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Popkultur

Leg dich niemals mit einer Dreijährigen an

Der Film 'Jagten' (Die Jagd) macht mir Angst vor der Menschheit ... und dem Kindergarten.

John Belushi starb übrigens 1982 im Alter von 33 in Los Angeles mit einem Hero/Koksball in der Nase. Ähnlich schaurig betäubt - wie ich gerade auf meiner Bunkercouch - mussten auch Robert Deniro und Robin Williams gewesen sein, zwei enge Freunde des agil-dicken Blues Brothers, nachdem sie von Johns SNL-Tod hörten. In der selben Nacht hatten sie noch alle zusammen Party gemacht.

Der Grund warum ich so aufgelöste Gedanken habe, ist der Film Jagten (Die Jagd) von Thomas Vinterberg. Der hat uns auch schon mit Festen (Das Fest) alle sauren Untiefen der menschlichen Rasse in die Augen gerieben und kommt auch hier nicht los von Themen wie Kindesmissbrauch oder vom sich-im-familiären-Umfeld-in-Goschn-hauen. Jagten ist gerade in unseren schönen österreichischen Kinos angelaufen und das schrecklichste Anschuldigungs-Drama meines Lebens. Fatal Attraction ist im Vergleich dagegen Roger Rabbit.

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Wegen Klaras vergebener Liebesmüh - der erste kleine Crush auf Kindergartenonkel Lucas - erzählt die kleine 3-jährige Maus (aus unheimlicher und sehr erwachsen-weiblicher Rachsucht), dass jener gute Freund der Familie und Being-really-good-with-kids-Nice-Guy ihr seinen Penis gezeigt hat. Traurig, dass so eine elende, aber eben auch unschuldige Kindergeschichte zum kompletten Desaster für Lucas wird. Keiner glaubt an seine Unschuld, und schon ist er der Kinderficker.

Man muss jetzt auch nicht im Affekt alle Minderjährigen als kleine dreckige Lügner beschimpfen und in den Kasten sperren, aber verstehen: Irgendetwas läuft hier falsch. Denn das ist keine unrealistische Prämisse, sondern so verdammt gut möglich, dass es mir vor der modernen Menschheit graust. Und - noch schlimmer - die brutale Reaktion der Stadt, der Fleischer, der besten Freunde und Kindergartentanten ist natürlich auch vollkommen nachvollziehbar.

Wie gestört ist unsere Welt geworden. Sind sie denn wirklich überall diese kranken Schweine, die es auf Kinder abgesehen haben, und werden sie tatsächlich mehr? Oder hört man nur mehr davon, sind wir alle medienpanisch und oversexed, dass wir in unserer Paranoia überall den schwarzen Mann sehen? Irgendwie tun mir nach dem Film jetzt sogar die unschuldigen (wird es wohl auch vielleicht geben) katholischen Pfarrer ein bisschen Leid, die auf der Straße angespuckt werden, wegen Scheiße, die ein anderer gebaut hat.

Also, haltet euch von Kinderspielplätzen fern, geht nie zum Elternabend und Pädagogikstudium sofort beenden. Ansonsten droht euch das selbe wie Lucas, und dann kommt der ewigwährende, unanfechtbare Blick all eurer Mitmenschen, der angeekelt flüstert: "Und was, wenn er es doch getan hat?" Jagten ist auch dahingehend rigoros, weil man einfach einen Twist herbeiahnt und er vielleicht tatsächlich die kranke Drecksau ist. Höllisch guter Film, vielleicht kein Date-Movie, aber wer braucht das schon.

Josef auf Twitter: @theZeffo