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Unterwegs in den Wohnungen englischer Junggesellinnen

Sind die Wohnungen von Junggesellinnen sauberer als die von ihren männlichen Pendants? Finden wir es raus.

Wir haben jetzt schon einige Wohnungsbesuche bei allen möglichen Menschen in allen mögliche Ländern hinter uns. Meistens war das Ganze ziemlich eklig und man könnte meinen, den perfekten Nährboden für die Keime gefunden zu haben, die für die nächste weltweite Gesundheitskrise verantwortlich sein werden.

Dieses Mal waren wir bei englischen Junggesellinnen, haben ihre Wohnungen fotografiert und sie ein bisschen ausgefragt.

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CHARLEY, 29

VICE: Warum ist es hier so aufgeräumt? Hast du alles unter der Bettdecke versteckt?
Charley: Das Bett ist ziemlich hoch und dadurch habe ich viel Stauraum. Mehr werde ich dazu nicht sagen.

In deinem Zimmer sind auch viele Pflanzen und ein Haufen Kissen zu finden.
Nun ja, hier gibt es keinen Garten, deswegen habe ich die ganzen Pflanzen in mein Zimmer gestellt. Mein Schreibtisch musste dem Grünzeug weichen, was doch eine total verantwortungsvolle Entscheidung ist. Was die Kissen anbelangt: Das liegt wohl daran, dass ich dieses Jahr 30 werde und in einer WG lebe—da ist eine Existenzkrise vorprogrammiert. Wie könnte ich also besser zeigen, dass ich eine verantwortungsbewusste Erwachsene bin, als mir tonnenweise Kissen anzuschaffen? Ein Teenager würde doch niemals so viel Geld für so etwas ausgeben, oder? Durch mein Interesse an für Mütter gedachte Haushaltswaren will ich beweisen, dass ich erwachsen bin.

Man ist also erwachsen, wenn man sich ein paar Blumen und Kissen zulegt?
So läuft das doch, oder?

Die ganze Bude macht einen ziemlich ordentlichen Eindruck. Habe ich da einfach nur einen guten Tag erwischt oder ist das der Normalzustand?
Eigentlich ist es hier immer recht sauber. Meine zwei Mitbewohner sind sehr ordentlich, da habe ich echt Glück gehabt. Ich würde allerdings hier eher von ordentlich als von sauber sprechen, denn manchmal lassen wir auch das Abspülen links liegen.

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Ihr befindet euch hier in einer ziemlich belebten Gegend, oder?
Direkt zwischen den Clubs Dragon Bar und Cargo—die zwei beschissensten Orte der Welt. Es ist zwar unglaublich laut, aber ich bin auch unglaublich gut im Schlafen, deswegen ist das schon OK. Allerdings pissen die Leute ständig an unsere Haustür, weil die direkt gegenüber vom Cargo liegt, und die Pisse läuft dann unter der Tür durch. Ich lasse das Ganze gerade irgendwie richtig eklig rüberkommen, oder? So nach dem Motto „Hey, häng in meiner Bude rum—hier findest du die Pisse fremder Menschen und ich habe zwar viele Kissen, aber dafür keinen festen Freund."

PAT, 28

VICE: Das ist jetzt schon das dritte ordentliche Schlafzimmer.
Pat: Keine Ahnung, das ist bei mir immer unterschiedlich. Ich finde es aber besser, wenn hier Ordnung herrscht. Deswegen mache ich hier richtig sauber, so bleibt es dann für ein paar Tage und anschließend folgt die Unordnung.

Was hat es mit diesem komischen Kopf auf sich?
Dabei handelt es sich anscheinend um Rodney Trotter aus der Sitcom Only Fools and Horses. Gefunden habe ich ihn vor einer Kirche in Greenwich. Ich glaube, einer der Antiquitätenläden hatte Ausverkauf und der Typ meinte dann zu mir, dass das eine Wachsfigur von Rodney Trotter sei.

Alles klar. Wie oft putzt du deine Wohnung?
Ich versuche, jede Woche einmal einen Großputz zu machen. Dabei kommt es allerdings wirklich darauf an, wie beschäftigt ich bin, denn ich arbeite richtig viel. Ich habe auch schon mal wochenlang nichts gemacht und dann sah es hier aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

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Wie oft wechselst du deinen Bettbezug?
Alle paar Wochen. Machen das Erwachsene so?

Das musst du mir sagen.
Ja, ich wechsle ihn alle paar Wochen im Zuge des Großputzes.

Erzähl mir doch ein bisschen was über das Morrissey-Kissen.
Ich bin fast ein wenig besessen von Morrissey. Vor ein paar Wochen war ich auf einem Konzert und dort gab es dann das Kissen. Ich fand das so lächerlich und konnte kaum glauben, dass so etwas wirklich als offizielles Merchandise verkauft wird. Gegen Ende des Abends hatte ich dann aber schon gut einen sitzen und entschied mich dazu, eben genau dieses Kissen zu kaufen—egal wie viel es kosten würde. Den genauen Preis weiß ich gar nicht mehr.

Glaubst du, du wurdest über den Tisch gezogen?
Gut möglich. Aber ich schlafe jetzt auch jede Nacht mit Morrissey in einem Bett.

ALICE, 21

VICE: Enttäuschenderweise ist auch deine Wohnung quasi makellos. Gibt es zwischen dir und deinen Mitbewohnern auch mal Streit bezüglich der Ordentlichkeit?
Alice: Jeder trägt hier seinen Teil bei, also hat es auch noch nie Auseinandersetzungen gegeben. Einen Putzplan gibt es hier ebenfalls nicht. Letztes Jahr habe ich für meine alten Mitbewohner einen Putzplan erstellt und sie haben mich dafür gehasst. Die waren so faul. Das Zusammenleben mit Jungs war richtig chaotisch—Schimmel so weit das Auge reichte.

