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​Thomas Brezina ist der beste Mensch der Welt

Das einzige, das noch besser ist als Thomas Brezina selbst, ist seine Facebook-Page.

Screenshot via Facebook

Dass Thomas Brezina ein wunderbarer Mensch ist, dem nicht nur Stefanie Sargnagel restlos (und völlig zu Recht) verfallen ist, zählt in Österreich ohnehin zum Allgemeinwissen. Ich habe ihn als Kind bedingungslos geliebt, seine Bücher verschlungen wie sonst nur die Pommes bei McDonald's, die mir meine Mutter damals einmal im Monat erlaubt hat und wie wahrscheinlich jeder andere Schüler dieses Landes einmal ein Referat über ihn gehalten, auf das ich überdurchschnittlich stolz war.

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Ein Referat über Thomas Brezina war früher das, was heute Michael Kors-Taschen und Uggs sind: So basic, dass es an Basicness nicht mehr zu übertreffen war. Ich war in der zweiten Klasse Gymnasium also der Inbegriff einer Basic Bitch und habe dafür auch noch einen Einser bekommen. Aber wie hätte man diesem ewig grinsenden Quell wunderbarer Geschichten auch entkommen sollen? Wer sich Thomas Brezina damals nicht als Vater oder zumindest als netten Patenonkel gewünscht hat, der lügt.

Thomas Brezina haben wir Tom Turbo, dessen violetten Antagonisten Fritz Fantom, die Knickerbocker Bande und so unendlich viele andere schöne Dinge zu verdanken, dass man ihm jeden Licht ins Dunkel-Auftritt im Wimpernschlag eines Superfahrrads verzeiht—was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum sich so ziemlich jeder auf ihn einigen kann. Manchen (schlechten Menschen) mag er egal sein, aber hassen kann man ihn mit Sicherheit nicht.

Eigentlich reicht das alles schon, um ihn semi-offiziell zum besten Menschen der Welt zu ernennen und damit auch noch Recht zu haben. Aber Brezina wäre nicht der oberste Märchenonkel, wenn er sich mit dem Besten zufrieden geben würde. Deshalb gibt es als erzählerisches Easter-Egg für alle Hardcore-Fans jetzt auch noch ein erweitertes Brezinaversum in der Form seiner Facebook-Page, die dem Ganzen die Krone aufsetzt. Wenn ihr mal wieder traurig und gebrochen vor all dem Unrecht dieser grausamen Welt seid, schaut euch Thoma Brezinas Page an und aus eurem Down wird ganz schnell ein ganz hohes natürliches High. Glaubt mir, es funktioniert.

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Auf seiner Page erklärt Thomas Brezina uns Fans in gewohnter Religionslehrer-Manier die Welt und teilt ganz tolle „Abenteuer" aus seinem Leben mit uns. Am 27. Jänner sind ihm zum Beispiel auf einem Spaziergang ein paar besonders berichtenswerte Sachen passiert: Er hat eine Wiese mit Blumen gesehen. Ein solches Erlebnis ist Thomas gleich zwei Postings wert, inklusive einem Video, in dem er uns eröffnet, dass er eine neue Blumenart entdeckt habe, nämlich den Jännerbecher: „Ich weiß, diese Blume heißt normalerweise Mär-zen-becher, aber jetzt ist Jänner und hier in London blühen bereits die Märzenbecher. Jännerbecher, Januarbecher. Viel Spaß euch!"

Dabei spricht Thomas Brezina so deutlich, wie ein Mensch nur sprechen kann. Die Jahre als Moderator haben sich sichtlich ausgezahlt—und auch die intensive Beschäftigung mit Detektivgeschichten hat seine Aufdeckerfähigkeiten geschärft. Thomas ist nämlich selbst ein abenteuerlicher Jung-Detektiv, denn wie sonst hätte er wohl den Januar-/Jännerbecher in London gefunden? Das zweite Posting ist ein Foto von einer Primel in seinem Garten mit dem Text: „Sieht vielleicht nicht spektakulär aus, ist es aber für mich (…)" I feel you, Thomas. Wer Primeln nicht super findet, quält bestimmt auch Babykätzchen.

