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Popkultur

'Das Werwolfspiel' ist ein heimischer Witz—shoot it!

'Star Trek into Darkness' will sich mit den Fans versöhnen, 'Stoker' ist eine koreanisch-amerikanische Union vom Feinsten.

J.J. Abrams hat sich mit den ganzen -Franchises ganz schön was aufgehalst. Wenn jetzt auch noch dazu kommt, kann sich der Serien-Prophet bald ins All schießen lassen — entweder aus Verzweiflung und Leistungsdruck oder weil er einfach genug Geld gemacht hat für so einen Wochenendausflug. Der zweite Teil der neuen Enterprise-Saga ist jetzt da und keiner weiß so recht was man davon halten soll. Auch wenn man nicht umhin kommt die alte Sternenerkunder-Show irgendwie gern zu haben (oder einfach jemand ist, der ).

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Star

Stargate

Star Wars immer schon scheiße fand

Aber wusstet ihr eigentlich schon, dass der Vulkanier-Gruß von Leonard "Mr Spock" Nimoy selbst erfunden wurde und auf einem Kohanim-Handsegen orthodox-jüdischer Priester basiert?

Außerdem war in der alten Star Trek Serie ein weiblicher erster Offizier geplant gewesen anstatt dem Spitzohr, aber das war dem Vorstand des Senders dann doch zu unglaubwürdig. Nur weil Star Trek die Zukunft darstellen sollte, müssen Frauen doch nicht gleich in kommandierenden Funktionen agieren. Very 60ies, very Mad Men. Die sexuelle Spannung zwischen Kapitän und der Nummer 1 ist aber geblieben, wie die Kirk/Spock Bewegung offensichtlich macht. Interessant ist auch, dass der Spruch "To boldly go where no man has gone before" fast eins zu eins aus einer 1957er Weltraumfahrtsbroschüre des Weißen Haus entnommen wurde. Eines der berühmtesten Beispiele für einen geteilten Infinitiv und grammatisch komplett falsch.

Uhura ist angepisst

Vorab sage ich einfach einmal, dass mir Star Trek into Darkness sicherlich besser gefällt als der erste Teil von dem USS NC-1701 Reboot. Uhura ist ziemlich böse mit ihrem Vulcan-Lover Spock, da der sich ständig für irgendetwas opfern will. Dieser logische Altruismus ist Gift für die spezienübergreifende Beziehung. Kirk als Player ist die Spannung zwischen den beiden eher unangenehm. Aber zum Glück, kommt ein genetisch aufgeblasener Typ — der uns sehr schnell und sehr stark an jemanden der klassischen Fies-Charaktere erinnert — sprengt London nieder und die Enterprise geht auf Terroristenjagd. Der Böse ist Sherlock aus Sherlock, Benedict Cumberbatch, der auch hier hervorragend den intellektuell-über-allem-Stehenden spielt.

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Die Illusion von Spannung bei into Darkness besteht auf alle Fälle und die Neuinterpretationen der ursprünglichen Besatzung sind sehr gelungen, dialogtechnisch unterhaltsam und mit vielen rückgreifenden Zitaten. Nicht nur Sprüche sondern auch Handlungsstränge aus den alten Verfilmungen wiederholen sich und schreien förmlich: Kennt ihr das noch?! Aber interessieren uns diese halboriginellen Streicheleinheiten für die alt eingesessenen Fans, die man nicht herausfordern möchte, gerade wenn im ersten Teil so auf eine neue Timeline gepocht wurde. Alles wird neu und spannend, und dann kommt doch nur der alte Kaffeesatz aus Shatner-Zeiten.

Wrath of Khan wird referenziert, aber dann auch doch irgendwie nicht. Gut, natürlich ist die fein geschliffene, blendende Raumschiff- und Alien-Inszenierung saugeil gelungen und das Skript hält auch jedem Angriff stand. Lassen wir den armen Film einfach einmal so stehen. Gags bezüglich der Rothemden, die immer sterben müssen wie die Schwarzen in gewissen Horror-Genres, sind auch eingestreut. Tatsächlich waren in der Originalserie 73% aller Todesopfer mit solchen roten Hackler-Shirts bekleidet.