Nie gab es Teller, weil sie immer dreckig waren?
Es gab wirklich nie Teller. Und das bei sieben anderen Leuten. Absolut schrecklich.

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Wie oft wechselst du deinen Bettbezug?
Meine Mutter wird das jetzt nicht gerne hören, aber ich versuche, ihn zweimal pro Monat zu wechseln. Realistischer ist allerdings eher so einmal pro Monat.

Das ist doch gar nicht so schlimm. Einer der Typen, mit denen wir gesprochen haben, ist sogar mal fünf Monate komplett ohne Bettbezug ausgekommen. Er hat einfach nur auf einem Teppich im Leopardenmuster gepennt. Wie sieht es mit Unterwäsche aus? Wie viele Tage sind da das Maximum?
Mit Unterwäsche sieht es bei mir immer ganz gut aus. Ich musste noch nie irgendetwas auf links drehen oder so.

Und bei T-Shirts?
T-Shirt halten sich ziemlich lange. Man muss sein T-Shirt jetzt nicht nach jedem Tragen direkt waschen. Dazu hätte ich auch gar keine Zeit. Ich trage es einfach so lange, bis es irgendwann in der dreckigen Wäsche landet, wo es dann noch ein paar Monate liegen bleibt und schließlich nie gewaschen wird.

Vielen Dank, Alice.

TABITHA, 29

VICE: Wie halten es du und deine Mitbewohner mit der Sauberkeit? Habt ihr einen Putzplan?
Tabitha: Wir hatten sogar wirklich mal einen, aber das hat dann nicht funktioniert. Jetzt haben wir uns eine Putzkraft angeschafft und im eigenen Zimmer sorgt jeder selbst für Ordnung.

Wie oft wechselst du deinen Bettbezug?
Ich versuche wirklich, das alle zwei Wochen zu machen und dabei nicht zu schummeln. Einmal pro Woche wäre ein bisschen übertrieben. Manchmal schiebe ich das Ganze aber auch vor mir her, wenn ich zum Beispiel faul bin oder viel arbeiten muss.

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Sehr gut.
Ich mag es, wenn hier Ordnung herrscht, denn dann fühle ich mich selbst auch ordentlicher. Wenn es hier längere Zeit chaotisch zugeht, dann wird es richtig stressig. Es gefällt mir gar nicht, wenn ich nach Hause komme und es hier dann unordentlich aussieht. Mit 29 habe ich jetzt endlich damit angefangen, jeden Tag mein Bett zu machen. Wer hätte gedacht, dass das so toll sein könnte und man sich dadurch so großartig fühlt? Ich komme mir jetzt richtig erwachsen vor. Dazu habe ich jetzt noch Kissen—dekorative Kissen!

Irgendwo muss es hier doch auch Dreck geben. Wie sieht das Ganze auf Festivals aus? Wie lange würdest du es dort ohne Dusche und ohne Kleidungswechsel aushalten?
Ich nehme immer genügend Unterhosen und Socken mit, um nicht zu stinken. Das Duschen ist mir eigentlich relativ egal. Ich meine, ich hätte jetzt auch nichts dagegen, aber saubere Klamotten sind mir doch wichtiger. Saubere Klamotten, saubere Socken, saubere Unterwäsche—das sind die Dinge, die zählen. Die Klamotten können meinetwegen auch ein bisschen verdreckt daherkommen, aber die Unterwäsche muss sauber sein, denn da kann es richtig schnell eklig werden.

Danke, Tabitha.

BO, 20

VICE: Vor Kurzem haben wir uns in ein paar Junggessellenwohnungen umgesehen und die meisten waren richtige Müllhalden. Das kann man über deine Wohnung nicht sagen. Glaubst du, dass die meisten Frauen deine Einstellung im Bezug auf Sauberkeit teilen?
Bo: Ich würde schon sagen, dass die meisten Mädels so drauf sind, aber ich bin im Allgemeinen ein ordentlicher Mensch und es gibt natürlich auch Frauen, die richtig eklig sind. Im zweiten Studienjahr habe ich mal eine Mitbewohnerin gehabt, die sich dann irgendwann eine Krankheit eingefangen hat, weil sie einfach nicht aufräumen wollte.

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Was hältst du von unordentlichen Menschen?
Unordentliche Menschen? Man muss hier definitiv zwischen Unordentlichkeit und Unreinheit unterscheiden. Unordentlichkeit finde ich nicht schlimm. Sauberkeit ist allerdings ein Muss.

Wo würdest du dich da einordnen?
Ich würde mich schon als chaotisch bezeichnen, denn ich halte mich zwar für einen sauberen, aber eben auch für einen unordentlichen Menschen. Ich bin jedoch lieber unordentlich als unsauber, denn das geht mal gar nicht klar.

Wie lange kann man Unterwäsche maximal tragen?
Letztes Jahr habe ich auf verschiedenen Festivals gearbeitet und war deswegen dann auch mal zweieinhalb Wochen am Stück nicht zu Hause. Irgendwann kam schließlich der Punkt, an dem ich mir dachte: „Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll—ich bin hier am Arsch der Welt." Da musste ich meine Unterwäsche vier Tage hintereinander tragen.

Danke dir, Bo.

Weitere Fotos von Carl Wilson findest du auf seiner Website.