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Nein. Es ist nicht egal, in wen Frank Ocean verknallt ist.

Im Frühling 2011 hab ich mir Nostalgia, Ultra runtergeladen und es auf Dauerrotation gehört, während das Wetter langsam besser wurde und ich jeden Morgen mit der 2er vom 8. in den 4. in unser Büro fuhr. Es war die Zeit, in der ich kurzfristig dachte ich müsste von meinem angestammten Comic Shop auf der Mariahilferstraße zu einem direkt bei meiner Wohnung um die Ecke wechseln, auch wenn das bedeutete Wochen lang auf neue Hefte zu warten und letztendlich mehr dafür zu bezahlen. Ich fühlte mich komplett heimisch zwischen Laudongasse und Cafe Hummel und Frank Oceans Album/Mixtape war so was wie mein Soundtrack dazu. Ein Soundtrack mit einer ziemlich einzigartigen Ästhetik von einem Typen, von dem ich vorher noch nie was gehört hatte. Über die letzten 1 1/2 Jahre sollte diese Ästhetik so was wie die Blaupause für eine neue Richtung im R'n'B werden. Sein Ansatz über Liebe und über Frauen zu schreiben war grundverschieden zu dem was sonst gerade so da war. Verdammt, ich muss jetzt noch grinsen, wenn ich den Refrain von "Song for Women" höre.

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Als ich letzten Mittwoch dann endlich seine Love Story las, war ich weder vom Inhalt noch von der Qualität besonders überrascht. Ocean hatte schon desöfteren auf seinem Tumblr gezeigt, wie großartig er schreiben kann, am besten wahrscheinlich, als er gefragt wurde sich selbst vor fünf Jahren einen Brief zu schreiben. Das Echo des Internets under der Medien war auch nicht besonders schockierend; Homophobie, Unterstützung, Stolz und letztendlich die klassisch dumme Ansage, dass "es traurig ist, dass so etwas überhaupt noch ein Thema ist". Nein, es ist nicht traurig. Wenn einer der wahrscheinlch größten Popstars, die R'n'B in den nächsten Jahren haben wird so ein Statement abgibt und dermaßen offen seine eigenen Gefühle und seine eigene Sexualität öffentlich thematisiert, ist das genau der Schritt in die richtige Richtung. Und ja, es ist ein großer Unterschied ob Beth Ditto über ihre Homosexualität spricht oder Frank Ocean die unglückliche Liebe zu einem Typen thematisiert. Einen verdammt großen sogar. Wir reden hier schließlich über ein Genre, das ohne Diskussion wohl die meisten Probleme hat, wenn irgendwas auch nur Borderline homoerotisch wird. Pause!

Das Problem mit dieser "Warum ist das überhaupt noch ein Thema"-Einstellung ist, dass sie dermaßen selbstgefällig vor jeglichen Realitäten und unserem derzeitigen Status Quo die Augen verschließt, dass sich überhaupt nicht mehr die Frage stellt, wie man etwas ändern könnte. Die ganze Welt ein Elfenbeinturm aus American Apparel Filialen und  VICE Parties. Ist doch alles super hier.

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Ein anderer Aspekt der öffentlichen Response auf Oceans Brief, war das Label "gay" oder "bi-sexual" das ihm überall direkt auf die Stirn geklebt wurde. Der einzige, der dazu eine Ansage machen könnte, wäre Ocean selbst und er hat keins der beiden Wörter benutzt. Das einzige Mal, dass er auch nur in die Nähe davon kam, war sein Oldie Verse. Alles was er gesagt hat, ist dass er mal ziemlich hart verknallt in einen anderen Dude war und mehr sollte man auch aus der ganzen Geschichte nicht ableiten. Ich persönlich könnte mir nichts schlimmeres vorstellen, als den Medien (den anderen natürlich, nicht uns) dabei zuzuschauen, wie sie Ocean in eine schwule Schubalde stecken. Next Stop: ein Duett mit Kylie Minogue. Hört euch Thinking Bout You an und sagt mir, dass es nicht vor  Sehnsucht und der Erinnerung an eine verlorene Liebe strotzt. In solchen Momenten wird das Geschlecht des Sängers wirklich wurscht. Da geht es um universelle, vereinigende Gefühle. Den ganz großen Scheiß halt. Ich fühl ja auch Mary J. Bliges Schmerz, wenn sie mal wieder darüber singt verlasssen worden zu sein, also worüber reden wir?

Seit gestern gibt's jetzt also endlich Channel Orange. Oceans Management hat entschieden das Release Date eine Woche vorzuziehen. Das löst erst mal das Problem, dass Life Is Good von Nas und Channel Orange am selben Tag rausgekommen wären und ich hab leider nicht die Aumerksamkeitsspanne für zwei Alben an einem Tag.

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Außerdem löste es ziemlich zeitnah das Problem, dass ich nach dem Jimmy Kimmel Auftritt direkt Bad Religion hören wollte.

Die einzigen Probleme, die dieses großartige Album nicht löst, sind das Feature von John "my dick's a white supremacist" Mayer und Chris Brown an sich. Aber da wird sich Ocean hoffentlich auch demnächst drum kümmern. Bis dahin heißt es bis auf weiteres "All Orange Everything."

DONNERSTAG: Sodom & Gomorrha Eröffnungsmesse in der grellen Forelle.

FREITAG: Zirkus Maximus mit dem überguten Simon Regler und Swede:Art bei TLMs The Birds & Bees.

SAMSTAG:  Wuchtelcup Numero 6. Es wird traditionell heiß werden, Drinks geben und einfach nur fantastisch.