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Das sind die Österreicher, die sich über Trumps Wahlsieg freuen

Außerhalb der eigenen geschockten Filterblase gibt es auch hierzulande Trump-Befürworter.
Grafik via VICE Media | Public Domain

Es ist immer noch surreal, überall die Nachrichten und Kommentare zu Donald Trumps Wahlsieg in den USA zu lesen, weil man dadurch immer wieder daran erinnert wird, dass das hier gerade wirklich passiert. Und ja, das hier passiert gerade wirklich.

Das scheint allgemeiner Konsens zu sein. Unser Christoph Schattleitner schreibt: "Jeder, der etwas auf die zivilisatorischen Errungenschaften der vergangenen 70 Jahre hält, ist geschockt." Und während hierzulande Heinz-Christian Strache zu den Gratulanten zählt, titeln die deutschen Kollegen von ze.tt: "Reaktionen auf Trumps Wahlsieg: Le Pen und Putin feiern, der Rest weint". Und genau so fühlt es sich auch an—als würde der Rest weinen. Überall. Alle sind frustriert, haben Angst. Sogar unsere Mamas schicken uns Poop-Emojis.

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Aber wenn Donald Trump in den USA so viele Menschen für sich begeistern konnte, muss es dann nicht auch hierzulande Leute geben, die die Vorstellung von einem lebenden Meme im Weißen Haus sehr begrüßen? Sind alle Hofer-Wähler automatisch Trump-Fans? Wäre das nicht irgendwie zu einfach? Ist der weinende Rest nur meine eigene Filterblase? Wo sind die Österreicher, die nicht schockiert, sondern hocherfreut über Trumps Triumph sind?

Die Antwort: In unserer Kommentarspalte. "Endlich wieder gute Nachrichten", "Fuck yeah", hoffnungsvolle Fragen nach der aktuellen Suizidrate innerhalb unserer Redaktion—all das liest man derzeit unter österreichischen VICE-Postings, wenn auch nur vereinzelt. "Ich weiß nicht warum, aber jemand, der die Kunst beherrscht, 'Falsch' oder 'Nein' zu sagen, imponiert mir", antwortet ein User, auf unsere Nachfrage hin, woher die Begeisterung käme. Trump sei zwar kein Unschuldslamm, letztendlich aber die bessere Lösung—auch für Österreich. Vor allem deshalb, weil er TTIP ablehnt.

In FPÖ-Wahlkreisen hingegen gibt man sich zu einem deutlich mehrheitlichen Teil erleichtert; viele schöpfen aus Trumps Sieg Hoffnung für den Ausgang der österreichischen Bundespräsidentenwahl, die uns immer noch bevorsteht.

Überraschend ist das nicht. Aber ist es wirklich so abwegig, anzunehmen, dass auch ein FPÖ-Unterstützer zumindest ein kleines bisschen erstaunt über dieses Ergebnis sein könnte? Nein. Auch unter treuen Strache-Fans gibt es Menschen, die Donald Trump das Prädikat "unwählbar" attestieren. "Herr Strache, es tut mir wirklich leid, das zu sagen, da ich im Normalfall sehr viel von Ihnen halte, aber ein Donald Trump darf kein Präsident sein.", schreibt ein User.

"Das Volk hat gewonnen, nicht die Elite", kommentiert ein anderer FPÖ-Unterstützer. Abgesehen davon, dass Donald Trump quasi die personifizierte Elite darstellt: Nicht die Armen haben ihn gewählt. Nicht die weniger Gebildeten haben ihn gewählt. Die Stimmen der Minderheiten gingen an Clinton—die "Kandidatin der Elite", deren vermeintlichen Zusammenbruch die österreichischen Trump-Gratulanten gerade bejubeln.

Letztendlich müssen wir einsehen, dass die ganze Welt wohl nicht so sehr unter Schock steht, wie das viele Headlines vom 9. November 2016 vermuten lassen würden. Unter Schock steht vielmehr ein Teil. Ein anderer Teil findet das, was da gerade passiert—und das passiert da gerade wirklich—ziemlich, ziemlich großartig.

Franz auf Twitter: @FranzLicht