Eigentlich sollte man meinen, dass jemandem, der in seinem Leben über 500 (!!) Bücher geschrieben hat, aus denen sowohl Serien, als auch Filme und Musicals gemacht wurden, die erste Primel in seinem Garten herzlich egal sein kann. Aber nicht so unserem Thomas. Thomas freut sich eben über die kleinen Dinge des Lebens. So macht man das, wenn man der beste Mensch der Welt ist.

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Scrollt man ein bisschen weiter, findet man außerdem ein Video, in dem er seine Begegnung mit einem Elefanten in London beschreibt. Vor allem dieser Beitrag wirft bei mir wichtige Fragen auf: Weiß Thomas Brezina, dass auf Facebook in der Regel keine kleinen Kinder, sondern Erwachsene oder Jugendliche unterwegs sind? Und weiß er überhaupt, dass er selbst erwachsen ist?

Manchmal stelle ich mir vor, wie Thomas Brezina in seinem Wiener Feng Shui-Haus sitzt, Sushi isst (sein Lieblingsessen) und sich überlegt, welche wilden Abenteuer er wohl morgen erleben wird. Plötzlich denkt er dabei an Monster, kleine Dinosaurier oder Hexenzirkel bestehend aus 10-jährigen Mädchen und schreibt aus Versehen ein Buch, das anschließend verfilmt wird. Ich stelle mir vor, wie er sich den ganzen Tag knifflige Rätsel ausdenkt und sich dabei selbst total verrückt findet—so verrückt, dass er gleich mal ein Video darüber auf Facebook posten muss.

Je länger ich mich in seine Facebook-Videos einarbeite, umso mehr überkommt mich dann doch ein etwas seltsames Gefühl, das ich zuletzt beim Ansehen von Michael Jackson-Interviews hatte. Thomas Brezina wirkt, als wäre er auf eine gruselige Art Kind geblieben. Ein kleines Kind, das seine Lebensqualität an der Anzahl der Abenteuer misst, die er erlebt—und für den Abenteuer tatsächlich noch genau dieselbe Definition haben wie damals im Kindergarten-Duden.

Ich für meinen Teil erlebe es nur selten, dass ich ein Moor-Monster überführen oder auf dem Nachhauseweg durch Wien irgendwelche wilden Verbrecher fangen muss. Vielleicht muss man einfach selbst bis zu einem gewissen Grad ein Kind sein, um haufenweise Geschichten über kleine süße Dinosaurier und Geheimdienst-Hunde schreiben zu können.

Vielleicht ist das auch wirklich erstrebenswert, weil man als Thomas Brezina auf diese Art zumindest auch innerlich so jung bleibt, wie man es äußerlich (aus völlig unerfindlichen Gründen) sowieso immer geblieben ist. Vielleicht wirkt das alles auch nur für diese kurze Phase zwischen seinen 30ern und seinen 50ern komisch, weil man danach von ganz alleine wieder infantil wird und als Märchenonkel nicht mehr auffällt. Und vielleicht ist Thomas Brezina alleine dafür die coolste Socke, dass er in genau diesem Lebensabschnitt komplett darauf verzichtet, als cool (oder erwachsen oder sexuell aktiv) wahrgenommen zu werden.

Aber auch, wenn der gute Thomas manchmal etwas creepy wirkt, entschuldigt sein Dienst an der Menschheit jedes absurde Facebook-Video (übrigens als Vorglüh-Unterhaltung sehr zu empfehlen) und jedes „Ich wünsche euch ganz viele Abenteuer". Bleib auf der Spur, Thomas.

Erzählt Verena eure wildesten Abenteuer auf Twitter: @verenabgnr