährt. Aber echt jetzt: Get over it! Iron Man 3 nutzt die Comics nur vage als Vorlage und als Ausrede für Action-Ästethik. Das war doch vor nicht so langer Zeit gang und gäbe (Siehe Catwoman oder die X-Men-Desaster Anfang 2000).

Shane Black sagte sich einfach: "Was soll das? Nehmen wir die Heftchen mal nicht so ernst. In meinen Zeiten mit Mel Gibson haben wir Comic-Leser verhauen!" Ich finde den Zugang eigentlich ganz witzig, weil es diesem mittlerweile komplett vermarkteten Teil der Nerdkultur uninteressiert den Mittelfinger zeigt.

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Anstatt dem zeitraubenden Suit-Up wird uns jetzt eine ausgiebige, schon beinahe schwer verdauliche Portion purer Robert-Downey-Junior-Crazyness hingeknallt und Tony Stark, als oberflächlich tiefenpsychologisierte Figur, wird bis zum Letzten ausgelöffelt. Der hat nämlich Panikattacken, als er mit Unlust realisiert, dass in einer Welt voll mit Wikinger-Götter und interdimensionaler Aliens, er einfach nur ein Dude in einer Blechbüchse ist. Das finde ich eigentlich einen ganz schönen Touch, aber trotzdem hat sich die Stark-Rolle relativ wenig der ursprünglichen Anziehung erhalten und in Blödeleien verloren.

Ben Kingsley hat als Marvel-Bösewicht alter Schule bereits im Vorfeld mächtig große Erwartungen ausgelöst und ich kann euch versprechen, wie und zu was sich sein Character entwickelt, kommt völlig aus dem Hinterhalt, sodass man nichts anderes tun kann als lachen — obwohl man das vielleicht gar nicht freiwillig macht.

Pepper Potts ist mir dieses Mal zu weird und gefiel mir im ersten Teil viel besser. Gwyneth hat so einen Fitnesstrainerinnen-Vibe in Iron Man 3. Und der Achziger-Neunziger-Stil-Reigen von Shane Black geht auch unvermittelt weiter mit dem Auftritt eines kleinen Jungen des US-Mittelwesten, der sich mit Tony Stark im creepy Werkzeugschuppen anfreundet. Diese Beziehung bringt auch wieder nur Situationskomik und keine erhoffte Terroristenhatz.

Obwohl das infantile Duo eigentlich sehr gut funktioniert, um ehrlich zu sein. Außerdem ist es die freche Unschuld der kleinen Rotznase, die es dann schafft, die Action des dritten Akts zu kickstarten: Leider läuft der Film zu diesem Zeitpunkt schon etwas zu lange. Was folgt ist ein Chaos-Finale, dass mich kalt lässt. Die Metapher ist deshalb so lustig, weil die Bösen des Films sich ganz heiß machen können. Lava-Arsch Guy Pearce spielt gut, aber ich mag sein Kinn einfach nicht.

Dieser Herr, den ich aus purer Kreativität einfach einmal Anton Stark nennen werde, zeigte bei der Premiere im Haydn überzeugtes Fandom und sein leuchtendes elektromagnetisches Herzstück. Im Ohr hatte er ein Flinserl in Form einer Smiley-Ecstasy-Pille. Wir applaudieren immer noch — also ihm, nicht dem Film. Iron Man 3 ist letztlich relativ unnötig, liefert aber genug coole Momente, dass man ihn dann doch nicht mit hinters Haus nimmt um ihm den Gnadenschuss zu geben. Anschauen, heimgehen, nichts fühlen …

Josef auf Twitter: @theZeffo