Noch was zur Garderobe der Weltraumdemokraten: Dass die Star Trek Produktionen von J.J. Abrams das Ausleben seiner persönlichen Star Wars Superfan-Obsessionen ist, hat er schon des Öfteren gestanden. Ist es also Zufall, dass die Uniformen der Sternenflotte große Ähnlichkeit mit den grauen Roben der naziesquen Imperium-Generäle haben? Do I smell a Crossover, ich hoffe nicht. Obwohl eine Richtung für die neue sexy Slave-Leia hat er schon gefunden!

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Onkel Charlie macht mir Sorgen

Als Alice im Wunderland (der Augenkrebs von Tim Burton) war mir Mia Wasikowska nicht annähernd so sympathisch wie in Stoker. Sie ist die nächste Clair Danes, sage ich euch. Ich will, dass sich jeder diesen neuen Chan-wook Park Film anschaut und mit mir darüber streitet, ob der nun mies ist oder ein verdammtes Meisterwerk. Genau, das ist der Typ, der für Thirst, I'm a Cyborg, But that's OK und Old Boy beziehungsweise für die ganze Vengeance-Triologie verantwortlich ist.

Der Übergang von asiatischen Regisseuren ins heilige Hollywood ist immer ein Drahtseilakt, der oft beschissen ausgeht. Aber bei Stoker, der ersten Ami-Produktion von Park, war ich echt beeindruckt. Ein Holocaust der Sinne. Das Bild knuspert mit Farben und man bekommt Phantomschmerzen an den Füßen, wenn Blasen aufgestochen werden. Wir schmecken den Wein, dessen Trinkgeräusch fast übersteuert in den Kinolautsprechern donnert.

Man riecht, fühlt und schmeckt wirklich alles, und manchmal möchte man das vielleicht gar nicht. Nach dem Tod des Vaters der Familie Stoker, taucht plötzlich der schleimige Onkel Charles auf und baut eine etwas zu liebenswert-inzestuöse Beziehung mit der Nichte auf, der Mia Wasikowska Figur.

Man kann sie schon hören, die Hater, wie sie schimpfen, und Stoker ein selbstverliebtes Pseudokunst-Gebläse mit hübschen aber langweiligen Gesichtern schimpfen und dann niederreißen. Aber ich halte die koreanisch-amerikanische Gewürzmischung, mit der hier erzählt wird, für unglaublich ansprechend. Es stimmt, dass manchmal zu viel Regisseur-Handschrift in die Szenen gezwickt wird, aber in mancher Hinsicht ist der Film doch ein ziemlicher Ausreißer vom ganzen crazy Korea-Reigen.

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Nicole Kidman, als versoffene Mutter mit schwindender Klasse spielt punktgenau und der unangenehme Matthew Goode (ja, Adrian Veidt aus Watchmen!) macht seine Sache letztlich auch mehr als gut. Leute mit Gürtelfetisch — und da kenne ich welche — kommen sicherlich auf ihre Kosten. Stoker könnte aber auch mit ziemlicher Vehemenz bewirken darüber hinwegzukommen.

Heimischer Müll

Kurz fühle ich mich verantwortlich euch etwas über Das Werwolfspiel zu erzählen. Dieser österreichische Film ist dermaßen furchtbar, dass es mir fast peinlich ist. Fremdschämen in purster Form. Diese Schauspieler sind nichts anderes als schlecht. Der Hintergrund des Karten-, Rate- und Taktikspiels für größere Gruppen, die schon alle Saufspiele durchhaben und echt nichts anderes mehr zu tun haben, wird in diesem Pseudo-Dogmafilm schändlich verwurstet. Vielleicht habe ich einen selbstironischen Zugang verpasst, der hier transportiert werden hätte sollte, aber ich denke nicht und möchte die gesamte Optik und vor allem die Darbietungen von Das Werwolfspiel schnellstmöglich vergessen.

Josef auf Twitter: @theZeffo